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»Biofeedback und Neurofeedback«: Körpersignale professionell analysieren und therapeutisch nutzen

Wie der Einsatz von Biofeedback und Neurofeedback den Erfolg von Verhaltenstherapien praktisch verbessern kann, zeigen Alexandra Martin und Jennifer Schmidt in ihrem Buch.
Mann spricht in eine Smartwatch

Der menschliche Körper nutzt viele Selbstregulationsmechanismen. Ständig versucht er sich an veränderte Situationen anzupassen. Während ihm dies in der Regel gut gelingt, kommt es gelegentlich dennoch zu Fehlregulationen. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn der Körper auf ein hohes Stressniveau mit zu viel Muskelanspannung und immer stärker werdenden Verspannungen reagiert. Passiert das über einen längeren Zeitraum oder fällt es mit anderen Faktoren zusammen, steigt das Risiko, dass sich die Verspannungen verselbstständigen und zu unabhängigen körperlichen Beschwerden führen. In solchen und vielen anderen Situationen können Biofeedback und Neurofeedback helfen. Hinter den beiden Begriffen verbergen sich technikbasierte verhaltenstherapeutische Methoden, mit denen sich objektiv messbare Biosignale für Patientinnen und Patienten sichtbar machen lassen. Beispielsweise können von ADHS Betroffene durch Biofeedback lernen, einzelne übermäßige Hirnaktivitäten besser zu regulieren. Genau um solche Themen geht es in »Biofeedback und Neurofeedback«.

Das Buch richtet sich an ein Fachpublikum, das entweder bereits erste Vorkenntnisse zu den Techniken hat oder sich mit ihnen erstmals vertraut machen möchte. Es ist ähnlich wie eine therapeutische Behandlung aufgebaut und gliedert sich in theoretische Grundlagen, Diagnostik und Indikation, die Techniken selbst, Prognose und einzelne Fallbeispiele. Dabei ist es insgesamt erfreulich praxisorientiert gestaltet und verzichtet etwa auf ausufernde Zusammenfassungen von Studien. So bieten die Autorinnen beispielsweise vorformulierte erklärende Texte zu den Techniken an, die Patientinnen und Patienten vorgelesen werden können. Die Autorinnen sprechen auch Hindernisse an, die sowohl Betroffenen als auch Therapeutinnen und Therapeuten bei der Anwendung dieser Techniken begegnen können. Stilistisch kommt das Buch leider mitunter etwas steif daher. Oft dominiert wissenschaftliches Vokabular, und insgesamt hätte der Text davon profitiert, wenn sich die Autorinnen leichter und aktiver ausgedrückt und weniger Substantivierungen eingesetzt hätten.

Die Praxisnähe überzeugt

Was dem Buch sprachlich an Leichtigkeit fehlt, macht es aber durch seine große Praxisnähe wett. Neben konkreten Beispielen für den Aufbau von Sitzungen bietet es Schemata für unterschiedliche Therapieformen wie zum Beispiel die peripherphysiologische Biofeedback-Anwendung bei Schmerzstörungen mit muskulärer Beteiligung oder das Frequenzband-Neurofeedback bei ADHS. Neu ist, dass neben den klassischen therapeutischen Geräten auch Möglichkeiten für den Einsatz zu Hause angesprochen werden, etwa mittels Smartwatches, Wearables oder Mobile-Health-Systemen für Smartphones und Tablets. Das können beispielsweise Heart-Rate-Variabilitäts-Biofeedback-Sitzungen sein, die helfen sollen, den Stress im Alltag wirksamer zu regulieren und den allgemeinen Gesundheitszustand zu verbessern. Bisher ist jedoch (noch) wenig erforscht, wie effektiv solche Systeme tatsächlich sind, entsprechend fällt dieser Teil im Buch sehr dünn aus. Hier würde man sich eine vertiefte Betrachtung wünschen. Denn diese Systeme könnten – wie immer mehr Studien zeigen – es ermöglichen, Bio- und Neurofeedback besser in den Alltag Betroffener zu integrieren und so ihre Therapien vielleicht noch deutlich erfolgreicher zu gestalten.

Auch wenn man sich bei Themen wie diesen eine Vertiefung gewünscht hätte: Es bleibt der große Vorzug des Buchs, dass die Autorinnen sich auf die konkrete Anwendung der Techniken fokussieren. So können gerade Leserinnen und Leser aus medizinischen Berufen von ihrem fundierten Wissen profitieren.

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