»Affentheater«: Von Ziegen hütenden Pavianen und sensiblen Meerkatzen
Seltenen Vögeln und Schmetterlingen hat sie sich bereits gewidmet. Nun, zu ihrem 80. Geburtstag, ist ein neues Werk der renommierten Künstlerin Anita Albus erschienen. Affen sind dieses Mal ihr Thema. Von den allseits bekannten Gorillas bis zu den kaum erforschten Dryas-Meerkatzen reicht der recht schmale, dafür aber prächtig bebilderte Band. Zwei Abbildungen von Primaten hat Albus selbst beigesteuert, der Rest stammt aus der 1801 veröffentlichten »Histoire Naturelle des Singes« des Naturforschers Georges-Louis Leclerc, vielen wahrscheinlich besser bekannt als Comte de Buffon.
Von Buffon stammen auch einige Beschreibungen der Affen, die in kurzen Texten vorgestellt werden. Diese sind elegant, manchmal sogar mit feinem Humor verfasst, und weisen erstaunliche Fakten auf. So berichtet Albus beispielsweise von Pavianweibchen, die früher in Namibia von Hirten zum Ziegenhüten eingesetzt wurden.
Auch bei den Bonobos findet die Autorin eine frische Perspektive. Anstatt nur auf deren Image als Sex liebende »Hippie-Affen« einzugehen, merkt sie in Anlehnung an den Verhaltensforscher Frans de Waal an, dass Bonobos erst seit rund 50 Jahren in freier Wildbahn beobachtet werden – und damit viel kürzer als die Schwesterart, der Gemeine Schimpanse. Ob Bonobos ihrem friedfertigen Ruf auf Dauer gerecht werden, wird sich somit erst noch zeigen.
Berührende Erzählungen, bekannte Fakten
Dass es bei Arten wie den Schimpansen oder Pavianen brutal zugehen kann, ist dagegen vielen bekannt und wird auch in »Affentheater« nicht verschwiegen. Ebenso kommen aber die Intelligenz vieler Primaten, ihre Verspieltheit und die teils engen Bindungen untereinander und sogar mit Menschen zur Sprache.
Letzteres zeigt der berührende Bericht des Geografen und Afrikaforschers Eduard Pechuel-Loesche, der eine Blaumaulmeerkatze bei sich zu Hause hielt. Das Tier namens Muido pflegte eine enge Bindung zum Ehepaar Pechuel-Loesche, das es gut umsorgte. Doch als die Besitzer verreisten und Muido in weniger wohlgesinnte, fremde Hände gaben, wurde die Meerkatze reizbar und nervös.
Das Leid der Affen durch Menschen, welche die Tiere jagen, verkaufen und ihre Lebensräume schmälern, wird in dem Buch ebenfalls oft erwähnt. Statt dieser eher bekannten Fakten hätte die Autorin die Bemühungen zum Schutz der Tiere vielleicht mehr in den Fokus nehmen können: So gelten Berggorillas, anders als im Buch behauptet, nach aktuellem Stand der Weltnaturschutzorganisation IUCN nicht mehr als »vom Aussterben bedroht«, sondern »nur« noch als »stark gefährdet«. Zudem mutet die ästhetische Sprache des Buchs durch Begriffe wie »selbdritt« oder »Mohrentamarin« (auch: Schwarzer Tamarin) wohl gerade für jüngere Generationen nicht mehr zeitgemäß an.
Insgesamt jedoch ist »Affentheater« eine liebevoll gestaltete Hommage an eine vielfältige Tierfamilie, die der Welt hoffentlich nicht nur in Form schöner Bilder erhalten bleiben wird.
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