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Bergbau und Rohstoffe

Der Geowissenschaftler Volker Wrede singt ein einseitiges Loblied auf den Bergbau – dieser habe sogar positive Folgen für die Natur.

Das Öl wird knapp, und auch Lithium für Batterien von E-Autos sowie seltene Erden gehen aus. Solche Meldungen führen immer wieder zu Verwirrung, wenn es kurze Zeit später heißt, es gäbe die Rohstoffe plötzlich doch wieder im Überfluss. Warum das so ist, möchte der Geowissenschaftler Volker Wrede in seinem Sachbuch klären – aber eigentlich verteidigt er hauptsächlich das Recht des Menschen auf Bergbau.

Ein positives Image für den Bergbau

Um dem Bergbau ein positives Image zu verpassen, führt Wrede sogar Beispiele aus dem Alten Testament und dem Tierreich an. So übten auch Schwalben bergbauliche Tätigkeiten aus, wenn sie sich gezielt Schlamm aus einer Pfütze holten, um damit ihr Nest zu bauen.

Ähnlich konstruiert erscheint seine These, die Georeserven der Erde seien theoretisch unendlich, im Gegensatz zu nachwachsenden Bioressourcen. Bergbauprodukte würden länger und in größerem Umfang zur Verfügung stehen, während Biorohstoffe bloß theoretisch endlos seien, da die Anbaufläche limitiert ist. Zudem lässt sich laut Wrede der Bergbau meist umweltverträglich durchführen. Wenn das nicht geschehe, liege das nur an den jeweils herrschenden Regierungen der betroffenen Länder. So einfach ist die Welt für Wrede – doch das ist leider etwas kurz gedacht. Denn genau darauf ruhen sich einige internationale Konzerne aus. Glücklicherweise kommen sie mittlerweile nicht immer damit durch: So muss Shell seit 2021 nigerianische Bauern entschädigen, deren Äcker sie mit Öl verseucht haben.

Wer sich bislang über Rohstoffmangel bei öffentlichen Stellen informiert hat, dem macht der Autor schon auf der ersten Seite seines Buchs klar: Aussagen von Bundesbehörden führten eher zur Verunsicherung der Öffentlichkeit, da diese »völlig konträr« ausfielen. Als Beispiel führt er ein Zitat der Deutschen Rohstoffagentur 2019 an, die ein Überangebot an »Metallerzen und Energierohstoffen« und fallende Preise sehen. Dem gegenüber stellt er eine Aussage des Umweltbundesamts (UBA): Dieses sieht eine weltweit steigende Nachfrage nach »Rohstoffen«, immer schwerer zugängliche Lagerstätten und steigende Preise. Es stellt sich die Frage, ob von den gleichen Rohstoffen in den Zitaten die Rede ist, noch dazu lassen sich beide Aussagen nicht wirklich vergleichen: Die einen sprechen von weiterhin hohen Förderraten und die anderen von schwerer zugänglichen neuen Lagerstätten. Inzwischen hat auch die Deutsche Rohstoffagentur aktuell eine Liste kritischer Rohstoffe veröffentlicht, die für die europäische Wirtschaft mit einem hohen Versorgungsrisiko verbunden sind, und führt Lieferrisiken bei Metallerzen an.

Windenergie als Alternative zu Öl und Kohle stellt Wrede mit allen erdenklichen Nachteilen vor. Windräder etwa hätten im Vergleich zu Braunkohlekraftwerken und -revieren eine schlechtere Flächeneffizienz. Weder berücksichtigt er dabei, dass bei der Windenergie 99 Prozent der Fläche weiter genutzt werden, noch geht er auf Facharbeiten ein, die andere und deutlich höhere Werte des spezifischen Flächenverbrauchs für Kohlekraftwerke präsentieren. Außerdem verschweigt er, dass es für die Flächeneffizienz keine allgemein anerkannten methodischen Lösungen gibt. Windräder, führt Werde weiter aus, würden sich auch nur mit 27,8 Prozent Volllaststunden drehen – bezogen auf die Jahresstunden. Damit vervierfacht sich für ihn deren Flächenverbrauch sogar noch einmal. Allerdings handelt es sich bei dieser Angabe der Volllaststunden in der Originalquelle um einen Mittelwert für ganz Deutschland, der an windstarken Standorten extrem nach oben abweicht. Dann würden auch noch Betonfundamente die Bodenstruktur irreversibel zerstören, die Lebensqualität der Anwohner verschlechtere sich, Vögel und Fledermäuse würden leiden, es gäbe Konflikte mit dem Naturschutzgesetz, und zu guter Letzt störten die Windräder sogar die Erdbebenüberwachung.

Wie relevant diese Gefahren sind, erwähnt er nicht. Ganz anders beim Thema Fracking: Risiken wischt Wrede mit einer einzigen Bemerkung vom Tisch: »Die vielfach befürchteten Umweltauswirkungen (…) sind ausgeblieben.« Das ist nicht nur falsch, sondern dem Thema in der Kürze auch nicht angemessen. Zudem erklärt der Autor Fracking-Gas aus den USA und Europa kurzerhand für nachhaltiger und klimafreundlicher als Erdgas aus Russland. Das belegt er allerdings lediglich mit Schlagworten wie langen Transportwegen aus Sibirien, fragwürdigen technischen Standards und Leitungsverlusten der russischen Gaslieferung. Tatsächlich gibt es bloß wenige Studien, die bewerten können, was besser für das Klima ist: Es gibt zu viele einzelne Faktoren, die je nach Fall variieren. Zahlreiche Risiken führt der Naturschutzbund Deutschland an, der schon lange ein Verbot fordert. Denn allein der Sandverbrauch für die Bohrlöcher und die Freisetzung von Methan beim Fracking belasten die Umwelt.

Der Autor hält fossile und andere Rohstoffe aus der Erde auch deswegen für unbegrenzt, weil er auf die Kreativität der Menschen setzt, erschöpfte Bergbaustätten mit neuer Technologie doch noch weiter zu betreiben. Dass Forschende aber ebenso bei Themen wie Wasserstoff, grünem Ammoniak oder E-Fuels kreativ sind, lässt Wrede unerwähnt.

Außerdem beklagt er, Bergbauprodukte würden »für viele Übel der Welt haftbar gemacht«. Zum negativen Image trage unter anderem das UBA bei, wenn es schreibt, der Bergbau verschärfe die globalen Umweltprobleme wie den Klimawandel und führe in ökologisch sensiblen Gebieten zum Verlust an biologischer Vielfalt.

Der Grund des schlechten Rufs des Bergbaus liege in »Wissensdefiziten« der »breiten Bevölkerung« und »Fehlinformationen«, gegen die er angehen will. Als Leser fällt es schwer, Vertrauen in seine Sichtweise zu gewinnen. Es scheint eher, als wolle Wrede auf diese Weise den fossilen Bergbau unbedingt schönschreiben.

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