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Gespenstische Quanten

Die Quantenwelt ist unanschaulich. Sie lässt sich mathematisch exakt beschreiben, übersteigt aber die Grenzen unserer Umgangssprache, die sich zuvorderst auf Alltagsobjekte bezieht. Wenn Naturforscher und Philosophen etwas über Quanten erzählen, sind sie deshalb auf Metaphern angewiesen, hinter denen sich aber zumeist eine präzise mathematische Bedeutung verbirgt.

Dennoch regen Formulierungen wie "Unbestimmtheit", "Komplementarität", "Verschränkung" oder "spukhafte Fernwirkung" unweigerlich die Fantasie dazu an, auf mehr oder weniger dumme Gedanken zu kommen. Das vorliegende Buch lässt schon im Titel keinen Zweifel daran, dass hier alle Hemmungen fallen und das freie Assoziieren fröhliche Urständ feiert.

Rendezvous mit Spukgestalten

Die zwei Autoren bilden eine explosive Mischung. Lotte Ingrisch fegt seit Jahrzehnten als unermüdlicher Wirbelwind durch die österreichische Kulturlandschaft. Als Expertin für Tod und Jenseits behauptet sie steif und fest, regelmäßig mit Gespenstern zu verkehren und sich gelegentlich in eins zu verlieben.

Koautor Helmut Rauch übernimmt den undankbaren Gegenpart des Stichwortgebers. Der in Fachkreisen angesehene Experimentalphysiker konnte 1974 durch Doppelspaltversuche mit Neutronen erstmals beweisen, dass Kernteilchen Wellencharakter besitzen, wie von der Quantenmechanik verlangt. Auf seine alten Tage geriet Rauch nun in Ingrischs Anziehungsbereich und begann, in einer immer engeren Spiralbahn um ihre esoterische Gedankenwelt zu kreisen. Wie das Buch dokumentiert, versuchte er anfangs noch, Schrödingers Katze vor Ingrischs Zugriff zu retten – indem er bezweifelte, das berühmte Gedankenexperiment beweise, dass Diesseits und Jenseits ein und dasselbe seien.

Quantasterei

Doch offenbar konnte Rauch dem Sog des ingrischschen Mahlstroms letztlich nicht widerstehen. Im Schlusskapitel "Was kann der Quantengott?" übernimmt er die esoterische Wortwahl seiner Koautorin und meint, die Quantenphysik liefere eine naturwissenschaftliche Beschreibung für eine "Reihe mystischer und transzendenter Phänomene, die dem normalen Menschenverstand unerklärlich erscheinen". Er zählt dann als Beispiele lauter typische Quantenphänomene auf, von denen allerdings keines mystisch, transzendent oder unerklärlich ist. Sie lassen sich samt und sonders erklären, nur sind die Erklärungen eben unanschaulich.

Man kann sich je nach Laune amüsieren oder ärgern über dieses Buch, das ultimativ mit Quantenvokabeln spielt. Ein bisschen lustiger und abwechslungsreicher wäre es in diesem thematischen Zusammenhang, wenn in Umkehr der Geschlechterstereotype einmal ein Mann die Rolle des gefühlsseligen Wirrkopfs übernähme und eine Frau die Vernünftigere gäbe.

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