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Horrida bella

Es mag manchen erstaunen, aber: Trotz der apokalyptischen Kriege des zurückliegenden Jahrhunderts, und trotz zahlreicher bewaffneter Konflikte in der Gegenwart, sterben heute verhältnismäßig weniger Menschen an kriegerischen Auseinandersetzungen als in früheren Epochen. Das belegt der Historiker Ilja Steffelbauer, ehemaliger Mitarbeiter an der Uni Wien, im vorliegenden Werk.

Zunächst umreißt Steffelbauer den Stand der neueren anthropologischen Forschung. Daraus geht hervor, dass der Mensch seinem Naturell nach durchaus nicht kriegerisch ist. Denn organisierte, planmäßig ausgetragene, bewaffnete Gewaltkonflikte prägen die Gesellschaften erst seit rund zehntausend Jahren, als die Menschen das Jäger- und Sammlerdasein zugunsten von Ackerbau und Viehzucht aufgaben. Erst von da an machten erwirtschaftete Überschüsse und angehäufter Besitz groß angelegte Beutezüge zunehmend attraktiv.

Von Bronzeschild bis Atomrakete

Im Folgenden bildet der Autor die Geschichte des Krieges an einzelnen Fallstudien ab. Er befasst sich etwa mit dem mythischen Helden Achill im trojanischen Krieg, mit dem Kreuzfahrer Richard Löwenherz, mit dem britischen Admiral Nelson oder dem sowjetischen Offizier Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow, der 1983 die Welt vor einem Atomkrieg bewahrte, indem er einen Alarm seines Überwachungssystems als Fehler einstufte.

Steffelbauer zeigt: Ob im antiken Griechenland, im gallischen Krieg, bei den Wikingern oder bei Vasco da Gama, der um 1500 einen Seeweg nach Indien suchte – immer ging es um Beute. Gut demonstrieren lässt sich das am Beispiel der Europäer, die jahrhundertelang ihre militärische Überlegenheit nutzten, um Handel und Warenaustausch zu erzwingen, weltweit fremde Völker zu unterwerfen und in Kolonien auszubeuten.

Neben solchen Meta-Betrachtungen schildert der Autor diverse militärische Details, und das durchaus interessant. In der Schlacht von Arsuf 1191 beispielsweise, einem der wichtigsten Ereignisse des dritten Kreuzzugs, ließ Richard Löwenherz seine Infanterie vor der Kavallerie marschieren. Dadurch verhinderte er, dass die Pfeile der sarazenischen Bogenschützen seine Reiter vorzeitig ausschalteten: Die Geschosse blieben in den schweren Filz- und Kettenpanzern der Fußtruppen hängen. Dies schonte die europäische Kavallerie und erlaubte ihr später, die Sarazenen mit einem Großangriff zu schlagen.

Dämmerung des Bellizismus?

Im Hinblick auf Heute postuliert Steffelbauer, die weitere Kulturentwicklung der Menschheit werde die relativen Opferzahlen in Kriegen sinken lassen – vorausgesetzt, es komme nicht zu einem atomaren Krieg. Ein Szenario, das sich nicht ausschließen lasse. Einen umfassenden Frieden hält der Historiker allerdings in absehbarer Zeit für wenig wahrscheinlich.

Den zeitgenössischen Terrorismus ordnet der Autor nicht als existenzielle Bedrohung ein. Vielmehr begreift er ihn als Ausdruck von Schwäche der dahinter stehenden Akteure – ob es sich um Gruppierungen wie die Anarchisten des 19. Jahrhunderts, um die zahlreichen Linksterroristen späterer Jahrzehnte oder um muslimische Terrororganisationen handelt. Denn anders als der Guerilla, die der chinesische KP-Vorsitzende Mao Zedong propagierte, fehlt(e) ihnen der breite Rückhalt der Bevölkerung. Terroraktionen, so Steffelbauer, entfalteten eine ungeheure psychologische Wirkung, doch objektiv betrachtet seien sie für stabile Staaten nicht mehr als Nadelstiche.

Die Zeiten werden sicherer, so das Fazit des Buchs, weil heutige Staaten immer weniger zu Kriegen neigen. Solche Konflikte zahlen sich vor allem ökonomisch kaum noch aus – im Gegensatz zu früheren Epochen, als das Kriegführen zwar ebenfalls teuer war, aber im Erfolgsfall einen Zuwachs an Macht und Reichtum versprach.

Manchmal geraten die historischen Einschätzungen des Autors etwas einseitig. Etwa wenn er die innere Stabilität jener Staaten bewertet, die in den ersten Weltkrieg hineingezogen wurden. Bei den Details und beim Beleuchten ganz großer Zusammenhänge jedoch hat das Buch fraglos Stärken.

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