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Astronomische Edelsteine

Astronomische Bildbände gibt es viele, und beim Titel greifen Verlage oft zu mineralogischen Metaphern. Doch dieser vom Franckh-Kosmos-Verlag vorgelegte astronomische Bilderreigen trägt seinen Titel "Juwelen des Universums" verdient: Es sind nicht nur atemberaubende Astrofotografien, die beeindrucken und einen ähnlichen Glanz verstrahlen wie Edelsteine. Auch die Texte sind durchweg gelungen. Anders als bei vielen ähnlich bebilderten Büchern gehen die Bildbeschreibungen hier in die Tiefe und greifen aktuelle Forschungserkenntnisse auf.

Der Autor des Buchs, der Astrophysiker Rhodri Evans, ist an der Universität Car­diff in Großbritannien tätig und forscht auf dem Gebiet der Infrarot­astronomie, siehe thecuriousastronomer.wordpress.com. Daneben schreibt er populärwissenschaftliche Bücher und vermittelt astronomisches Wissen durch Radiobeiträge und Fernsehsendungen bei BBC und CBS. Die Übersetzung aus dem Englischen durch den Physiker Michael Vogel ist offenkundig gelungen. Die Texte sind sprachlich rund und zeigen einen in astronomischen Dingen versierten Übersetzer. Es bereitet Vergnügen, sich von Bildern und Texten des Bildbands "Juwelen des Universums" entführen zu lassen und Neues zu entdecken. Der Aufbau folgt dem häufigen Schema vom Nahen zum Fernen. Die "Reise" beginnt in unserem kosmischen Vorgarten und reicht bis zur am weitesten entfernten Galaxie GN-z11, von der wir bis dato wissen, dass ihr Licht 13,4 Milliarden Jahre unterwegs war, bis es im März 2016 Detektoren des Hubble-Weltraumteleskops erreichte.

Ein Bildband mit Tiefgang

Nicht nur die Bilder selbst, auch ihre Auswahl und Zusammenstellung zeugen von den Mühen des Autors beziehungsweise des Verlags. Viele der Astrobilder sind entweder entlegen oder anderswo noch nicht abgedruckt. Auf den ersten Blick sieht der Leser, mit welchem Tele­skop oder welcher Raumsonde das jeweilige Bild gewonnen wurde, und ob im sichtbaren Licht oder in einem anderen Spektralbereich. Von einigen Himmels­objekten finden sich mehrere mit verschiedenen Instrumenten aufgenommene Bilder, von einigen Objekten auch Kompositbilder. So zeigen sich viele bekannte Ansichten von Planeten, Monden, Sternen, Nebeln oder Galaxien im sprichwörtlich anderen Licht.

Mit Bildern des Kometen 67P/Tschurju­mow-Gerasimenko und vom Zwergplaneten Pluto präsentiert der Bildband Brandaktuelles. Gerade bei Pluto, der auch opulent den Buchtitel ziert, gibt es Spannendes zu sehen, das man sich selbst in dieser Form nur mühevoll zusammenpuzzeln könnte: Eine Bilderreihe zeigt die Annäherung der Raumsonde New Horizons zwischen April 2015 und dem nahen Vorbeiflug am 14. Juli 2015. Das April-Bild zeigt Pluto und Charon noch so strukturlos wie sie das Hubble-Weltraumteleskop im günstigsten Fall ablichten konnte. Mit geringerem Abstand zeichnen sich immer deutlichere Oberflächenstrukturen bei beiden ab, und die Bilderreihe gipfelt in jenen detailreichen Aufnahmen von Pluto und seinem größten Begleiter, die unser über Jahrzehnte weitgehend leeres Bild dieses Außenpostens unseres Sonnensystems mit Leben füllen.

Das gelungene Layout, die hervorragende Druckqualität und das hochwertige Papier runden den positiven Gesamteindruck dieses astronomischen Bildbands ab. Zur Zielgruppe der "Juwelen des Universums" dürften auch all jene zählen, die sich über ein besonderes Geschenk freuen. Es müssen ja nicht immer echte Juwelen sein!

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Sterne und Weltraum – Swing-by – Raumsonde JUICE im Billardspiel mit Mond und Erde

Die europäische Raumsonde JUICE führte ein wichtiges Swing-by-Manöver am Erde-Mond-System durch, um mittels der Schwerkraft zu beschleunigen. Dabei half erstmals auch der Mond mit. Bis 2029 folgen drei weitere Planetenvorbeiflüge, um 2031 dann Jupiter und seine Galileischen Monde zu erreichen. Wir informieren Sie über die Details der Mission. Im zweiten Teil unserer Serie über Observatorien berichten wir über das Extremely Large Telescope (ELT) der ESO, das in der chilenischen Atacama-Wüste gebaut wird. Ein langjähriger ESO-Mitarbeiter beschreibt uns den Fortschritt des Großprojekts. Das ELT soll ähnliche Durchbrüche wie die Weltraumteleskope Hubble und James Webb ermöglichen. Darüber hinaus beleuchten wir die wissenschaftshistorische Bedeutung der Werke des Philosophen Immanuel Kant, der dieses Jahr 300 Jahre alt geworden wäre, und zeigen in unserem Praxisbericht, wie Sie vom Boden aus mit amateurastronomischen Mitteln Raumstationen am Himmel fotografieren können.

Spektrum der Wissenschaft – Vorstoß zur Sonne

Viele Vorgänge im leuchtenden Plasma unserer Sonne sind noch immer rätselhaft. Neue Raumsonden sowie Beobachtungen vom Erdboden aus sollen dabei helfen, die Phänomene besser zu verstehen. Außerdem im Heft: Höhere Symmetrien tragen zur Lösung physikalischer Rätsel bei – vom Teilchenzerfall bis hin zum Verhalten komplexer Quantensysteme. Wir berichten von Untersuchungen an kopflosen Würmern und winzigen Zellklumpen, die kein Gehirn haben, aber grundlegende kognitive Fähigkeiten. Die Klimaforschung nimmt Aerosole in den Blick, um Klimasimulationen zuverlässiger zu machen. Wussten Sie, dass die statistische Methode des t-Tests in der Guinness-Brauerei erfunden wurde? Daneben berichten wir über codebasierte Kryptografie.

Spektrum - Die Woche – Akustische Kur gegen Stress

Naturgeräusche haben eine unglaublich beruhigende Wirkung auf uns. Wieso das so ist und wie Vogelgezwitscher und Wasserrauschen im Gehirn verarbeitet werden und auf unsere Psyche wirken, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der »Woche«. Außerdem: Läutet das KI-Zeitalter eine neue Ära der Physik ein?

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