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»3 Grad mehr«: Es wird noch heißer

Das Buch zeichnet ein dramatisches Bild vom Klimawandel und macht trotzdem Hoffnung. Weil es zeigt, welches Potenzial in Aufforstungen, Moorvernässungen und anderen Lösungsansätzen liegt.
Die Frage ist nicht ob, sondern wie hoch der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 steigt (Symbolbild).

Am Anfang ein kurzer Rückblick: Im Dezember 2015 unterzeichneten auf der UN-Klimakonferenz in Paris mehr als 190 Staaten das Klimaschutzabkommen. Es war und ist ein Meilenstein in der politischen Auseinandersetzung mit dem Klimawandel: Die Weltgemeinschaft sitzt an einem Tisch und bekennt sich, für den Temperaturanstieg verantwortlich zu sein – und verpflichtet sich, etwas dagegen zu tun! Kern der Übereinkunft ist das so genannte 1,5-Grad-Ziel: Es soll alles Nötige unternommen werden, um den globalen Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 auf 1,5 Grad zu begrenzen. Steigen die Temperaturen darüber hinaus, drohen katastrophale und irreversible Folgen.

Sieben Jahre später sind sich immer noch alle einig, dass der Klimawandel real ist und man wirklich dringend handeln müsste. Aber vom Erreichen des 1,5-Grad-Ziels sind wir heute weiter entfernt als je zuvor. Geht die Entwicklung weiter wie bisher, steuern wir bis Ende des Jahrhunderts eher auf eine globale Erwärmung von drei Grad zu.

Die Öffentlichkeit aufrütteln, ohne sie an den Fatalismus zu verlieren

»3 Grad mehr« heißt auch das neue Buch, das der Stifter des »Forums für Verantwortung« Klaus Wiegandt herausgegeben hat. Zu den Autoren und Autorinnen zählen namhafte Klimaforscher wie Hans J. Schellnhuber und Stefan Rahmstorf, Soziologinnen wie Jutta Allmendinger und Moorkundler wie Hans Joosten.

Dem Buch gelingt die schwierige Aufgabe, die weiterhin behäbige Öffentlichkeit aufzurütteln, ohne sie an den Fatalismus zu verlieren. Im wuchtigen ersten Teil »Heißzeit voraus« gehen die Autorinnen und Autoren schonungslos der Frage nach, wie apokalyptisch eine drei Grad wärmere Welt aussehen würde. Weite Landstriche könnten veröden und unbewohnbar werden. Hunderte Millionen Klimaflüchtlinge könnten ihre Heimat verlassen; es drohen Hungersnöte und gewaltige Wirtschaftskrisen. Das erinnert entfernt an den Katastrophenfilm »The day after tomorrow« (2004). Doch anders als im Blockbuster wird jeweils plausibel und genau skizziert, auf Grundlage welcher wissenschaftlichen Erkenntnisse das gezeichnete Schreckensszenario eintreten könnte.

Aber es gibt Hoffnung! Im umfangreicheren zweiten Teil werden naturbasierte Lösungen vorgestellt, um die Drei-Grad-Apokalypse doch noch zu verhindern: Ausführlich stellt das Buch zum Beispiel die große Klimawirkung von Mooren vor, die nachhaltige Nutzung von Holz im Bausektor, Permakultur für die Landwirtschaft oder die Möglichkeiten, Wälder der Tropen und Subtropen wieder aufzuforsten.

Jedes Kapitel ist mit zahlreichen Infografiken, Definitionen, Praxisbeispielen und Infokästen angereichert. Man kann sich mühelos für Stunden in jedes der vorgestellten Themen vertiefen. Was war noch mal Paludikultur? Ach so, die landwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte, zum Beispiel durch den Anbau von Röhricht oder den Einsatz von Wasserbüffeln. Durch die hohen Wasserstände bleibt das Moor intakt (oder wird es wieder), und das klimaschädliche CO2 bleibt im Boden. Wie lässt sich der Humusgehalt im Boden erhöhen? Wie kann man die Verdunstungskälte gegen den Klimamandel nutzen?

Trotz der apokalyptischen Einstiegsszenarien ist »Drei Grad mehr« ein inspirierendes Buch, das Lust darauf macht, sich intensiver mit der globalen Krise und möglichen Lösungsansätzen zu beschäftigen.

Am Ende bringt das natürlich alles nichts, wenn Politik und Gesellschaft nicht endlich entschlossen handeln. Auch dafür hat das Buch noch eine kurze Handreichung: Im dritten Teil »Call to action« geht es um die potenzielle Macht, die informierte Bürger und Bürgerinnen entfalten können, um im Kampf gegen den Klimawandel die richtigen Impulse zu geben.

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