Alltag mit Autismus
Aleksander Knauerhase ist Informationswissenschaftler, Blogger, Autor – und Autist. In seinem Buch nimmt er die Leser mit auf eine Reise durch das zum Teil sehr herausfordernde Leben mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Eingangs beschreibt er, wie sich seine Wahrnehmung von jener von Nichtautisten unterscheidet: Sinnesreize kann er schlechter ausblenden. So wird die Geräuschkulisse im Supermarkt schnell unerträglich und zieht eine flackernde Lampe die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Um mit dieser Reizüberflutung klarzukommen, entwickeln viele Betroffene ein Abwehrverhalten, das nach außen hin sonderbar, eigenbrötlerisch oder gar aggressiv erscheinen kann.
Knauerhase bemängelt, dass der Begriff "autistisch" oft missbraucht wird, um egoistische Menschen zu beschreiben, und dass die Gesellschaft zwar über Autisten redet, aber nicht mit ihnen. Beim Thema Therapie bleibt er leider vage: Er kritisiert zwar den Ansatz der Applied Behavior Analysis, einer besonders rigiden Form der Verhaltenstherapie. Aber bis auf seinen Appell, Autisten die nichtautistische Welt zu erklären, fehlen konkrete Verbesserungsvorschläge.
Insgesamt bietet das Buch einen sehr persönlichen Einblick in Knauerhases Leben mit Autismus. Viele Kapitel hat er direkt von seinem Blog übernommen, wodurch sie kurz und infolge der mitreißenden Sprache leicht lesbar sind; teilweise kommt es aber zu thematischen Wiederholungen.
Was den Lesern bewusst sein sollte: Es handelt sich nicht um ein Fachbuch, und das Werk gibt auch keine Hinweise auf weiterführende Literatur oder wissenschaftliche Studien zum Thema. Aber es bietet einen guten Einstieg, um Menschen mit Autismus und ihre Wünsche und Bedürfnisse besser verstehen zu lernen.
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