Fliegende Edelsteine
Man nennt sie die Kolibris unter den Insekten, fliegende Edelsteine oder Kuckuckswespen. Goldwespen gehören zu den schönsten und farbenprächtigsten Insekten. Leider sind auch sie vom Artensterben betroffen. Gleichzeitig macht ihre Schönheit sie zu geeigneten Botschaftern für naturschutzfachliche Anliegen: Sie wecken das Interesse der Menschen für Biologie und lenken damit die Aufmerksamkeit auf aktuelle Umweltprobleme. Getreu dem Ausspruch »man schützt nur, was man kennt« widmen sich die Autoren dieses Buchs den faszinierenden Goldwespen. Der Landschaftsökologe Heinz Wiesbauer, der Goldwespenspezialist Paolo Rosa und Herbert Zettel, Kurator am Naturhistorischen Museum Wien, stellen Porträts der in Mitteleuropa heimischen Arten vor, geben Einblick in ihre Biologie und liefern einen Bestimmungsschlüssel.
Trojanisches Pferd
Dazu beschreiben die Autoren die Geschichte der Goldwespenforschung in verschiedenen europäischen Ländern, ebenso wie die Morphologie der Insekten, die man für ihre Bestimmung braucht. Anschließend gehen sie auf die spannende Biologie der fliegenden Edelsteine ein. Der Leser erfährt von unterschiedlichen Nestaufsuch-Strategien der parasitischen Tiere, etwa dem Transport mittels »trojanischen Pferds«: Goldwespen schmuggeln ihre Eier in Nester anderer Wirte. Diese auffällige Verhaltensweise hat ihnen den Namen Kuckuckswespen eingebracht. Das Buch beschreibt außerdem ihre Wirte, Lebenszyklen und Lebensräume.Gleichfalls geht es auf die Frage ein, warum Goldwespen so auffällig gefärbt sind. Hervorragende, qualitativ hochwertige Farbbilder ergänzen die interessanten Texte ebenso wie die Artenporträts. Auch wenn es nicht immer möglich ist, Goldwespen anhand von Bildern eindeutig zu charakterisieren, liefern die Autoren einen Bestimmungsschlüssel, mit dem man die Insekten durch klar erkennbare Merkmale zumindest einer Gattung oder Artengruppe zuordnen kann. Die Autoren weisen aber darauf hin, dass es für die exakte Bestimmung einiger schwieriger Arten zusätzlicher Literatur bedarf.
Ziel des Buchs ist es, die Vielfalt der Goldwespen für interessierte Laien greifbar zu machen und die Aufmerksamkeit auf ihren Schutz zu richten. Die konkreten Vorschläge, wie man die Lebensräume der etwa 200 Goldwespenarten in Mitteleuropa, aber auch anderer Insekten erhalten kann, erweisen sich als sehr nützlich.
Wiesbauer, Rosa und Zettel ist es gelungen, ihre Faszination für Goldwespen an den Leser zu übermitteln, wenn man von ein paar kleineren Kritikpunkten absieht. Weil sie ziemlich viele Fachbegriffe verwenden, mag es manchen Laien anfänglich schwerfallen, sich in das Thema einzufinden. Andererseits schätzen deshalb sicherlich auch manche Experten das informative Buch. Zudem wäre bei der Darstellung einiger Tabellen ein etwas ansprechenderes Layout wünschenswert gewesen.
Dennoch: Wer ein umfassendes Fachbuch sucht, das dem Leser die faszinierende Welt der heimischen Goldwespen näherbringt, ist hier genau richtig. Es fasst das aktuelle, umfangreiche Fachwissen zu dem Thema zusammen und ist zugleich ein schöner Bildband. Es bereitet viel Freude, beim Durchblättern die farbenprächtigen Insekten näher zu betrachten. Und was man kennt und schätzt, schützt man bekanntlich auch.
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