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»Aufbäumen gegen die Dürre«: Was tun gegen die Wasserkrise?

Nicht nur der globale Klimawandel bedroht die Welt, auch der Wassermangel. Die Autoren stellen Wasserprojekte vor, die Mut machen.
Eine ausgetrocknete Landschaft

Irgendwie starren wir zu gebannt allein auf die Klimakrise, finden die Autoren des Buches »Aufbäumen gegen die Dürre«. Den Fokus nur darauf zu legen, wer bis wann wie viel Kohlendioxid einsparen muss, sei zu einseitig. Lösungen wie E-Autos, Solaranlagen oder gar die Verpressung des Gases in den Untergrund bezeichnen sie als eine problematische Verkürzung, der zukünftigen Katastrophe zu begegnen. Zudem genau diese dem »technokratischen Weltbild entspringen«, das die Probleme erst verursacht hat, so die Autoren dieses umfassenden und sehr lesenswerten Wasserbuches.

Mit Umweltthemen beschäftigen sich die Autoren schon lange. Ute Scheub ist Mitbegründerin der taz, hat Politikwissenschaft studiert und zahlreiche Bücher wie »Wasserrevolution«, »Die Humusrevolution« oder »Demokratie – Die Unvollendete« geschrieben. Stefan Schwarzer ist Physischer Geograf und Permakultur-Designer und hat für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen gearbeitet.

Scheub und Schwarzer analysieren die Wassersituation der Atmosphäre, der Wälder, Flüsse und Seen. Sie stellen konkrete Beispiele vor, wo es in Deutschland, aber auch weltweit in jüngster Vergangenheit Überschwemmungen oder Dammbrüche gab, Flüsse versiegten oder Böden ausgetrocknet sind. Natürlich verstärkt der Klimawandel Trockenheit und Hitze, aber eben auch problematische Großverbraucher wie Tesla im trockenen Brandenburg, Chemiekonzerne wie BASF, Energieversorger wie RWE, die »mächtige Lobby« von Nestlé, Suez oder Veolia oder Agrarkonzerne, falsche Landwirtschaft, Flussbegradigungen, Betonstädte oder Abholzungen.

Sie erklären grundsätzlich, wie »fliegende Flüsse« Wasser transportieren, Wälder ihren eigenen Regen erzeugen, wie Moore funktionieren und Kohlenstoff wieder gebunden werden kann – detailreich und fachlich fundiert. Umfassend stellen die Autoren die überaus zahlreichen Projekte vor, die die Wassernot in Deutschland, aber auch weltweit bekämpfen, wo welche Ideen verwirklicht wurden, welche helfen und wie sie funktionieren. Der Waldumbau im Landkreis Elbe-Elster, die Ansiedlung von Bibern, winzige Wälder in den Städten, indonesische Kleinbauern, die Tausende von Sengonbäumen auf ihrem Land anpflanzen, ein Bauer am Rande des Spreewalds, der Baumreihen zwischen konventioneller Landwirtschaft pflanzt, die erste europäische Schwammstadt Kopenhagen, Auenwälder an der Havel und noch so viele mehr.

Manchmal scheint es, als würden sich die Autoren regelrecht in einen Rausch hineinschreiben, wenn sie all die Projekte hintereinander aufzählen. Das ist vielleicht etwas ermüdend, es zeigt aber auch: Es gibt viele davon. Allerdings sind es oft nur sehr kleine, lokal begrenzte Taten. Vielleicht auch nicht immer so erfolgreich, wie es die Autoren hoffen. So wurden zwar in Berlin einige Straßen grün und autofrei, woanders werden Biber angesiedelt, doch gegen solche Aktionen gibt es oft auch erfolgreichen Widerstand von Politikern und Bauern.

Scheub und Schwarzer ist eine umfassende Analyse der politischen Lage, der Mechanismen in der Umwelt und der Gegenmaßnahmen gelungen. Schöne Fotos, eine kreative Mischung von Texten wie Interviews, eine fiktive Reise eines Wassertropfens um die Welt und Infokästen lockern das Buch erfrischend auf.

Die Autoren wollen den Blick schärfen für die Kraft der Natur zu heilen, und ihr Buch macht Mut angesichts so vieler positiver Taten, Pläne und Aktionen. Sie merken aber selbst an, dass es zwar weltweit Tausende faszinierender Initiativen gibt, aber kaum ein Politiker mit »Dämmen aus Baumstämmen« oder renaturierten Flächen Wahlkampf mache und keine Industrie daran Geld verdiene. Und auch wenn die Bundesumweltministerin den globalen Aktionsplan für Wasser als Trendwende bezeichnet, kritisieren NGOs, dass zu viele Maßnahmen eben nur freiwillig seien, wie die Autoren anmerken. Eine wirkliche Trendwende könne sein, Wasser als »globales Gemeingut« und »kollektive Ressource« im Völkerrecht zu verankern. So weit ist es allerdings noch nicht.

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