Woher das Glück kommt
Lesen Sie sich glücklich! Das empfehlen Jeanne Rubner und Peter Falkai zu Beginn ihres Buchs. Sie wollen mehr liefern als einen der zahlreichen Ratgeber, die suggerieren, wir seien für unser Glück selbst verantwortlich und könnten es mit vermeintlich einfachen Glücksrezepten aktiv herbeiführen – so, wie man einen Kuchen backt. Das Autorenduo aus Wissenschaftsjournalistin und erfahrenem Psychiater macht Hoffnung auf eine kurzweilige und verständliche Einführung ins Thema Glück und wie es im Gehirn entsteht.
Diese Erwartung wird im Großen und Ganzen erfüllt. In acht gut gegliederten Kapiteln schlagen Rubner und Falkai einen Bogen von der Glücksdefinition über die neurobiologischen Grundlagen bis hin zu Ansätzen, wie wir durch unser Denken selbst zu einem glücklicheren Leben beitragen können. Jedes Thema beginnt mit einer interessanten Anekdote oder einem Fallbeispiel aus der Praxis und endet mit einer Zusammenfassung in wenigen Stichpunkten.
Mit Achtsamkeit und Mitgefühl
Zunächst bekommen die Leser einen kurzen Crashkurs in den Neurowissenschaften im Allgemeinen sowie eine Beschreibung des Belohnungsnetzwerks im Besonderen, das an der Entstehung des Glücksgefühls entscheidend beteiligt ist. Im nächsten Teil gehen die Autoren dann auf individuelle Unterschiede ein, die Störungen des "Glücksnetzwerks" wie Depressionen oder Süchte begünstigen können. Weiter stellen die Autoren dar, welche psychosozialen oder medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sich daraus ergeben. Rubner und Falkai berichten fachlich fundiert, abgesehen von kleinen Ungenauigkeiten etwa in Grafiken zu Hirnarealen, und ziehen immer wieder aktuelle Studien zur Verdeutlichung heran. Schade allerdings, dass die Leser nur die Namen der Forscher und teils nicht einmal diese bekommen, um die Originalarbeiten zu finden. Auf Quellenangaben verzichten die Verfasser gänzlich. Darüber kann auch die Liste mit weiterführender Literatur nicht hinwegtrösten. Positiv hervorzuheben sind die vereinzelten Verweise auf Gegenansichten, auf Grenzen der Methodik beziehungsweise Statistik sowie die kritischen Anmerkungen der Autoren.
Im letzten Teil warnen Rubner und Falkai vor der Einnahme von "Glückspillen" als vermeintlich einfachem Zugang zu einem glücklicheren Leben und schlagen stattdessen verschiedene Methoden vor, um beispielsweise Mitgefühl und Achtsamkeit zu trainieren. Wirklich neue Impulse vermitteln sie dabei aber nicht.
Dies gilt auch für das Werk im Ganzen. Es richtet sich eindeutig an Leser, die in Sachen Glück und Gehirn nicht sehr viele Vorkenntnisse haben, und kann diesen auch durchaus eine interessante Lektüre bieten. Wer dagegen Expertise besitzt, könnte sich langweilen.
Alles in allem wirkt der Band ein wenig wie ein weiterer Glücksratgeber, wenn auch ein fundierter, der betont, dass es keine einfache Lösung gibt. Glück gezielt anzustreben, erfordert mentale Anstrengung und ist eben mehr, als Kuchen zu backen.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben