Bäume zu bunten Steinen
Überflutungen oder Ascheregen von Vulkanausbrüchen haben vor langer Zeit dafür gesorgt, dass Bäume oder ganze Wälder versteinerten und bis heute als Fossilien erhalten geblieben sind. Waren die Gewächse einmal mit Schlamm oder Asche bedeckt, drang nach und nach Siliziumdioxid in die Holzstruktur ein und sie verwandelten sich in Gestein. Die ursprünglichen Zellstrukturen blieben dabei so deutlich erhalten, dass die Pflanzenart bis heute bestimmt werden kann. Auf diese Weise formte sich das Holz nicht nur in Schmuckstücke in den kristallinen Quarzformen von Opalen oder Achaten um, sondern überdauerte viele Jahrmillionen lang als Zeugnis der Umweltbedingungen in ferner Vergangenheit. Die ältesten Fundstücke von Bäumen wie Archaeopteris sind bis zu 400 Millionen Jahren alt – Dinosaurier lebten damals noch nicht. Aus ihnen lässt sich auf die damaligen Biotope schließen, aber auch auf das erreichte Lebensalter und die ursprüngliche Größe der jeweiligen Pflanze.
Andreas Honegger, Textautor, und Urs Möckli, Fotograf, haben diesen Bildband verfasst, in dem sie die fossilen Hölzer als Stein gewordene Erinnerungen an früheres Leben bezeichnen. Sie brauchten für die meisten Aufnahmen nicht weit zu reisen, da die entsprechenden Objekte sich überwiegend im Schweizer Sauriermuseum Aathal befinden, genauer in der Dauerausstellung »Wunderwerk fossiles Holz« mit Stücken aus aller Welt.
Mühsame Verarbeitung
Die Autoren haben die Kapitel des farbenprächtigen Bands nach ausgewählten Fundstätten geordnet. Je nach Land erzählen sie unterschiedliche Geschichten zu den Hölzern. So steht in Madagaskar der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund: Von dort darf fossiles (und bearbeitetes) Holz exportiert werden – im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten, in denen es geschützt ist. Auf Madagaskar gehen deshalb viele entsprechende Objekte für die Forschung verloren, bieten aber eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung. Die Menschen transportieren das reichlich vorhandene Material mit Lastwagen zu zentralen Sammelstellen und verarbeiten es unter anderem zu Salontischen oder Waschbecken. Damit die versteinerten Hölzer wie Schmuckedelsteine schimmern, ist viel Arbeit nötig. Die Scheiben müssen mit großem Aufwand geschnitten und poliert werden, da sie erheblich schwerer zu sägen sind als Granit.
In Arizona dagegen, etwa im Petrified-Forest-Nationalpark, ist es verboten, jegliches versteinerte Holzstück aufzulesen. Diese seit 1906 geschützte Region liegt im Südosten der USA und weist ausgedehnte Fundstätten von Fossilien auf. Von hier stammen die schönsten farbigen Baumscheiben wie das Regenbogenholz mit einem Spiel intensiver Rottöne. Andere Färbungen entstehen durch Chromoxid, das grün und blau schimmernde Kolorite erzeugt.
Im Kapitel »Holz aus allen Erdteilen« stellen die Autoren Fundorte entsprechender Fossilien in Europa und Deutschland vor. Dazu gehören die fossilen Hölzer vom Kyffhäuser in Thüringen, einem der ältesten versteinerten Wälder Deutschlands, oder der petrifizierte Wald unter der Stadt Chemnitz, der 290 Millionen Jahre alt ist.
Kurz gehen die Autoren auch auf noch lebende alte Bäume ein, etwa Ableger bestimmter einzelner Gewächse, die seit Jahrtausenden austreiben. Im letzten Kapitel liefern sie einen Überblick über die Pflanzenentwicklung während der Erdgeschichte.
Die Schönheit der zu Stein gewordenen Bäume setzen die Autoren hervorragend in Szene. Auf den hochwertigen Abbildungen strahlt den Leser die Farbenpracht der fossilen Baumscheiben von Gelb, Orange, Rot oder Blau in allen Abstufungen an. Wer sich in den Erdzeitaltern wie Devon oder Silur nicht so genau auskennt, kann dies auf einer anschaulichen Zeitskala für die zurückliegenden 500 Millionen Jahre nachlesen. Sonst haben die Texte einen eher geringen Anteil an dem Werk; der großformatige Band mit seinen fast 30 mal 30 Zentimetern ist überwiegend optisch ein Genuss.
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