»Bipolar Bear«: Der letzte Eisbär und der Tod
Den Eisbären am Nordpol schmilzt das Eis unter den Tatzen weg. Bald ist nur noch Fred da. Doch der will sich in Federico Cacciapaglias englischsprachiger Graphic Novel weder mit dem Verlust seiner Heimat abfinden noch zum Sensenmann ins Boot steigen, um seine letzte Reise anzutreten.
Freds Strategie: Er verwickelt den Tod in absurde Dialoge und stellt sich als »Bipolar Bear« vor, der eigentlich am Südpol lebt und irrtümlich auf der To-do-Liste des Todes steht. Kurzerhand nimmt der Tod Fred mit auf seine Tour gen Süden. Unterwegs verhandeln die beiden mit Witz und philosophischem Tiefgang die Themen Leben und Sterben. Davon profitiert vor allem Fred, der mit seinen verbalen Ablenkungsmanövern dem Tod immer wieder von der Schippe springt.
Mit dem Tod auf Reisen
Comicautor Federico Cacciapaglia erzählt die Graphic Novel in leichtem Ton und gut verständlichem Englisch. In seinen Panels gestaltet er eine kunterbunte Welt mit ihren verschiedenen Klimazonen und Bewohnern. Gerne folgen wir dem mit wenigen Strichen liebenswert gezeichneten Eisbären Fred und dem Sensenmann als Skelett mit schwarzer Kutte und großem Herzen. Doch letztlich täuscht das nette Setting nicht darüber hinweg, dass es in »Bipolar Bear« um Leben und Tod geht: um den Klimawandel und das Artensterben, um die Ausbeutung von Ressourcen und die Folgen von Kapitalismus und Tourismus. Auf ihrer Weltreise gehen Bär und Tod immer wieder an Land, damit der Tod seinen Job erledigen kann. Dabei werden wir Zeuge von Umweltskandalen, Großwildjagden und Kriegen. Die eingestreuten langen Listen mit bedrohten oder ausgestorbenen Tierarten belegen das ganze Ausmaß der Misere.
Zumindest für Fred gibt es ein gutes Ende. Auch für unseren Planeten scheint das noch möglich, wenn alle bereit wären, etwas dafür zu tun. Ein engagierter Comicautor kann mit seiner unterhaltsamen wie aufrüttelnden Graphic Novel ein bisschen dazu beitragen.
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