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Wissen ist Macht

Man könne und dürfe den Nutzen von Wissen nicht in einen ökonomischen Marktwert umrechnen, appelliert der Philosoph Paul Liessmann.

Scientia potentia est. Als Francis Bacon (1561-1626) diesen Satz niederschrieb, galt Wissen noch als Selbstzweck, das denjenigen, der darüber verfügte, von der Masse abhob. Dieses Bild des Wissens ist heute größtenteils überholt, zu Gunsten einer Sicht, die Kompetenzen in den Mittelpunkt stellt: Das Wissen muss zu etwas nütze sein.

Dieser Gedanke ist der Ausgangspunkt des Buchs "Bildung als Provokation" von Konrad Paul Liessmann. Der Autor, Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien, attestiert klassischer Bildung in unserer Zeit einen provokativen Charakter, da sie dem kompetenzorientierten Weltbild widerspricht, das den heutigen Bildungsdiskurs bestimmt. Statt allerdings nur darauf zu fokussieren, was Schüler heute lernen sollten, geht Liessmann einen Schritt weiter und fragt: Nach welchen Kriterien wählen wir überhaupt aus, was lernenswert ist? Die Tendenz, klassisch-humanistische Bildung vor allem in der Schule, aber zunehmend auch an Universitäten nicht mehr zu vermitteln, verurteilt der Autor. Seiner Ansicht nach sollte die oft gescholtene Gedichtanalyse im Lehrplan beibehalten werden und auch weiterhin die Möglichkeit bestehen, Sprachen wie Latein oder Altgriechisch zu lernen. Solche Bildung sei keineswegs unnütz, nur weil ihr Nutzen nicht direkt in einen ökonomischen Marktwert umgerechnet werden könne. Sie wirke beispielsweise charakterbildend.

Das Buch enthält Kapitel mit literarischen, politischen, kunstgeschichtlichen, soziologischen, philosophischen und rhetorischen Anklängen, was Liessmann selbst als Paradebeispiel für eine Person mit klassischer Bildung ausweist. Der Stil des Buchs ist nüchtern und die Sprache gut verständlich, auch wenn ein Mindestmaß an "unnützem" Hintergrundwissen nicht schadet, um die zahlreichen Anspielungen etwa auf Goethes "Faust", Wagners Opern oder die Diskurstheorie Foucaults nachvollziehen zu können.

Das Buch könnte auf den ersten Blick rückwärtsgewandt wirken – wie eine nostalgische Auflistung jener Vorzüge, die eine vermeintlich graue und verstaubte Bildung bietet. Tatsächlich jedoch ist es eine intelligente Abhandlung über einen der wichtigsten Aspekte unserer Gesellschaft. Liessmann macht deutlich, wie kapitalistische Mechanismen diesen verändern – und das nicht zum Besseren.

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