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Eisbären auf der Spur

Sie gehören zu den Ureinwohnern einer fernen, kalten Welt. Doch der Klimawandel gefährdet ihre Existenz. Ein Bildband zeigt sehr anschaulich, was darüber bekannt ist – und welche Folgen das für uns alle hat.

»Der epische Bericht ›Das Königreich der Eisbären‹ erzählt eine der wichtigsten Geschichten unserer Zeit. Die Arktis ist der Ground Zero des Klimawandels, und der Eisbär kämpft an vorderster Front« – das sind starke Worte, so fundamental wie eindringlich. Sie finden sich auf dem Umschlag des Bildbands »Das Königreich der Eisbären« von Melissa Schäfer (Fotos) und Fredrik Granath (Text).

Arktis als Ground Zero des Klimawandels

Im Buch stößt man fast durchweg auf eine klare Sprache: »Es geht um Eis. Es geht um Leben. Es geht um uns alle. Der hohe Norden ist die vielleicht raueste und härteste Umgebung der Erde.« Oder an anderer Stelle: »Dieses Buch erzählt nicht nur von Eisbären. Es handelt von uns allen. Was in der Arktis geschieht, betrifft das Leben auf dem gesamten Planeten.« Solche Worte wollen warnen. Sie nehmen den Klimawandel in den Blick, die Erderwärmung der vergangenen Jahrzehnte. Und jene Tiere, denen die immer weiter steigende Temperatur besonders zusetzt: die Eisbären. So verlieren sie ihren Lebensraum und ihre Nahrungsquellen.

Das Buch bildet die beeindruckenden Tiere immer wieder ab, und mit Spitzbergen eine der großen Regionen, in der sie als Ureinwohner heimisch sind. Dazu kommen andere Lebewesen wie Möwen, Walrosse und Sattelrobben, die mit Eisbären (schmelzendes) Eis und Wasser teilen. Das alles im Großformat und in Farbe, mit vielerlei Zielen und Motiven. Eisbären einzeln oder mit ihren Jungen, auch im Trupp, spielend, sich räkelnd, ruhend, suchend, fressend, lauernd.

Wie lange wird man sie noch beobachten können? Nach vielerlei Befunden folgt im Nordpolargebiet ein Eis-Negativrekord auf den anderen. Die Arktis friert längst nicht mehr so durchgehend wie früher zu. Ist das Eis mit seiner Tierwelt dort bald nicht mehr zu retten?

Auf 27 Textseiten (von 266 Seiten insgesamt) ist viel Aufklärendes, sorgsam Recherchiertes und Selbsterfahrenes über dieses spezielle Habitat, den Klimawandel und jene auch dank GPS-Halsbändern gut erforschten Tiere zu lesen, von denen 2000 bis 3000 allein auf Spitzbergen mit seinen hunderten größerer und kleinerer Inseln samt ausgedehnter Schutzgebiete leben – in einem »Königreich«, wie der Titel suggeriert. Das klingt zwar recht attraktiv und erhaben, ist aber etwas zu vermenschlicht. Wer ist das Volk, wer sind die Untertanen des Reichs?

Neben ihrer Schönheit können die kräftigen Tiere auch bedrohlich wirken. »Viele meinen, Eisbären seien das Gefährlichste in der Arktis. Aber das stimmt nicht. Das Gefährlichste ist die Natur selbst, die Geografie und das Wetter. Sie fordert Respekt und Aufmerksamkeit.« Diese Aussage des Buchs widerspricht allerdings dem Text auf dem Rückumschlag: »Allein auf dem Eis begegnen (die beiden Autoren) dem gefährlichsten Tier der Erde.«

Der Band verzichtet auf ein ausführliches Literaturverzeichnis, unter »Quellen und Verweise« gibt es jedoch einige Angaben zu meist englischsprachigen Studien. Außerdem werden Organisationen wie SeaLegacy, Greenpeace und WWF Deutschland genannt, die sich seit langer Zeit mit der bedrohten Arktis befassen. Von deutscher Seite aus arbeitet die Koldewey-Station des Alfred-Wegener-Instituts seit Langem daran, darüber mehr Aufschluss zu bekommen.

Insgesamt handelt es sich um einen eindrucksvollen Bildband, durch jahrelanges Erleben und Forschen so kenntnisreich wie verständlich geschrieben, mit vielen spektakulären Aufnahmen, den Tieren oft ganz nah. Das Werk berührt und macht nachdenklich – es ist auf jeden Fall seinen Preis wert.

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