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Buchkritik zu »Allgemeine und molekulare Botanik«

Dies ist eigentlich die 12. Auflage des "Nultsch", des etwas asketisch ausgestatteten und klein gedruckten, aber handlichen Taschen- Lehrbuchs, das die Studenten gerade deshalb gerne mochten. Es enthielt das Standardwissen plus einigen Schmankerln. Heute sind die Ansprüche spürbar gewichtig gestiegen. Das ist so beeindruckend wie bedrückend – abschreckend für die Nicht-Bibliophilen. Für die Liebhaber ist es Schmuckstück zwischen Pappendeckeln, aber eher imaginär mit dem gelben Teufelsauge – weshalb gerade diese recht rare Pflanze mit ihrer gewundenen Enthymologie ohne sonstigen Bezug zur allgemeinen und molekularen Botanik? Gegen die treuherzige Versicherung im Vorwort, einen dauerhaften Kauf gemacht zu haben, der den Käufer auf lange Zeit als Nachschlagebuch begleiten wird, stehen das hier geoffenbarte logarithmische Wachstum des Botanik-Wissens und die reziproke Halbwertszeit des jetzt schon unansehnlichen Druckpapiers. Diesem Printmedium gebe ich nicht die versprochene Ewigkeit.

Aber man muss sogleich mit Erstaunen den Preis loben. Die Präsentation dieses Lehrbuchs folgt der inzwischen mehrfach bewährten klassischen Strategie des Thieme Verlags: alle Bilder farbig, mindestens in einigen Teilen; die Halbton- und Buntbilder gestochen scharf; die Diagramme durchdacht; die vielen chemischen Formeln klar; Boxen für Sonderbeiträge und Fortführendes; Glossar-Ersatz durch markierte Seitenzahlen im Index; konstruktiv überlegte, raffende Tabellen; farbiger Daumenindex-Ersatz, um die Kapitel rasch zu finden – kurz: alles erfreulich und comme il faut.

Es ist also gut, dieses Lehrbuch zu besitzen und zu befragen. Aber wie gesagt: Es muss nicht alles in den Kopf!
  • Quellen
BIOspektrum, 04/2009

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