»Die letzten Tage der Dinosaurier«: Lebendig vom Ende der Dinos erzählt
Die Begeisterung für Dinosaurier merkt man Riley Black an. »Als Kind empfand ich es als ausgesprochen ungerecht, dass ich nicht mit meinem eigenen Tyrannosaurus rex zur Schule reiten konnte«, schreibt die Wissenschaftsredakteurin einleitend. In ihrem neuen Buch beschäftigt sie sich dennoch mit dem Aussterben der »schrecklichen Echsen«, die die Welt rund 170 Millionen Jahre lang beherrschten. Der Einschlag eines Asteroiden mit der Kraft von Millionen Hiroschima-Bomben führte vor 66 Millionen Jahren zu einer ökologischen Katastrophe. Drei Viertel allen Lebens auf der Erde – einschließlich der meisten Dinosaurierarten – starben durch die Folgen der Katastrophe aus.
Black beschreibt die Zeit unmittelbar vor bis eine Millionen Jahre nach dem Einschlag. Trotz der Thematik gerät ihre Erzählung sehr lebendig. In kurzen Kapiteln werden zum Untergang verdammte Arten wie der Triceratops, aber auch Überlebende des Massenaussterbens wie der spitzhörnchenartige Urprimat Purgatorius zu den Protagonisten. Durch ihre Augen erleben die Leserinnen und Leser die letzten Tage der Kreidezeit in der Formation Hell Creek im Nordwesten der USA – ein Ort, an dem bis zu besagtem Doomsday zahlreiche Dinosaurier, Saurier und Vögel lebten und der heute als bedeutende Fossilienfundstelle gilt. Spürbar wird so zum Beispiel die Hilflosigkeit eines Ankylosaurus, den eine durch den Einschlag aufgetürmte Welle trotz seiner sechs Tonnen Gewicht einfach davonspülte.
Überleben unter extremen Bedingungen
Ebenso anschaulich schildert Black, wie aus dem vormals artenreichen Planeten ein lebensfeindlicher Ort wurde. Durch den Einschlag gelangten unzählige Mengen Gestein, Schwefel und Kohlendioxid in die Atmosphäre. Viele Trümmerteile erhitzten sich beim Rückfall und erzeugten dabei einen globalen Infrarot-Wärmeimpuls, was den Planeten vermutlich in Flammen setzte. Durch die Brände verdampftes Material, Ruß und Aerosole verdunkelten jahrelang die Sonne. Nach der Hitze folgte dadurch große Kälte. Ein Großteil des Lebens, ob tierisch oder pflanzlich, erlosch früher oder später unter den extremen Bedingungen.
Doch ganz ausrotten ließ es sich nicht. Black beschreibt, wie durch eine Reihe glücklicher Umstände manche Arten an verschiedenen Orten der Welt überlebten. Würmer etwa lebten im Boden und damit an einem Ort, der weniger anfällig für Temperatur- und Klimaschwankungen war. Manche Nadelbäume wie Mesocyparis kamen mit wenig Sonnenlicht aus und bildeten Samenzapfen aus, die geschnäbelte Vögel – die Nachfahren bestimmter Dinosaurier – verdauten und später wieder ausschieden, so dass anderswo neue Bäume entstanden.
Sehr interessant gestaltet sich auch das Schlusskapitel, in dem die Autorin nicht nur über ihre Faszination für Dinosaurier, sondern auch über die Umstände ihres Untergangs nachdenkt: »Wäre der Asteroid in einem anderen Teil des Planeten eingeschlagen oder hätte er ihn ganz verfehlt, wäre die Verwüstung vor 66 Millionen Jahren zumindest eine andere gewesen, wenn sie nicht sogar ganz ausgeblieben wäre.« Ein Zufall hat demnach zum Untergang der imposanten Echsen geführt, aber letztlich auch dazu, dass Vögel und Säugetiere sich auf der Welt ausbreiten konnten – und sehr viel später der Mensch. Selten wurde die Geschichte von Aussterben und Neuanfang so lebendig erzählt wie in diesem Buch.
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