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Die Natur im Wandel

Faktenreich beschreibt der Biologe Bernhard Kegel die vorhergesagten und bereits stattfindenden Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Umwelt.

Fährt man mit dem Fahrrad durch die Bonner Rheinaue, eine während der Bundesgartenschau 1979 angelegte Parklandschaft, muss man manchmal den Kopf einziehen: Schwärme leuchtend grüner, ursprünglich aus Pakistan stammender Halsbandsittiche kommen im Kamikazeflug heran und sausen eng an einem vorbei. Im gleichen Park findet man die possierlichen, ursprünglich aus Südamerika stammenden Biberratten, die sich dort inzwischen – wie an vielen Orten in Europa und Nordamerika – breitgemacht haben.

Tiere auf der Suche nach neuem Lebensraum

Das sind nur zwei Beispiele einer langen Liste ortsfremder Arten, die sich als Neobiota seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 in Deutschland etabliert haben: Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zählt inzwischen 46 Wirbeltiere, 273 Wirbellose, 470 Pflanzen und 96 Pilze – hinzu kommen weitere über 2000 unbeständig hier lebende Arten.

In »Die Natur der Zukunft« beschreibt der Biologe Bernhard Kegel den Wandel in der Tier- und Pflanzenwelt aus globaler Perspektive und richtet sein Augenmerk dabei vor allem darauf, diesen vor dem Hintergrund der Erderwärmung zu erklären. Er zeigt in zwölf Kapiteln, welch erheblicher Wandel im Gang ist und welche Konsequenzen dieser nach sich zieht: Tiere und Pflanzen verlassen ihren angestammten Lebensraum, ganze Ökosysteme und Nahrungsnetze geraten aus dem Takt, was Arten an den Rand ihrer Belastungsgrenzen treibt – zu Land wie zu Wasser.

Der Autor beschreibt, welche Faktoren die Ausbreitung neuer Arten begünstigen, welche Lehren man aus früheren klimatischen Veränderungen ziehen könnte, wo es schon heute zu einem verheerenden Wandel von Ökosystemen kommt und welche weiteren Konsequenzen dies nach sich ziehen könnte.

Während Halsbandsittiche vergleichsweise wenige Schwierigkeiten bereiten, lesen sich weite Strecken des Buchs wie eine Dystopie, doch leider sind die Phänomene erschreckend real: Die Leser müssen ertragen, dass 2014 im australischen Queensland an einem einzigen extrem warmen Tag 45 000 Flughunde den Hitzetod fanden. Andernorts verstopfen Quallenschwärme die Filteranlagen von Entsalzungsanlagen. Während Parasiten zunehmend gute Lebensbedingungen finden, sind die Fluchtwege von Pflanzen und Tieren in unserer zersiedelten Landschaft in andere Klimazonen verstellt.

Das alles erinnert mitunter an die Szenarien, die so mancher aus Frank Schätzings »Der Schwarm« in Erinnerung hat. Allein: Die Schilderungen von Bernhard Kegel sind nicht alarmistisch oder sensationsheischend, sondern durch zahlreiche solide Quellen belegt, mit denen er den Stand der Forschung interessant und kenntnisreich darstellt.

Darüber hinaus beschreibt der Autor nicht nur die in ihrer Dramatik unmittelbar sichtbaren Ereignisse, sondern auch die subtileren, doch darum nicht weniger gefährlichen Veränderungen: etwa Beeinträchtigungen ganz am Anfang der marinen Nahrungskette, auf der Ebene von Plankton, die auch höhere trophische Stufen beeinflussen. Zudem verschiebt sich das saisonale Auftreten bestimmter Arten, was empfindliche Ökosysteme stört. Auch kommt es immer häufiger zu neuen Ressourcenkonkurrenzen zwischen Arten, deren Lebensräume früher getrennt waren.

Die Palette der beschriebenen Veränderungen ist erschreckend breit gefächert. Dennoch gelingt es Kegel, die verschiedenen Aspekte in seinem Buch zusammenzuführen, was sicherlich auch seiner substanziellen Erfahrung als Verfasser von Sachbüchern geschuldet ist. So ist auch dieses Werk inhaltlich wie sprachlich überzeugend und absolut lesenswert.

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