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Häufiger fasten, langsamer altern?

Der Molekularbiologe Slaven Stekovic meint, regelmäßiger Nahrungsverzicht könne zur Langlebigkeit beitragen.

Möglichst lange jung und gesund bleiben – das wünschen sich wohl alle. Schon antike Autoren haben die Suche nach dem Quell der ewigen Jugend geschildert. Nun meint der Molekularbiologe Slaven Stekovic einen Weg gefunden zu haben, der uns diesem Ziel näher kommen lässt. Wir müssten dafür, schreibt er, regelmäßig einen ganzen Tag lang darauf verzichten, zu essen. Stekovic versucht, seine Leser zum Fasten zu motivieren – unter anderem, indem er die Erfahrungen schildert, die er selbst damit gemacht hat. Das kombiniert er mit wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, wie periodisches Fasten den Alterungsprozess verlangsamen könnte.

Der Autor stützt sich auf wissenschaftliche Arbeiten zur Autophagie, für deren Aufklärung der Japaner Yoshinori Oshumi im Jahr 2016 den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie bekam. Autophagie ist ein Begriff für körperinterne Prozesse, bei denen – vorwiegend schadhafte – Zellbestandteile abgebaut und wiederverwertet werden. Stekovic vergleicht das mit dem Recycling von Abfall. Indem Fasten die Autophagie anrege, lautet seine These, wirke es einer Ansammlung von Müll in den Körperzellen entgegen und halte damit den Alterungsprozess auf.

Zweischneidiges Schwert

Stekovic bezieht viele aktuelle Erkenntnisse in seine Ausführungen ein. So legen Ergebnisse von Experimenten an Mäusen nahe, dass intermittierendes Fasten das Heranwachsen tödlicher Tumoren verhindern kann. Zugleich aber können Tumorzellen in späteren Erkrankungsstadien von der Autophagie benachbarter Zellen profitieren, was der Autor nicht verschweigt. Es handelt sich also, wie in der Biologie beziehungsweise Medizin so oft, um ein zweischneidiges Schwert.

Wortreich geht der Autor auf die Umstände wissenschaftlichen Arbeitens ein. Wenn er schildert, selbst am Sonntagnachmittag ins Labor zu eilen, um dort unter dem Mikroskop Zellen zu zählen, wirkt das authentisch und glaubwürdig. Zudem unterstreicht es die persönliche Note, die das Werk insgesamt ausmacht. So lernen die Leser gleich im ersten Kapitel Stekovics Urgroßmutter kennen, deren Langlebigkeit ihn dazu anregte, sich mit Alternsforschung zu befassen.

Die Lektüre gibt interessante Einblicke darein, wie der Autor selbst es schafft, regelmäßig zu fasten. Er empfiehlt hierfür Tage mit vollem Terminkalender, an denen man sowieso nicht dazu komme, viel ans Essen zu denken. Wer ein Aufputschmittel brauche, dürfe an den Fastentagen nach Belieben Kaffee trinken – allerdings nur schwarzen, da auch geringste Mengen an Milch oder Zucker den Körper in die Erwartungshaltung versetzten, weitere Nährstoffe zu erhalten, was das Fasten wiederum erschweren würde. Die Exkurse des Autors über Meditation und Musik sind unterhaltsam, stehen aber nicht in direktem Zusammenhang zum Thema des Buchs.

Vielfach gibt der Molekularbiologe hilfreiche Tipps. So solle man lieber relativ häufig für jeweils einen Tag auf die Nahrungsaufnahme verzichten, als seltener für jeweils einen längeren Zeitraum, schreibt er. Außerdem plädiert er für Nahrungsmittel, die reich an dem Inhaltsstoff Spermidin sind, der Autophagie-Prozesse fördert. Besonders viel davon enthält eine japanische Spezialität namens Nattō, die aus gegorenen Sojabohnen besteht. Aber auch manch bekanntes Produkt der mediterranen Küche ist stark spermidinhaltig, etwa Tomaten mit Mozzarella. Weitere Anregungen für eine spermidinreiche Küche gibt Stekovic in Form von teils originellen, teils konventionellen Rezepten.

Das Buch soll wohl vor allem junge Menschen ansprechen, denn der Autor, der selbst erst 29 Jahre alt ist, formuliert ziemlich salopp und umgangssprachlich. Möglicherweise hat er bewusst eine Zielgruppe gewählt, die von einem verlangsamten Alterungsprozess noch relativ stark profitieren kann. Wer schon öfter erwogen hat, mit dem Fasten zu experimentieren, der könnte durch die Lektüre den finalen Motivationsschub erhalten, sich tatsächlich dazu durchzuringen. Es fehlt unter den zahlreichen Tipps des Autors allerdings der dringend erforderliche Rat zu einem vorherigen Gesundheitscheck beim Arzt. Hinreichend deutliche Hinweise darauf, dass sich Fasten bei manchen Menschen negativ auswirkt, sind in dem Buch äußerst dünn gesät.

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