Bis an die Grenzen der Welt
Beim Stichwort "große Entdecker" kommen den meisten Menschen vermutlich Seefahrer wie Christoph Kolumbus (1451-1506), Vasco da Gama (1469-1524) oder James Cook (1728-1779) in den Sinn. Diese erschlossen mit ihren Expeditionen neue Wege nach Amerika, Indien oder in den Pazifik. Doch bereits weit früher, schon in der Antike, trieb es die Menschen in die Ferne. Der Geschichtswissenschaftler Raimund Schulz zeichnet diese oft längst vergessenen Reisen nach und liefert im vorliegenden Buch eine gelungene Übersicht über historische Erkundungsfahrten in alle Himmelsrichtungen.
Das Werk hat acht Kapitel, die annähernd chronologisch die Erschließung der Welt vor und in der Antike beschreiben. Schulz beginnt seine Darstellung mit Schiffsreisen während der Bronzezeit, um anschließend auf die Erkundungen der Phöniker, Griechen, Karthager, Perser und Römer einzugehen.
Rund um den Globus
Durchweg wird deutlich: Bereits lange vor den großen neuzeitlichen Entdeckungen haben Handel, Machtstreben und Wissbegierde die Menschen in entlegenste Gegenden geführt. Schulz berichtet von den Expeditionen der Phöniker im Mittelmeer sowie entlang der Küsten Afrikas, und er erzählt von den Reisen kleinasiatischer Siedler bis an südfranzösische Gestade. Ebenso befasst er sich mit den Römern, die mit ihren Vorstößen nach Nordeuropa regelrecht zum Ende der damals bekannten Welt vordrangen, sowie mit den Eroberungen Alexanders des Großen, die bis China ausgriffen. Einige Entdecker wagten sich sogar über den offenen Ozean, beispielsweise nach Island. Die Gegenden, die sie dabei erreichten, lagen oft weit jenseits der Welt, die den meisten damaligen Menschen bekannt war.
Ausführlich beschreibt der Autor einzelne Expeditionen und stützt sich dabei auf gründliche Recherchen. Der Leser erfährt etwa von den Reisen der Griechen bis an den Ganges, von römischen Kriegsschiffen im Nordmeer oder den Expeditionen von Kaufleuten entlang der Bernsteinstraße. Allein die Anmerkungen und das Literaturverzeichnis umfassen 136 Seiten, zudem enthält das Buch ein umfangreiches Personen- und Ortsregister. Beeindruckend, dass das Werk dennoch nie unübersichtlich wird, die Reisen stets nachvollziehbar in ihren jeweiligen historischen Kontext setzt und auch für Nichthistoriker verständlich bleibt.
Sehr gelungen schließt der Band mit einem Kapitel, in dem Schulz darlegt, wie sich das antike Wissen zum Teil erhielt und so eine Grundlage für die frühneuzeitlichen Expeditionen lieferte. Insgesamt ist "Abenteuer Ferne" lesenswert, fasst die frühe Erschließung der Welt gekonnt zusammen und vermittelt den gebotenen Respekt vor den gewaltigen Leistungen antiker Kulturen.
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