»12 Gesetze der Dummheit«: Anleitung zum besseren Denken
Warum schaffen wir es nicht, unsere Probleme zu lösen – private wie globale? Obwohl oft klar ist, was wir tun müssten, gelingen die nötigen Schritte nicht. Der Grund liegt, so der Neurowissenschaftler Henning Beck, in der Faulheit des Gehirns. Im Streben nach Vereinfachung verursacht das Denkorgan Fehler. Der Autor beschreibt zwölf dieser Denkfehler und nennt sie die »Gesetze der Dummheit«.
Pro Kapitel nimmt er sich einen Fehler vor. Er erklärt dabei unter anderem, warum Bildung nicht vor falschen Denkmustern schützt, wieso alles immer einfach sein soll und warum unsere Zukunftsprognosen häufig nicht viel taugen. Danach geht es um Individualismus, unsere Abneigung gegen Verbote, die Fixierung auf das Hier und Jetzt, die Angst vor Risiken und das Problem der Polarisierung innerhalb von Gesellschaften. Schließlich nimmt er sich die Bürokratisierung vor, das Streben nach immer währendem Wachstum und unsere Freude an der Schwarzmalerei.
Ein besonders eindrückliches Beispiel für die Unzulänglichkeit unseres Gehirns findet sich zu Beginn des zweiten Kapitels. Dort bittet Beck seine Leserschaft, sich ein Fahrrad vorzustellen, es vielleicht sogar aufzumalen. Wer sich auf das Experiment einlässt, stellt wahrscheinlich schnell fest: Was unheimlich einfach erscheint, führt nicht selten zu einer grotesken Karikatur. Zwar denken wir, einiges über Fahrräder zu wissen, aber wenn wir sie erklären oder zeichnen sollen, fehlen uns viele wichtige Details.
Für einen optimistischen Umgang mit unseren Begrenzungen
Wie hier versteht es der Neurowissenschaftler immer wieder, die Probleme des Denkens konkret und greifbar zu machen. Man fühlt sich zwangsläufig bei eigenen Unzulänglichkeiten ertappt. Dennoch kommt der Spaß bei der Lektüre nicht zu kurz, dafür sorgen die teils blumige Schreibweise und der Humor des Autors. Die seinen Ausführungen zu Grunde liegenden Studien flicht Beck gekonnt ein und erläutert die angewandten Methoden. Seine eigenen Positionen lässt der Autor ebenfalls durchblicken, oft in Gestalt rhetorischer Fragen: »Wie will man Probleme kollektiv lösen, wenn wir dazu erzogen werden, ausschließlich uns selbst zu verwirklichen?«
So ernüchternd die Begegnung mit der eigenen Begrenztheit auch sein mag: Henning Beck lässt einen nicht desillusioniert zurück, sondern liefert – ebenfalls wissenschaftlich fundierte – Ansätze für einen optimistischen Umgang mit den eingebauten Denkfallen unseres Gehirns. So vermittelt die Lektüre wertvolles Wissen über eigene Denkmuster und hilft dabei, das Denken unserer Mitmenschen besser nachzuvollziehen. Im besten Fall befördert sie so bessere Entscheidungen und eine größere Offenheit in der Begegnung mit anderen.
Gut getan hätten dem Buch knappe Zusammenfassungen der Kernthesen. Auch Checklisten zu einzelnen Denkfehlern und zum Umgang mit ihnen hätten die Umsetzung der gewonnenen Einsichten erleichtert. Aber einen ersten wichtigen Schritt ermöglicht das Buch in jedem Fall: zu verstehen, wie uns unser Gehirn beim Denken im Weg stehen kann.
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