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Durch vergangene Äonen

"Farishs Überschwang ließ mich vergessen, wie absurd es eigentlich war, sich so über die Entdeckung eines Zahnes zu freuen, der nicht viel größer war als ein Körnchen Sand (...) Der winzige Zahn stellt die Verbindung zwischen uns und einer längst vergangenen Welt dar." Mit Worten wie diesen beschreibt der amerikanische Paläontologe Neil Shubin, was er auf seiner ersten Forschungsexpedition in die Arktis erlebte. 1986 reiste er als Mitglied eines vierköpfigen Forscherteams in entlegene Winkel Grönlands, um dort nach fossilen Überresten von Organismen zu suchen, die evolutionär zwischen Reptilien und Säugetieren standen. Packend schildert Shubin die Enttäuschungen, die Strapazen und die euphorischen Momente dieses Unternehmens.

Doch dient ihm das nur als Einstieg, um einen ganz großen Wurf zu versuchen. Beginnend bei der Entstehung des Monds vor 4,5 Milliarden Jahren bis zum Aussehen der Welt vor 200 Millionen Jahren unternimmt er einen Streifzug durch vergangene Äonen. Dabei präsentiert er zahlreiche astronomische, geologische und paläontologische Fakten. Er erörtert die Entstehung organischer Moleküle, behandelt die Verschiebungen der Kontinente und die Veränderungen im atmosphärischen Sauerstoffgehalt; er erklärt, woher die Fossilien stammen und was sie uns heute über frühere Welten verraten. Auch auf berühmte Paläontologen und ihre wissenschaftlichen Leistungen geht er ein.

Dem Wasser entstiegen

Wir Menschen, so das Fazit, tragen unzählige Spuren der Vergangenheit in uns. In diese Kerbe schlug Shubin früher schon. In seinem viel beachteten Buch "Der Fisch in uns" (2008) zeigte er glänzend auf, dass in unseren Körpern überall noch der Bauplan der Fische erkennbar ist, aus denen wir evolutionär hervorgegangen sind.

Trotz der hohen Faktendichte überfordert "Das Universum in dir" seine Leser nicht. Shubin pflegt eine durchweg laienverständliche Sprache und einen erzählenden, eingängigen Stil. Auf Fachtermini verzichtet er weitestgehend. Leider ist das Werk nur mit kleinformatigen Schwarzweißfotos bebildert, häufig aus Shubins eigener Sammlung. Farbige Abbildungen, größere Karten und gehaltvollere Infografiken hätten den Text besser unterstützt und auch wirksamer das Gefühl vermittelt, an Shubins Zeitreise teilzuhaben. Trotzdem überzeugt das Werk als gehaltvolles, narratives Sachbuch.

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