Buchkritik zu »Chemie rund um die Uhr«
Die Chemie ist die Wissenschaft mit dem vermutlich größten Imageproblem. Unter Schülern ist sie als schwierig verhasst; in einer chemischen Fabrik sieht das Volk in erster Linie eine Giftmischungs- und Umweltverschmutzungsanlage und nicht die Quelle für zahlreiche hoch geschätzte Produkte wie Medikamente, Kunststoffe und die geile Metalliclackierung am Auto.
Die professionellen Vertreter des Fachs haben auf diesen Missstand lange mit Verstörung und Rückzug in die Elfenbeintürme und hinter die Fabriktore reagiert. Im Angesicht der Bildungskrise und einer anwachsenden internationalen Konkurrenz haben sich Politik und chemische Verbände entschieden, mit einer Imagekampagne für die Wissenschaft Chemie zu werben. Ein Baustein dieser Bemühungen, zu denen auch Tage der offenen Tür in chemischen Fakultäten und spezielle Vorlesungen für ein Laienpublikum gehören, ist das vorliegende Buch, für das sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die größte Standesorganisation der Branche, die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GdCh), zusammengetan haben.
Das Ergebnis dieser Imagekampagne ist eine "goldene Kugel", die ihr Ziel sicher nicht verfehlen wird. Auf den Textseiten brennen die beiden Journalistinnen Kristin Mädefessel-Herrmann und Friederike Hammar sowie Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, der ehemalige Forschungsvorstand der BASF, ein Feuerwerk in allen Farben des Regenbogens ab. Man liest von Diamanten und von Schokolade, von Erd-, Schmier- und Speiseöl, von Heilmitteln, von Nylon, Teflon und Kartoffelkäfern, und zwar so, dass jeder Zehnjährige das meiste verstehen kann. Wie giftig ist das viel diskutierte Acrylamid, und was ist das überhaupt? Woraus setzt sich ein Autolack zusammen, und wieso klebt er? Was sind Geschmacksverstärker, und wie funktionieren künstliche Süßstoffe? Und vieles mehr – die Liste ist schier endlos. Die Botschaft ist klar: Chemie ist überall! Auch wenn es darum geht, sich oder andere mit Vorsatz zu vergiften: Das Buch enthält Kapitel über Gifte "von Arsen bis Zyankali", Kampfstoffe sowie legale und illegale Genussdrogen.
Bei all dem gelingt den Verfassern der Spagat zwischen Unterhaltung und Information. Auf chemische Formeln verzichtet der Text vollkommen; sie tauchen lediglich in höchst ästhetischer Form, die Schönheit der molekularen Welt greifbar werden lassend, in den unzähligen farbigen Abbildungen auf. Bei der Ausstattung des Buchs hat man sich nicht lumpen lassen und das Beste aus den Bildarchiven herausgeholt. Papier, Druck und Einband verdienen das Prädikat "bibliophil".
Ein ambitioniertes Projekt wurde in brillanter Weise umgesetzt. Wenn "Chemie rund um die Uhr" nicht das Interesse an dieser Diszplin weckt, schafft es auch kein Lehrer. So viel Didaktik wie zwischen die beiden Buchdeckel dieses Titels passt in kein Klassenzimmer. Kein Chemielehrer, keine Schulbibliothek sollte darauf verzichten. Abbildungen und Textauszüge lassen sich prächtig in den Chemieunterricht einbauen. Themen für Referate, Projektwochen und Exkursionen springen einen förmlich an. Lediglich ein Stichwortverzeichnis fehlt. Ein "coffee-table book" im besten Sinne. Nur könnte der Kaffee kalt werden, weil das Buch so spannend ist – bis einen auf Seite 113 der Essay "Geliebte braune Brühe" wieder daran erinnert.
Die professionellen Vertreter des Fachs haben auf diesen Missstand lange mit Verstörung und Rückzug in die Elfenbeintürme und hinter die Fabriktore reagiert. Im Angesicht der Bildungskrise und einer anwachsenden internationalen Konkurrenz haben sich Politik und chemische Verbände entschieden, mit einer Imagekampagne für die Wissenschaft Chemie zu werben. Ein Baustein dieser Bemühungen, zu denen auch Tage der offenen Tür in chemischen Fakultäten und spezielle Vorlesungen für ein Laienpublikum gehören, ist das vorliegende Buch, für das sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die größte Standesorganisation der Branche, die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GdCh), zusammengetan haben.
Das Ergebnis dieser Imagekampagne ist eine "goldene Kugel", die ihr Ziel sicher nicht verfehlen wird. Auf den Textseiten brennen die beiden Journalistinnen Kristin Mädefessel-Herrmann und Friederike Hammar sowie Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, der ehemalige Forschungsvorstand der BASF, ein Feuerwerk in allen Farben des Regenbogens ab. Man liest von Diamanten und von Schokolade, von Erd-, Schmier- und Speiseöl, von Heilmitteln, von Nylon, Teflon und Kartoffelkäfern, und zwar so, dass jeder Zehnjährige das meiste verstehen kann. Wie giftig ist das viel diskutierte Acrylamid, und was ist das überhaupt? Woraus setzt sich ein Autolack zusammen, und wieso klebt er? Was sind Geschmacksverstärker, und wie funktionieren künstliche Süßstoffe? Und vieles mehr – die Liste ist schier endlos. Die Botschaft ist klar: Chemie ist überall! Auch wenn es darum geht, sich oder andere mit Vorsatz zu vergiften: Das Buch enthält Kapitel über Gifte "von Arsen bis Zyankali", Kampfstoffe sowie legale und illegale Genussdrogen.
Bei all dem gelingt den Verfassern der Spagat zwischen Unterhaltung und Information. Auf chemische Formeln verzichtet der Text vollkommen; sie tauchen lediglich in höchst ästhetischer Form, die Schönheit der molekularen Welt greifbar werden lassend, in den unzähligen farbigen Abbildungen auf. Bei der Ausstattung des Buchs hat man sich nicht lumpen lassen und das Beste aus den Bildarchiven herausgeholt. Papier, Druck und Einband verdienen das Prädikat "bibliophil".
Ein ambitioniertes Projekt wurde in brillanter Weise umgesetzt. Wenn "Chemie rund um die Uhr" nicht das Interesse an dieser Diszplin weckt, schafft es auch kein Lehrer. So viel Didaktik wie zwischen die beiden Buchdeckel dieses Titels passt in kein Klassenzimmer. Kein Chemielehrer, keine Schulbibliothek sollte darauf verzichten. Abbildungen und Textauszüge lassen sich prächtig in den Chemieunterricht einbauen. Themen für Referate, Projektwochen und Exkursionen springen einen förmlich an. Lediglich ein Stichwortverzeichnis fehlt. Ein "coffee-table book" im besten Sinne. Nur könnte der Kaffee kalt werden, weil das Buch so spannend ist – bis einen auf Seite 113 der Essay "Geliebte braune Brühe" wieder daran erinnert.
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