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»Das Ende der Erschöpfung«: Ideen für ein Morgen ohne Wachstum

Leidenschaftlich argumentiert Katharina Mau für Degrowth als Weg eines besseren Wirtschaftens. Nur so könne der Zerstörung unseres Planeten Einhalt geboten werden.

Während die Industrienationen weiterhin auf Wachstum setzen, lodern die Wälder, und Dürren breiten sich aus. Katharina Mau argumentiert, dass die Klimakrise uns zwinge, die zerstörerische Wirtschaftsweise des Kapitalismus zu hinterfragen. Da reiche es nicht, fossile Projekte einfach durch grüne Vorhaben zu ersetzen – wie viele Politiker annähmen, die auf grünes Wachstum setzen. Das dürfte sich bald als Fehler erweisen, denn Klimagerechtigkeit und Wirtschaftswachstum passen nicht zusammen, so die Autorin.

»Selbst wenn grünes Wachstum klappen würde, was für ein Wirtschaftssystem verteidigen wir, wenn wir an dem festhalten, was wir gerade haben?« fragt sich die Wirtschaftsjournalistin. Es sei ein System, das die Menschen im Globalen Süden ausbeute und die Reichen immer reicher mache, während mehr und mehr Menschen hilfsbedürftig würden. Gleichzeitig könnten wir uns nicht um alle Menschen ausreichend kümmern und hätten zu wenig Zeit für Freunde und die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Für die Autorin ist klar, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher. Wir sollten aufhören, uns nur auf Wachstum zu konzentrieren. Stattdessen sollten wir das Wirtschaftssystem so umbauen, dass nicht mehr Geld und Machtinteressen im Mittelpunkt stehen, sondern das Wohl aller Menschen. Dieser Balanceakt könne durch Degrowth gelingen. Dabei ginge es weniger um Verzicht als darum, die Erderwärmung und die Zerstörung der Natur zu stoppen, indem wir die Produktion und den Konsum in den reichen Ländern herunterfahren. Gleichzeitig müssten wir die Wirtschaft gerechter gestalten.

Transformation durch Degrowth

Die Ökonomin hat sich eingehend mit Wirtschaftstheorie beschäftigt, um zu verstehen, wie eine Postwachstumsgesellschaft aussehen könnte. Sie erklärt, was in unserem System ihr zufolge nicht gut funktioniert, und entwirft eine Welt ohne Wachstum, in der Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit im Mittelpunkt stehen. Es ist eine Welt, in der niemand von Existenzangst geplagt wird, da es eine Grundversorgung für alle gibt. Und es ist eine Welt, in der wir weniger arbeiten und Zeit haben, uns besser um Kranke und Alte zu kümmern.

Finanziert werden könne das, indem wir Reichtum abschaffen. Er sei ohnehin für das Klima schädlich und untergrabe die Demokratie. Außerdem habe der Staat genug Geld. Das sollten wir in alles investieren, was uns hilft, gerechter und ökologischer zusammenzuleben. Auch müssten wir die Demokratie demokratischer gestalten – zum Beispiel durch Bürgerräte. So könne sich die Bevölkerung aktiv an politischen Entscheidungen beteiligen.

Die Bevölkerung sei auch gefragt, wenn es darum geht, Druck für die notwendigen Veränderungen zu erzeugen. Je mehr die Menschen weltweit Lösungen für die verschiedenen Krisen einfordern, desto wahrscheinlicher sei es, dass die Regierungen sich auf die dringend benötigten Maßnahmen einigen. Letztlich könne eine Degrowth-Transformation nur auf demokratischem Wege erreicht werden. Gemeinsam könnten wir uns so aus einem System befreien, das immer mehr Krisen erzeugt.

Natürlich lassen sich viele ihrer Ideen nicht von heute auf morgen umsetzen, betont die Autorin. Es handle sich auch nur um Vorschläge, die nicht bis ins letzte Detail durchdacht sind – was aus ihrer Sicht kein Mangel ist. Vielmehr lädt sie den Leser ein, ihre Gedanken kritisch zu hinterfragen und mit anderen zu diskutieren. Angenehm ist, dass sie die dringende Notwendigkeit für Veränderung deutlich macht, ohne Panik zu verbreiten.

Insgesamt ist Maus Ansatz nicht neu, viele Gedanken der Autorin sind aus der Degrowth-Bewegung bekannt. Dennoch ist das Buch eine Bereicherung in der Debatte – nicht zuletzt, weil die Autorin komplexe ökonomische Zusammenhänge beleuchtet und verständlich erklärt. Ein Aspekt könnte in ihrer Vision von einer gerechteren und nachhaltigeren Welt aber mehr Beachtung finden: das Wohl der Tiere und Pflanzen. Immerhin spielt die industrielle Landwirtschaft auch eine maßgebliche Rolle in der Klimakrise. Zudem hätte Mau auf die Frage eingehen können, wie der für die Transformation notwendige Bewusstseinswandel in der Bevölkerung herbeigeführt werden kann.

Dennoch ist »Das Ende der Erschöpfung« eine klare Empfehlung für jeden, der die Herausforderungen unserer Zeit besser verstehen und Lösungen diskutieren möchte. Es bleibt zu hoffen, dass es uns als Menschheit gelingt, unsere Lebens- und Wirtschaftsweise zu ändern, bevor uns die Natur dazu zwingt.

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