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Rastlos durchs Erdreich

Was verbindet Angler und Gärtner? Beide sind auf Regenwürmer angewiesen – und haben daher guten Grund, diesen Tieren eine gewisse Wertschätzung entgegenzubringen. Die amerikanische Autorin Amy Stewart hat sich auf Naturthemen spezialisiert und erörtert in ihrem Buch, warum die Würmer auch von anderen Respekt verdient haben. Als ebenso begeisterte wie neugierige Hobbygärtnerin kann Stewart auf umfangreiche eigene Erfahrungen zurückgreifen. In ihr locker geschriebenes, erzählendes Werk webt sie immer wieder Fakten über den Gemeinen Regenwurm (Lumbricus terrestris), den Kompostwurm (Eisenide fetida) und andere Wenigborster ein.

Die Autorin verweist darauf, was die Würmer bei der Bodenbearbeitung und -gewinnung leisten. Auf einem Hektar guten Bodens lebten schätzungsweise zwei Millionen Würmer, schreibt sie. Die Tiere bewegten die Erde, arbeiteten sie durch und reicherten sie mit Naturstoffen an. Sie verwandelten Kompost in nährstoffreichen Boden mit besserem Wasserbindungsvermögen und einer höheren Zahl an aktiven Mikroorganismen.

Auf den Wurm gekommen

Als Leser begleitet man Stewart dabei, wie sie die Würmer Schritt für Schritt kennen lernt. So möchte sie ihren Garten mit Kompost fruchtbarer machen, den sie in einem normalen Wurmkomposter gewinnt. Man liest, wie sie versucht, im Anglergeschäft erstandene Regenwürmer anzusiedeln, und nimmt teil an ihren zahlreichen Wurmexkursionen. Zudem schildert die Autorin ihren Besuch bei Samuel James, einem der wenigen renommierten Wenigborster-Forscher (Oligochaeotologen). Sie erzählt davon, wie sie Riesenwürmer und andere Exoten kennen lernt, und schreibt über die Evolution und Verbreitung dieser Erdbewohner. Zudem vermittelt sie Wissenswertes über die Bedeutung der Tiere im Öko-Landbau sowie über deren möglichen kommerziellen Einsatz, etwa in der Abfallverwertung.

Eine interessante Nuance bekommt das Buch dadurch, dass die Autorin ausführlich auf die Arbeiten des Naturforschers Charles Darwin (1809-1882) eingeht. Dieser war ein ausgewiesener Spezialist für Regenwürmer und widmete ihnen eines seiner letzten Werke, "Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer" (1881). Als einer der Ersten erkannte er, welch große Bedeutung die Tiere für eine gesunde Bodenstruktur haben. Noch im hohen Alter sei er bei seinen Studien äußerst akribisch vorgegangen, betont Stewart, etwa wenn er notierte, auf welche Weise Regenwürmer kleine Blätter in ihre Erdgänge ziehen. Ein Freund des Naturforschers kommentierte damals, er sei immer der Meinung gewesen, Würmer gehörten zu den hilflosesten und am wenigsten mit Intelligenz ausgestatteten Wesen. "Jetzt sehe ich mit Staunen, dass sie ein häusliches Leben und öffentliche Aufgaben haben."

Dem kann man nach Lektüre des Werks zustimmen. Der überzeugende Mix aus Sachliteratur und Belletristik mag in seiner populären Aufmachung "amerikanisch" wirken, doch Wissenschaft muss nicht immer hochintellektuell und trocken daherkommen, um niveauvoll und erhellend zu sein. Stewarts Buch hat sicher das Zeug, auch Laien zu erreichen und ihnen die Bedeutung einer der wichtigsten Ressourcen für Land- und Forstwirtschaft klarzumachen. Gerade im internationalen Jahr des Bodens 2015 ist das zu begrüßen.

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