Buchkritik zu »Der BLV-Pflanzenführer für unterwegs Steinbachs Großer Pflanzenführer«
Zwei Neuerscheinungen dieses Jahres helfen auf Exkursionen und Spaziergängen gefundene Blütenpflanzen zu bestimmen. Der seit zwanzig Jahren beliebte und weit verbreitete "Große Pflanzenführer" von Thomas Schauer und Claus Caspari hat einen exkursionsfähigen kleinen Bruder erhalten; und in der Reihe "Steinbachs Naturführer" ist der "Große Pflanzenführer" erschienen.
Beide Führer präsentieren sich im flexiblen Umschlag, der sich zur Mitnahme im Rucksack eignet – wenn man das doch erhebliche Gewicht nicht scheut. Von den in Deutschland vorkommenden knapp 4000 Farn- und Blütenpflanzenarten präsentiert der "Schauer/Caspari" 1150, der "Kremer" immerhin 850. Beide Bücher sind im Groben ähnlich gegliedert mit einem einführenden allgemeinen Teil, dem Hauptteil mit den Pflanzenbeschreibungen und -Abbildungen, Index, Glossar und kurzen Beschreibungen der Gestalt der einzelnen Pflanzenorgane.
Im Detail gibt es beträchtliche Unterschiede. Das gilt bereits für die einführenden Texte: Schauer und Caspari beschreiben auf äußerst knappen viereinhalb Seiten die wichtigsten in Deutschland vorkommenden Lebensräume. Das Kapitel ist im Wesentlichen eine stark gekürzte Version des entsprechenden Textes im "Großen Pflanzenführer". Eine ausführlichere Beschreibung hätte nur wenig mehr Platz gekostet, dafür aber deutlich mehr Informationen und damit auch mehr Verständnis für das größere geobotanische Bild vermittelt. Kremer hingegen beschreibt auf 24 Seiten vor allem allgemeine Eigenschaften der drei Lebensformen Kraut, Strauch und Baum und die Merkmale der Artengruppen. Der Text bleibt allerdings oberflächlich und kann nicht so recht begeistern.
Die unterschiedlichen Pflanzengestaltungen sind bei Kremer anhand schematischer Abbildungen – eine Musterpflanze innen auf dem vorderen und eine Gestaltübersicht innen auf dem hinteren Buchdeckel – übersichtlich dargestellt. Schauer und Caspari zeigen diese Information auf mehreren Seiten im ausklappbaren hinteren Buchdeckel und illustrieren die einzelnen Formen mit Abbildungen konkreter Pflanzen. Auch das relativ ausführliche Glossar der Fachausdrücke und Pflanzenteile ist im Gegensatz zum "Kremer" mit konkreten Beispielen illustriert.
Ganz deutlich zeigen sich die Unterschiede der beiden Bücher aber im Hauptteil. Einen Bestimmungsschlüssel hat der "Kremer" nicht. Stattdessen leitet er jedes der drei Hauptkapitel über Kräuter ("Wildblumen"), Sträucher und Bäume mit mehrseitigen Übersichtstafeln ein, die in schönen Zeichnungen eine (zufällige?) Auswahl an Pflanzen abbilden.
Bei den Kräutern dient die Blütenfarbe als Bestimmungsmerkmal, bei Sträuchern und Bäumen sind es Wuchsformen, Früchte, Zapfen, Blüten, Blätter und Nadeln. Es folgen in jedem Hauptkapitel in pflanzensystematischer Reihenfolge auf je einer Doppelseite links eine bis sechs Pflanzen, die auf der Gegenseite mit meist sehr guten Bildern fotografisch abgebildet sind. Hier zeigt sich Kremers Vorliebe für Sträucher und Bäume: Sie haben durchschnittlich eine Seite für sich, während die Kräuter sich zu viert oder sechst eine Doppelseite teilen müssen. Zudem werden bei den Bäumen sehr viele nur in Parks vorkommende Arten beschrieben: Wo findet man in Deutschland in der freien Natur schon eine Chilenische Araukarie?
Die Beschreibungen sind gut gegliedert und übersichtlich, mit Detailfotos oder -zeichnungen (Blätter, Blütendetails, Früchte, Behaarungen und anderes) versehen und enthalten außer der reinen Artbeschreibung auch einen Abschnitt "Wissenswertes". Bei den Kräutern ist der Platz für den Text eigentlich zu knapp bemessen; die Angaben zu Standort und Verbreitung sind in der Regel gleichwohl ausführlicher und detaillierter als bei Schauer und Caspari. Einige Gehölzpflanzen beschreibt Kremer sowohl bei den Sträuchern als auch bei den Bäumen, allerdings mit unterschiedlichen Texten und ohne auf die jeweils andere Beschreibung hinzuweisen.
Ganz anders der Aufbau des "Schauer/Caspari": Das Werk gliedert die Pflanzen (leider ohne die Farne zu berücksichtigen) nach Blütenfarben und -formen: radiäre Blüten mit bis vier oder mehr als vier Blütenblättern, zygomorphe (spiegelsymmetrische) Blüten und Scheinblüten. Innerhalb jeder dieser Gruppen werden die Arten nach ihrer Familienzugehörigkeit im herkömmlichen Pflanzensystem geordnet aufgeführt. Pflanzen mit grünlichen und bräunlichen Blüten werden nicht nach der Blütenform unterschieden, und Gräser, Bäume und Sträucher erscheinen in einer eigenen, nicht nach Blütenfarbe aufgegliederten Gruppe am Ende des Buchs. Pflanzen, deren Blütenfarbe sich im Verlauf der Entwicklung verändert (zum Beispiel Lungenkräuter), werden in beiden Farbkategorien (mit der gleichen Beschreibung) aufgeführt.
Den zu dieser Gliederung passenden Bestimmungsschlüssel kann man aus dem vorderen Buchdeckel ausklappen und hat ihn so jederzeit zur Hand. Jede Art ist im Hauptteil (vier bis sieben Arten pro Doppelseite) mit einem Kurztext von Thomas Schauer in Form und Lebensraum beschrieben und mit einer Abbildung illustriert. Sehr ähnliche Arten sind oft im Text mit den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen aufgeführt. Gut ist die Idee, Blütezeit, Größe und Hauptlebensräume als Symbole über jeden Beschreibungstext zu stellen. So bekommt man auf den ersten Blick eine Übersicht, die auch als Plausibilitätsprüfung für die erfolgte Bestimmung dienen kann. Schön wäre es gewesen, wenn – gerade in der heutigen Zeit – auch der Gefährdungsgrad als Symbol (zum Beispiel in Form eines Warndreiecks) in diese Symbolreihe integriert worden wäre. Leider sind die Texte selbst schlecht gegliedert und mit sehr vielen Abkürzungen versehen, sodass eine spezifische Information nicht immer einfach zu finden ist.
Die bewährten wunderschönen, plastischen und lebensechten Abbildungen von Claus Caspari machen das Schmökern zum Vergnügen und die einfache Gliederung das Bestimmen zum Kinderspiel. Es zeigt sich hier wieder einmal, dass Fotografien (und seien sie noch so gut wie bei Kremer) guten Zeichnungen im wissenschaftlichen Bereich nicht das Wasser reichen können. Viele Details der Wuchsform, die gerade dem Ungeübten beim Bestimmen helfen, sind in Zeichnungen besser darstellbar. Die wenigen von Casparis Sohn Stefan beigesteuerten, zusätzlichen Abbildungen fallen im Stil wegen ihrer Flachheit etwas ab.
Wegen des fehlenden Bestimmungssystems, der rein systematischen Gliederung und weil die Erkennung von Halbsträuchern für Laien nicht immer einfach ist, eignet sich der "Kremer" nicht für Anfänger. Auch wer nur einheimische Arten bestimmen will, ist mit dem "Schauer/Caspari" besser bedient. Wer in seinem Interesse über die (allzu) kurz gefassten Kleinführer wie zum Beispiel von Gräfe und Unzer hinausgewachsen ist und nicht schon den "Großen Pflanzenführer" derselben Autoren besitzt, dem sei der "Schauer/Caspari" wärmstens ans Herz gelegt. Liebhaber schöner Pflanzenabbildungen werden gerne im Buch schmökern.
Wer die Pflanzen bereits selbstständig bestimmen kann und nur noch eine Bestätigung sucht, vor allem über Bäume und Sträucher etwas mehr als nur die reine Pflanzenbeschreibung erfahren will oder sich insbesondere auch für die hier zu Lande anzutreffenden Parkbäume interessiert, wird eher zum "Kremer" oder zu noch spezifischeren Bestimmungsbüchern greifen.
Beide Führer präsentieren sich im flexiblen Umschlag, der sich zur Mitnahme im Rucksack eignet – wenn man das doch erhebliche Gewicht nicht scheut. Von den in Deutschland vorkommenden knapp 4000 Farn- und Blütenpflanzenarten präsentiert der "Schauer/Caspari" 1150, der "Kremer" immerhin 850. Beide Bücher sind im Groben ähnlich gegliedert mit einem einführenden allgemeinen Teil, dem Hauptteil mit den Pflanzenbeschreibungen und -Abbildungen, Index, Glossar und kurzen Beschreibungen der Gestalt der einzelnen Pflanzenorgane.
Im Detail gibt es beträchtliche Unterschiede. Das gilt bereits für die einführenden Texte: Schauer und Caspari beschreiben auf äußerst knappen viereinhalb Seiten die wichtigsten in Deutschland vorkommenden Lebensräume. Das Kapitel ist im Wesentlichen eine stark gekürzte Version des entsprechenden Textes im "Großen Pflanzenführer". Eine ausführlichere Beschreibung hätte nur wenig mehr Platz gekostet, dafür aber deutlich mehr Informationen und damit auch mehr Verständnis für das größere geobotanische Bild vermittelt. Kremer hingegen beschreibt auf 24 Seiten vor allem allgemeine Eigenschaften der drei Lebensformen Kraut, Strauch und Baum und die Merkmale der Artengruppen. Der Text bleibt allerdings oberflächlich und kann nicht so recht begeistern.
Die unterschiedlichen Pflanzengestaltungen sind bei Kremer anhand schematischer Abbildungen – eine Musterpflanze innen auf dem vorderen und eine Gestaltübersicht innen auf dem hinteren Buchdeckel – übersichtlich dargestellt. Schauer und Caspari zeigen diese Information auf mehreren Seiten im ausklappbaren hinteren Buchdeckel und illustrieren die einzelnen Formen mit Abbildungen konkreter Pflanzen. Auch das relativ ausführliche Glossar der Fachausdrücke und Pflanzenteile ist im Gegensatz zum "Kremer" mit konkreten Beispielen illustriert.
Ganz deutlich zeigen sich die Unterschiede der beiden Bücher aber im Hauptteil. Einen Bestimmungsschlüssel hat der "Kremer" nicht. Stattdessen leitet er jedes der drei Hauptkapitel über Kräuter ("Wildblumen"), Sträucher und Bäume mit mehrseitigen Übersichtstafeln ein, die in schönen Zeichnungen eine (zufällige?) Auswahl an Pflanzen abbilden.
Bei den Kräutern dient die Blütenfarbe als Bestimmungsmerkmal, bei Sträuchern und Bäumen sind es Wuchsformen, Früchte, Zapfen, Blüten, Blätter und Nadeln. Es folgen in jedem Hauptkapitel in pflanzensystematischer Reihenfolge auf je einer Doppelseite links eine bis sechs Pflanzen, die auf der Gegenseite mit meist sehr guten Bildern fotografisch abgebildet sind. Hier zeigt sich Kremers Vorliebe für Sträucher und Bäume: Sie haben durchschnittlich eine Seite für sich, während die Kräuter sich zu viert oder sechst eine Doppelseite teilen müssen. Zudem werden bei den Bäumen sehr viele nur in Parks vorkommende Arten beschrieben: Wo findet man in Deutschland in der freien Natur schon eine Chilenische Araukarie?
Die Beschreibungen sind gut gegliedert und übersichtlich, mit Detailfotos oder -zeichnungen (Blätter, Blütendetails, Früchte, Behaarungen und anderes) versehen und enthalten außer der reinen Artbeschreibung auch einen Abschnitt "Wissenswertes". Bei den Kräutern ist der Platz für den Text eigentlich zu knapp bemessen; die Angaben zu Standort und Verbreitung sind in der Regel gleichwohl ausführlicher und detaillierter als bei Schauer und Caspari. Einige Gehölzpflanzen beschreibt Kremer sowohl bei den Sträuchern als auch bei den Bäumen, allerdings mit unterschiedlichen Texten und ohne auf die jeweils andere Beschreibung hinzuweisen.
Ganz anders der Aufbau des "Schauer/Caspari": Das Werk gliedert die Pflanzen (leider ohne die Farne zu berücksichtigen) nach Blütenfarben und -formen: radiäre Blüten mit bis vier oder mehr als vier Blütenblättern, zygomorphe (spiegelsymmetrische) Blüten und Scheinblüten. Innerhalb jeder dieser Gruppen werden die Arten nach ihrer Familienzugehörigkeit im herkömmlichen Pflanzensystem geordnet aufgeführt. Pflanzen mit grünlichen und bräunlichen Blüten werden nicht nach der Blütenform unterschieden, und Gräser, Bäume und Sträucher erscheinen in einer eigenen, nicht nach Blütenfarbe aufgegliederten Gruppe am Ende des Buchs. Pflanzen, deren Blütenfarbe sich im Verlauf der Entwicklung verändert (zum Beispiel Lungenkräuter), werden in beiden Farbkategorien (mit der gleichen Beschreibung) aufgeführt.
Den zu dieser Gliederung passenden Bestimmungsschlüssel kann man aus dem vorderen Buchdeckel ausklappen und hat ihn so jederzeit zur Hand. Jede Art ist im Hauptteil (vier bis sieben Arten pro Doppelseite) mit einem Kurztext von Thomas Schauer in Form und Lebensraum beschrieben und mit einer Abbildung illustriert. Sehr ähnliche Arten sind oft im Text mit den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen aufgeführt. Gut ist die Idee, Blütezeit, Größe und Hauptlebensräume als Symbole über jeden Beschreibungstext zu stellen. So bekommt man auf den ersten Blick eine Übersicht, die auch als Plausibilitätsprüfung für die erfolgte Bestimmung dienen kann. Schön wäre es gewesen, wenn – gerade in der heutigen Zeit – auch der Gefährdungsgrad als Symbol (zum Beispiel in Form eines Warndreiecks) in diese Symbolreihe integriert worden wäre. Leider sind die Texte selbst schlecht gegliedert und mit sehr vielen Abkürzungen versehen, sodass eine spezifische Information nicht immer einfach zu finden ist.
Die bewährten wunderschönen, plastischen und lebensechten Abbildungen von Claus Caspari machen das Schmökern zum Vergnügen und die einfache Gliederung das Bestimmen zum Kinderspiel. Es zeigt sich hier wieder einmal, dass Fotografien (und seien sie noch so gut wie bei Kremer) guten Zeichnungen im wissenschaftlichen Bereich nicht das Wasser reichen können. Viele Details der Wuchsform, die gerade dem Ungeübten beim Bestimmen helfen, sind in Zeichnungen besser darstellbar. Die wenigen von Casparis Sohn Stefan beigesteuerten, zusätzlichen Abbildungen fallen im Stil wegen ihrer Flachheit etwas ab.
Wegen des fehlenden Bestimmungssystems, der rein systematischen Gliederung und weil die Erkennung von Halbsträuchern für Laien nicht immer einfach ist, eignet sich der "Kremer" nicht für Anfänger. Auch wer nur einheimische Arten bestimmen will, ist mit dem "Schauer/Caspari" besser bedient. Wer in seinem Interesse über die (allzu) kurz gefassten Kleinführer wie zum Beispiel von Gräfe und Unzer hinausgewachsen ist und nicht schon den "Großen Pflanzenführer" derselben Autoren besitzt, dem sei der "Schauer/Caspari" wärmstens ans Herz gelegt. Liebhaber schöner Pflanzenabbildungen werden gerne im Buch schmökern.
Wer die Pflanzen bereits selbstständig bestimmen kann und nur noch eine Bestätigung sucht, vor allem über Bäume und Sträucher etwas mehr als nur die reine Pflanzenbeschreibung erfahren will oder sich insbesondere auch für die hier zu Lande anzutreffenden Parkbäume interessiert, wird eher zum "Kremer" oder zu noch spezifischeren Bestimmungsbüchern greifen.
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