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»Dem Gehirn beim Denken zusehen«: Hirnforschung light

Dieses Buch ist ein Sammelsurium im positiven Sinn: Gut zugänglich und vielfältig werden aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert.
Ein Mann ist an ein EEG-Gerät angeschlossen, im Vordergrund ein Bildschirm mit Ansicht des Gehirns.

Das Autorenduo präsentiert eine ambitionierte und kompakte Zusammenfassung der Ergebnisse moderner Hirnforschung. Sein Buch richtet sich an neugierige Leserinnen und Leser, weniger an ein Fachpublikum. Daher sollte man keine erschöpfende Darstellung der verschiedenen und höchst komplexen Funktionen des menschlichen Gehirns erwarten. Vielmehr legen Niehaus und Osterloh ein Sammelsurium im positiven Sinn vor: kurze Beiträge zu Ergebnissen der Hirnforschung, die ja seit Langem nicht nur Biologen, Mediziner und Neurophysiologen beschäftigt, sondern unter anderem auch Psychologen, Psychiater und Wirtschaftswissenschaftler.

Das Gehirn ist die Grundlage für praktisch alle elementaren und höheren geistigen Prozesse des Menschen. Und die Hirnforschung scheint omnipräsent zu sein. Beobachtungen zu Verhalten, Lernen und Sprache werden regelmäßig im Kontext dieser Disziplin interpretiert. Insbesondere in Psychologie und Philosophie prägt die Hirnforschung ganze Diskurse, etwa zum Thema Kognition. Mitunter gewinnt man den Eindruck, bestimmte Diskussionen seien nur dann ernst zu nehmen, wenn sie auch Bezüge zu Hirnfunktionen herstellen.

Von Willensfreiheit und bildgebenden Verfahren

Der Bedeutung des Forschungsgebiets entspricht die Themenvielfalt des Buchs. Sein Spektrum reicht von Fragen zu Intelligenz und Vernunft über Themen wie Lernen und Gedächtnis bis hin zu den noch immer aktuellen Diskussionen über den »freien Willen« oder die neurophysiologischen Mechanismen psychischer Erkrankungen. Die Inhalte der umfangreichen Fachliteratur zu diesen komplexen Themen werden von den Autoren auf jeweils weniger als 20 Seiten verdichtet. Über den Anhang kann sich der Leser zwar die einschlägigen Quellen erschließen. Allerdings sind hier fast ausschließlich Beiträge in englischer Sprache angegeben, obwohl es zu einigen Fragen durchaus gut zugängliche deutschsprachige Literatur gibt.

Auch die modernen bildgebenden Methoden wie CT, MRT, fMRT, PET und EEG werden erläutert, jedoch ohne eine vertiefende Darstellung ihrer jeweiligen technischen und neurophysiologischen Grundlagen. So bleibt offen, was genau wir sehen, wenn wir dem Gehirn mit Hilfe dieser Verfahren »beim Denken zusehen«, wie es der Buchtitel suggeriert. Sehen wir anatomische Strukturen, die verschiedene Prozesse begleitenden Veränderungen der Hirndurchblutung oder die metabolische und elektrische Aktivität von großen Verbänden von Nervenzellen? Und sehen wir dann wirklich »Denken«?

Unabhängig von dieser grundsätzlichen Frage ist das Buch eine leicht lesbare und interessante Sammlung, die viele Prozesse des Gehirns und ihre biologischen Grundlagen kompakt erklärt. Auch Lesern ohne medizinische und psychologische Vorkenntnisse bietet es einen guten Einstieg in ein spannendes und aktuelles Forschungsgebiet.

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