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Ein vergnügtes Hirn lernt besser!

Als ich das Buch in den Händen hielt, musste ich zweimal hinschauen, um den Titel richtig zu lesen: Braintertainment, nicht Brainentertainment! Ein Wortspiel, dachte ich, oder steckt da was hinter? Wer schon mal ein Buch von Manfred Spitzer gelesen hat, weiß wovon ich rede! Nun, ich habe dieses Buch nicht gelesen, weil ich zu den mindestens achtzig Prozent der Leserinnen und Leser gehöre, die kein Neurobiologe sind, sondern eben weil ich Neurobiologin bin – und auch, weil ich Lehrerin und Dozentin bin, und mich Bücher über das Gehirn, besonders interessieren.

Der Titel ist also schon einmal ein Pluspunkt, ein weiterer folgt gleich beim Aufschlagen des Inhaltsverzeichnisses: Viele Autoren, viele Schreibstile, viele Ideen und unterschiedliche Gedanken deuten auf eine spannende Lektüre hin. Und wie sollte es deshalb auch anders sein, startet das Buch mit einem tollen Kapitel, in dem der Leser in einer kurzen, aber doch sehr anschaulichen Reise, mit der Hirnlandschaft vertraut gemacht wird. Dem Autor gelingt es, in einem wirklich kleinen Rundgang, die groben Strukturen des Gehirns vorzustellen, ohne in Details einzusteigen, die einem Nicht-Neurobiologen eher wenig sagen.

Was ist denn nun aber in unserem Kopf tatsächlich drin?, lautet die Frage des nächsten Kapitels. Hier führt uns eine Fantasiereise durch das Gehirn, vorbei an allen Strukturen und Prozessen, die das Gehirn in sich verbirgt. Das 3. Kapitel wiederum liegt mir besonders, da es eine Thematik behandelt, mit der ich gerade in Unterrichtsphasen in denen die Neurobiologie auf dem Stundenplan steht, immer wieder mit Fragen konfrontiert werde: Wer hat sich denn diese schrägen Namen ausgedacht? Müssen wir die alle auswendig lernen ...?

Nun, eigentlich eine berechtigte Frage, denn wie bringt man die mittlerweile über 10 000 Wörter umfassende Neuroterminologie an den Mann oder die Frau? Ganz richtig vom Autor erkannt: Ein Lexikon oder eine Sprachdarstellung würden hier nicht weiterhelfen. Gezielter und sinnvoller ist an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit der Historie der Wörter. Woher sie kommen, ist die eigentliche Kernfrage an dieser Stelle. Diese Geschichtsreise ist jedem zu empfehlen – auch und vor allem Schülern und Studenten. Untermauert wird diese Reise mit Bildern aus dieser Zeit. Ein gelungener historischer Rückblick. Danke! Doch bleiben wir in der Geschichte und folgen dem nächsten Autor bei der Zusammenfassung der Historie der Hirnforschung. Ist das überhaupt auf ein paar Seiten machbar? Ja, es ist machbar, ganz kurz aber ganz prägnant – 2500 Jahre "Hirnforschung, Seelenforschung und Seelendeutung" haben viele Fragen beantworten können.

In der Zeit vor meiner eigenen Auseinandersetzung mit der Neurobiologie war für mich eines klar: Lachen ist gesund, und es kommt aus dem Bauch! Das hat doch nichts mit dem Gehirn zu tun! Nun ja, während meines Studiums wurde ich eines Besseren belehrt, und wer das auch wissen möchte, der möge sich dem 5. Kapitel widmen. Wir erfahren etwas darüber, ob Kokain und Humor Gemeinsamkeiten haben, was der Unterschied zwischen einem Lachen und einem Lächeln ist und ob unser so weit entwickeltes Gehirn in der Lage ist, zwischen einem Witz und einem Cartoon zu differenzieren. Ich nehme mir die Freiheit und sage schon mal: "Ja!" Warum, das sollten Sie im Selbststudium erfahren. Getrost dem Sprichwort: "Humor ist wenn man trotzdem lacht", mögen bei Ihrem nächsten Lächeln so viele Hirnareale wie möglich aktiviert werden! Und wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, warum ein echtes Lachen eigentlich ansteckend ist, dann nehmen Sie sich die Spiegelneurone vor, denn die erzählen Ihnen das im nächsten Kapitel. Vielleicht werden Sie dann, wenn Sie das wissen, anders mit Ihrem Gegenüber umgehen!

"Bist du glücklich und du weißt es, klatsch die Hand, bist du's wirklich ja dann zeig es, klatsch die Hand!" Einfach, oder? Kann man das Glücklichsein auch im Gehirn nachweisen und zeigen? Eine spannende Frage, der sich Spitzer persönlich im 7. Kapitel widmet. Als "Bruttosozialglück" bezeichnete der König von Buthan 1998 das Bruttosozialprodukt seiner Bürger, denn Glück ist nicht nur Sache des Einzelnen, sondern auch der Gesellschaft. Toll, so finde ich! Kann man Glück messen, und wenn ja, Wie? Neben statistischen Darstellungen, die zum Beispiel das subjektive Wohlbefinden in verschiedenen Ländern belegen (Übrigens liegt Deutschland an 19. und die Schweiz an 1. Stelle!), kann man Glück heute auch mittels modernster Techniken nachweisen. Ich schließe mich darum Tolstoi an: "Wenn Du glücklich sein willst, sei!"

Auch weitere spannende Fragen, wie "Welchen Einfluss haben Drogen und Psychopharmaka auf unser Glücksgefühl oder die Gefühls- und Bewusstseinserwartung?", "Kann man die Seele behandeln?", "Und was ist mit der Psyche?", kommen auch in diesem Buch nicht zu kurz. Ebenso wie eine anschauliche, klar verständliche Beschreibung des Geruchs- oder Sehsinns – inklusive sehenswerter Abbildungen optischer Täuschungen, denen wir dauernd unterliegen. Auch ein Thema in diesem Buch sind schließlich die verschiedensten und kuriosesten Visualisierungen eines typischen Frauenhirns (mit einem Gehirnbereich für Schuhe kaufen) oder eines typischen Männerhirns (Bereich für Fußball und Fernbedienung) oder das Gehirn von Homer Simpson, die mich seit meiner Studienzeit verfolgen! Illustrationen, die aus der Popkultur kommen.

Na ja, und dann wären wir fast schon durch mit dem Buch. Fehlt eigentlich nur noch der – in diesem Fall nichtweihnachtliche – Mandelkern: jener Hirnabschnitt, der für die weniger schönen Angstzustände und Angstreaktionen zuständig ist und der den Kapitel-Autor Wulf Bertram zur Neurobiologie brachte. Danach endet mit einem interessanten Epilog das Buch, der den gesamten Inhalt noch einmal Revue passieren lässt und unter die Lupe nimmt. "Was lernen wir aus all den schönen Beiträgen dieses Buches?", ist hier die Frage des Autors. Ich beantworte sie gerne: Sehr viel! Meine Anfangsbemerkung, dass bereits das Autorenverzeichnis eine interessante Lektüre voraussagte, möchte ich hier nochmals ausdrücklich unterstützen. Nur eine kleine Kritik hätte ich: An der einen oder anderen Stelle hätte das eine oder andere Bild die spannende Thematik noch besser untermauert.

Ich selbst möchte abschließen mit einem Zitat unseres früheren beliebten "Dalli-Dalli"-Moderators Hans Rosenthal: "Sie sind der Meinung: Das war spitze!" Dieser Meinung bin ich auch!

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