Wenn Holz die Erde attackiert
Ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg zur Traditionellen Chinesischen Medizin ist sicherlich, wenn Beschwerden, zuvor für irrelevant befunden, auf einmal neu und ganz anders erklärbar sind; so der bittere Mundgeschmack, mit dem der westliche Mediziner nicht viel anzufangen weiß, der für den chinesischen Arzt jedoch auf Leber-Feuer deutet und wertvolle Hinweise hinsichtlich Diagnostik und Therapie liefert. Zu Recht weist Naschmil Pollmann in ihrem Basislehrbuch Akupunktur darauf hin, dass man nur über den Weg einer exakten Syndromdiagnose – in erster Linie nach der Physiologie der Organe bzw. Funktionskreise – in der Akupunktur zur empirisch bewährten Punktkombination gelangt.
Leider wird die Basis dieser Syndrome, also das Wissen um die Funktionen der verschiedenen Organe nach traditionellem chinesischen Verständnis, in diesem Buch allzu knapp abgehandelt. Dieser zentrale Punkt hätte entschieden mehr Aufmerksamkeit verdient. Sicherlich wirkt es für den westlich ausgebildeten Arzt oft befremdlich, wie in den überlieferten Texten die Rolle der Organe erklärt wird. Aber dieses Gedankengebäude muss man so hinnehmen. Es ist in sich stimmig und führt den Akupunkteur gradlinig zur korrekten Punktewahl.
An vielen Stellen bemüht sich die Autorin, westliche Wissenschaft und östliches Erfahrungswissen in Einklang zu bringen – an sich ein positives Bestreben, doch sollte man Unstimmigkeiten akzeptieren und Dissonanzen nicht gewaltsam aufzulösen suchen. Wenn Pollmann das chinesische Xi (Freude), eine Emotion, die dem Herzen zugeordnet ist, zu Übererregung und Stress macht (S. 40), schießt ihr Bemühen über das Ziel hinaus. Stress steht der Angst näher und schädigt damit aus traditioneller chinesischer Sicht nicht zuletzt die Nieren.
Natürlich wird die Lehre von den fünf Wandlungsphasen behandelt; sie liefert bisweilen einprägsame Bilder, wie das vom Holz (der Leber zugeordnet), das Erde (also die Milz oder den Magen) angreift. Doch in der klinischen Praxis taugt das Modell eher wenig. Dies dürfte man ruhig deutlicher aussprechen.
Bedauernswert ist, dass offenbar auf eine gründliche Korrektur dieses "Basisbuches" verzichtet wurde. Gerade für einen Anfänger wird das Lernen erschwert, wenn sich in Grafiken und Tabellen zahlreiche Fehler oder eine inkonsistente Nomenklatur (mal SJ, mal 3E, mal BF für die Drei-Erwärmer-Leitbahn) finden. Kälte oder Feuchtigkeit sind nicht eindringendes Yang und Wind oder Hitze nicht Yin, sondern umgekehrt (S. 25), was die Autorin natürlich weiß (S. 41ff). Bei der Charakterisierung der Außerordentlichen Leitbahnen Ren Mai (S. 149) und Du Mai (S. 154) wurden die wichtigen Öffnungs- und Anknüpfungspunkte vergessen, erstere werden an anderer Stelle, allerdings unter "Schlüsselpunkte" genannt (Tabelle S. 80). In Abb. 8.9 wurde der Punkt Di 5 fälschlicherweise als Lu 5 bezeichnet und SJ 5 als SJ 7.
Die Stärke des Buches dagegen liegt eindeutig in den Hinweisen zur Schmerztherapie, der ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Hier spürt man die praktische Erfahrung der Autorin. Dieser Teil ist wirklich lesenswert! Eine gute Idee ist die beiliegende Video-CD-ROM zur Demonstration von Nadeltechniken und zur Ohrakupunktur.
Leider wird die Basis dieser Syndrome, also das Wissen um die Funktionen der verschiedenen Organe nach traditionellem chinesischen Verständnis, in diesem Buch allzu knapp abgehandelt. Dieser zentrale Punkt hätte entschieden mehr Aufmerksamkeit verdient. Sicherlich wirkt es für den westlich ausgebildeten Arzt oft befremdlich, wie in den überlieferten Texten die Rolle der Organe erklärt wird. Aber dieses Gedankengebäude muss man so hinnehmen. Es ist in sich stimmig und führt den Akupunkteur gradlinig zur korrekten Punktewahl.
An vielen Stellen bemüht sich die Autorin, westliche Wissenschaft und östliches Erfahrungswissen in Einklang zu bringen – an sich ein positives Bestreben, doch sollte man Unstimmigkeiten akzeptieren und Dissonanzen nicht gewaltsam aufzulösen suchen. Wenn Pollmann das chinesische Xi (Freude), eine Emotion, die dem Herzen zugeordnet ist, zu Übererregung und Stress macht (S. 40), schießt ihr Bemühen über das Ziel hinaus. Stress steht der Angst näher und schädigt damit aus traditioneller chinesischer Sicht nicht zuletzt die Nieren.
Natürlich wird die Lehre von den fünf Wandlungsphasen behandelt; sie liefert bisweilen einprägsame Bilder, wie das vom Holz (der Leber zugeordnet), das Erde (also die Milz oder den Magen) angreift. Doch in der klinischen Praxis taugt das Modell eher wenig. Dies dürfte man ruhig deutlicher aussprechen.
Bedauernswert ist, dass offenbar auf eine gründliche Korrektur dieses "Basisbuches" verzichtet wurde. Gerade für einen Anfänger wird das Lernen erschwert, wenn sich in Grafiken und Tabellen zahlreiche Fehler oder eine inkonsistente Nomenklatur (mal SJ, mal 3E, mal BF für die Drei-Erwärmer-Leitbahn) finden. Kälte oder Feuchtigkeit sind nicht eindringendes Yang und Wind oder Hitze nicht Yin, sondern umgekehrt (S. 25), was die Autorin natürlich weiß (S. 41ff). Bei der Charakterisierung der Außerordentlichen Leitbahnen Ren Mai (S. 149) und Du Mai (S. 154) wurden die wichtigen Öffnungs- und Anknüpfungspunkte vergessen, erstere werden an anderer Stelle, allerdings unter "Schlüsselpunkte" genannt (Tabelle S. 80). In Abb. 8.9 wurde der Punkt Di 5 fälschlicherweise als Lu 5 bezeichnet und SJ 5 als SJ 7.
Die Stärke des Buches dagegen liegt eindeutig in den Hinweisen zur Schmerztherapie, der ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Hier spürt man die praktische Erfahrung der Autorin. Dieser Teil ist wirklich lesenswert! Eine gute Idee ist die beiliegende Video-CD-ROM zur Demonstration von Nadeltechniken und zur Ohrakupunktur.
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