»200 Tage auf der ISS«: Schönste Fotos von der Erde – aus der Raumstation ISS
Dicht gedrängt ist so ein zehnstündiger Arbeitstag an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Dennoch, der französische Astronaut Thomas Pesquet kann sich kein größeres Abenteuer vorstellen als eine Reise ins All, wo ihn der Weltraum und der Blick auf die Erde zutiefst verzaubern. Nach seiner Arbeit an den wissenschaftlichen Experimenten sowie in Wartung und Logistik nutzt er die knappe freie Zeit, um aus der Raumstation in 400 Kilometern Höhe die Erde in Bilder zu bannen. Das sei ein unwillkürliches Bedürfnis, auch seiner Kolleginnen und Kollegen, die ebenso die atemberaubende Schönheit der Erde spüren und diesen Anblick festhalten wollen, schreibt Pesquet. Da müsse man einfach auf den Auslöser einer Kamera drücken.
200 Tage – von April bis November 2021 – verbringt der Astronaut Pesquet an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Mehr als 245.000 Aufnahmen bringt er von seinem Allausflug mit. Davon sind 300 in seinem Bildband gelandet, mit denen er seine Liebe zur Erde zeigen will. Der Himalaja, die orangerot leuchtenden Dünen an der Küste Namibias, der australische Busch, aber auch das übermäßig beleuchtete Belgien. Pesquet fotografiert das Rote Meer im Zentrum der Begehrlichkeiten der Großmächte und entdeckt die Küste zur Wüste, gesäumt von einem wunderschönen Korallenriff. Bei einer Oase in der Nähe von Kairo zeigt er das menschliche Wassersystem als großes grünes Herz. Bei einem Überflug von Deutschland merkt er an, dass die Türme des Kölner Doms so hoch sind, dass man sie tagsüber aus großer Höhe noch erkennen kann. Er zeigt, wie sich die graubraune Rauchsäule eines verheerenden Waldbrandes in Griechenland über das Mittelmeer bis nach Korsika zieht, oder die Strukturen von Dünen, so gradlinig wie mit dem Kamm gezogen.
In seinen Bildbeschreibungen bringt Pesquet auch die wissenschaftliche Perspektive unter: was die Wassertröpfchen einer Wolke über Korsika in der Luft hält, warum die Küsten an der französischen Atlantikküste safrangelb aussehen oder wie man den Gesundheitszustand der Meere aus dem All bewertet. Speziell für Fotografen fügt er technische Details seiner Aufnahmen an oder erzählt Anekdoten. Wie beim Überflug auf die Niederlande: »Gott erschuf die Welt – und die Niederländer das Niederland.«
Ein Astronaut zeigt seine Liebe zur Erde
Auch wenn es zuerst nur Schnappschüsse waren, wie Pesquet schreibt, gelingen ihm schwierige Nachtaufnahmen, in denen Städte wie winzige Lichtpunkte erscheinen, von der Milchstraße oder den hellgrün schimmernden Polarlichtern. Ja, die Fotos sind atemberaubend, die Texte schön zu lesen und lehrreich. Es ist ein begeisterndes Feuerwerk aus bunten Farben, Formen oder Strukturen unserer Erde.
Aber wie nur mögen all dies die Menschen im Weltraum erleben? Viele Astronautinnen und Astronauten kehren nicht nur tief beeindruckt von der einzigartigen Schönheit der Erde zurück. Einige übersetzen diese Erfahrung, wie auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst, in einen eindringlichen Appell. Auch Pesquet appelliert an die Menschen, die Verletzlichkeit der Erde anzuerkennen. Er zeigt die schützende Atmosphäre, dünn und hauchzart wie eine Seifenblase, sieht die schädlichen Auswirkungen menschlichen Handelns und die Folgen des Klimawandels, das schreckliche Wüten der Wirbelstürme, die Waldbrände in Südeuropa und ist überzeugt, »dass bisher bei Weitem nicht genug für den Schutz unseres Planeten getan wurde«. Er ist überzeugt: »Wir wohnen auf einer Insel des Lebens von einzigartiger Schönheit, fragil, gefährdet, verloren in der feindlichen Unendlichkeit des Kosmos.«
Ende der friedlichen Zusammenarbeit
Als die ISS in den Weltraum geschickt wurde, war sie ein Zeichen friedlicher internationaler Zusammenarbeit. Auch Pesquet berichtet von der gemeinsamen Arbeit mit seinen Kameraden aus den USA, Japan und Russland, bei der sämtliche Differenzen im Dienst der Weltraumforschung ausgeblendet werden. Hier oben im All müssen alle zusammenarbeiten – über alle Gegensätze hinweg auch aufgrund der Gefahren, die solche Missionen mit sich bringen, so Pesquet. Doch das Ende der ISS ist nah: In etwa sieben Jahren wird sie kontrolliert im Pazifik versenkt. Dann wird es wohl keine weitere internationale Zusammenarbeit mehr geben. Das ist mehr als schade. Denn im All wie auf der Erde gibt es ausreichend Gefahren, die nur gemeinsam abgewendet werden können.
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