Der Werkstoff allein bedingt noch kein Produkt ...
Der Klassiker "Werkstoffwissenschaften" von Prof. Ilschner wartet in seiner dritten Auflage mit einer Überraschung auf. Zusammen mit seinem Kollegen Prof. Singer ergänzte Ilschner den Titel der Neuauflage um den Teilbereich Fertigungstechnik. Das Autorenteam transportiert mit der neuen Überschrift seines Werkes "Werkstoffwissenschaft und Fertigungstechnik" eine ganz zentrale Information. Vernünftigerweise sollten neue Materialien immer im Kontext mit ihrer Anwendbarkeit als Funktions- oder Konstruktionswerkstoffe betrachtet werden, was leider in der Hochschulausbildung oft nicht genügend berücksichtigt wird. Die Einbindung dieser Inhalte in ein Standardwerk der werkstoffwissenschaftlichen Literatur ermöglicht es dem interessierten Leser, ein Gespür dafür zu entwickeln, was einen Werkstoff letztendlich für bestimmte Anwendungen geeignet oder interessant macht. Gerade die Bereitschaft von Studenten, sich solche Kenntnisse anzueignen, können für die anwendungsorientierte Forschung und für den Weg ins Berufsleben von großer Bedeutung sein. Das breite inhaltliche Spektrum des Lehrbuchs – welches im Prinzip vom Atom über die Mikrostruktur und Thermodynamik bis hin zum Bauteil reicht – besticht durch seine Anschaulichkeit, seine klare Gliederung in 14 Kapitel und durch seine hervorragende didaktische Aufbereitung. Unterstützend zum bewusst knapp gewählten Textanteil wirken treffend ausgewählte Beispiele, Bilder und Diagramme. Gerade Studenten werden davon profitieren, dass es den Autoren gelungen ist, den umfangreichen Stoff ohne überflüssigen Ballast zu bündeln. Die zentralen Inhalte und Kernaussagen sind nochmals in grau unterlegten Boxen zusammengefasst. Natürlich kann das gesamte Gebiet, welches natur- und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen beinhaltet, auf den knapp 400 Seiten nur mit einer eingeschränkten Tiefe vermittelt werden – deshalb ist der Anhang umso wichtiger. Die Autoren präsentieren hier über 30 Fachbücher, die als Standardwerke des jeweiligen Spezialthemas angesehen werden können. Außerdem werden an dieser Stelle die gängigen Fachzeitschriften vorgestellt, deren frühzeitige Lektüre den Studenten ans Herz gelegt wird. Besonders empfehlenswert ist übrigens der Abschnitt "Wie liest man ein Zustandsdiagramm?". Auf nur fünf Seiten gelingt es den Autoren, mit guten Beispielen dieses oft als schwierig empfundene Thema erfolgreich zu vermitteln. Dieser kurze und treffende – dabei aber immer hochwertige – Stil ist charakteristisch für das gesamte Werk! Ein Tipp für Studenten zum Schluss: Lesen Sie doch mal die Vorbemerkung zum Sachverzeichnis!
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