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Bewahrer des Wissens

Brian Clegg skizziert an 150 Werken, welche die Naturwissenschaften nachhaltig beeinflusst haben, die Geschichte des Fachbuchs.

Lange Zeit waren Bücher das einzige Kommunikationsmittel, das in der Lage war, Zeit und Raum zu überwinden. Mit Hilfe von Büchern konnten Forscher auf den Ergebnissen ihrer Vorgänger aufbauen und ihre eigenen Erkenntnisse weitergeben. So ging beispielsweise ein Großteil des Wissens der Antike im mittelalterlichen Europa verloren, konnte aber in der arabischen Welt bewahrt und ausgebaut werden, bevor es in der Renaissance nach Europa zurückgelangte – ohne Bücher wäre eine solche Entwicklung undenkbar.

Der britische Wissenschaftsjournalist Brian Clegg stellt 150 bedeutende Werke vor, welche die Entfaltung der Naturwissenschaften nachhaltig beeinflusst haben. Damit erzählt er die Geschichte des Sach- und Fachbuchs von den Anfängen der Schrift bis in die Neuzeit.

Von der Tontafel bis zum E-Book-Reader

Voraussetzung für die Entstehung von Büchern war die Erfindung der Schrift. Von diesem Ausgangspunk aus beleuchtet Clegg in einer kurzen Einführung den Wandel des Buchs von der mesopotamischen Tontafel bis zum heutigen E-Book-Reader. Wichtige Innovationen auf diesem Weg waren der Übergang von der Schriftrolle zum römischen Kodex – einer gebundenen Blattsammlung, die einem Buch ähnelt und sich leichter lesen lässt – sowie die Entwicklung des Buchdrucks in der Renaissance, wodurch man Bücher schnell vervielfältigen und damit verbreiten konnte.

Mit der Zeit änderte sich auch das Zielpublikum: Während sich wissenschaftliche Abhandlungen zuerst fast ausschließlich an Experten richteten und dementsprechend in Latein abgefasst waren, kamen im 19. Jahrhundert zunehmend Bücher auf, die sich an interessierte Laien richteten. Infolgedessen wandelte sich auch die Rolle des Einbands von einer Maßanfertigung, die man in die bestehende Bibliothek des Besitzers einpasste, zu einem einheitlich gestalteten Verlegereinband, der die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich ziehen soll.

Clegg unterteilt die 2500-jährige Wissenschaftsgeschichte in vier Abschnitte: Der erste beleuchtet die Zeit vom Altertum bis zum Mittelalter und endet etwa im Jahr 1200. Im Vordergrund stehen hier Werke der Antike, vor allem aus dem alten Ägypten und Griechenland, deren opulent illustrierte Handschriften teilweise seitenfüllend abgedruckt sind. Es folgt ein Kapitel über die Renaissance mit einem Schwerpunkt auf der Erfindung des Buchdrucks. Typische Autoren dieser Zeit sind Leonardo da Vinci oder die Astronomen Johannes Kepler und Galileo Galilei. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf das 19. Jahrhundert und den damaligen Wandel in der Ausrichtung der Wissenschaftsbücher. Dort begegnen dem Leser vor allem Naturforschern, die sich mit der Beschreibung ihrer Entdeckungen erstmals an Laien richteten und damit die Naturwissenschaften in die Mitte der Gesellschaft hineintrugen, wie es unter anderem Charles Lyell, Alexander von Humboldt, Georges Cuvier, Charles Darwin, Gregor Mendel und Ernst Haeckel taten.

Der Moderne, also dem 20. und 21. Jahrhundert, widmen sich zwei Kapitel, wobei das Jahr 1980 einen Wendepunkt und damit die Grenze zwischen beiden Abschnitten darstellt. Bildete sich bis dahin das Berufsbild eines professionellen Forschers heraus, so erlangten populäre Wissenschaftsbücher ab 1980 eine Vormachtstellung auf dem Markt. Diese schrieben nicht mehr vorwiegend Experten selbst, sondern zunehmend Journalisten. Doch auch unter den Wissenschaftlern stechen immer wieder begabte Kommunikatoren hervor, denen es gelingt, selbst Laien ohne Vorkenntnisse anzusprechen. Bekannte Beispiele dafür sind Albert Einstein, Erwin Schrödinger, Konrad Lorenz, Rachel Carson, Richard Feynman, James Watson, Richard Dawkins, Oliver Sacks, Stephen Hawking, Bill Bryson und Nick Lane.

Cleggs Buch ist reich bebildert, wobei die Illustrationen durchweg in einen informativen Fließtext eingebettet sind. Der besseren Übersichtlichkeit halber hat er die 150 vorgestellten Werke am Schluss in alphabetischer Reihenfolge und mit dem Datum der Ersterscheinung aufgelistet. Wer sich für die Geschichte der Naturwissenschaften interessiert, wird an »Bücher, die die Welt veränderten« nicht vorbeikommen.

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