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Was die Seuche mit uns macht

Ein psychologischer Leitfaden für den Ausnahmezustand.

Dass das Jahr 2020 so verlaufen würde, hätte wohl niemand für möglich gehalten. Ende 2019 trat ein neues Coronavirus in China auf und löste eine weltweite Pandemie aus. Weit mehr als eine halbe Million Menschen sind seitdem an der Krankheit gestorben. Das Virus bringt das öffentliche Leben zum Stillstand und ganze Milieus in finanzielle Bedrängnis.

Steven Taylor, Psychologe an der University of British Columbia in Vancouver, scheint eine fast prophetische Vorahnung gehabt zu haben, als er 2018 mit der Arbeit an diesem Buch begann. Basierend auf früheren Pandemien wie der Spanischen Grippe (1918–1920), der Russischen Grippe (1889-1890), der Beulenpest (1346-1353), HIV (seit 1981) sowie der Zika-Virus-Epidemie 2015/2016 entwirft Taylor ein Szenario, das die aktuelle Situation erstaunlich treffend beschreibt.

Schwierige Kommunikation im Zeitalter der »sozialen Medien«

In zwölf Kapiteln legt er die Herausforderungen für das Gesundheitssystem, die wirtschaftlichen Kosten und die Auswirkungen einer Pandemie auf unsere Psyche dar. Neben Hygieneregeln und Social Distancing widmet er sich der Frage, wie eine erfolgreiche Risiko- und Krisenkommunikation gelingen kann, die es ermöglicht, das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung zu verändern. So bezweifelt er, dass Angst auslösende emotionale Appelle immer hilfreich sind. Je nach Persönlichkeit und Denkstil der Adressaten könne diese Strategie schaden, im Extremfall zu Ausschreitungen und Massenpanik führen.

Für Menschen, die zu Krankheitsangst neigen, ständig gedanklich um die Bedrohung kreisen und besonders sensibel für Angst machende Botschaften sind, sei sie weniger geeignet. Für Personen, die den Gedanken an Gefahren stark vermeiden, könnten Furchtappelle jedoch ein Weckruf sein.

Weiterhin erläutert der Autor, wie unser Verhalten durch Pandemien beeinflusst wird und welche Rolle Ekel und die Ausgrenzung als fremd empfundener Gruppen dabei spielen. Die Coronakrise ist die erste Pandemie im Zeitalter sozialer Medien, wie Taylor im nachträglich verfassten Vorwort feststellt. Das beschleunige nicht nur den Austausch von Information, etwa zwischen Ärzten und Forschern weltweit, sondern auch den Austausch von Fehlinformationen und Verschwörungsmythen.

Das Buch ist fachnah geschrieben, jede Aussage ist mit einem Literaturhinweis belegt. Für interessierte Laien, denen die verwendeten Begriffe mittlerweile aus den Nachrichten wohlbekannt sein dürften, ist es trotzdem gut lesbar. Steven Taylor macht mit dem Band deutlich, dass die Pandemie nicht nur ein medizinisches Problem, sondern auch eine psychologische Herausforderung darstellt – und liefert fundierte Ratschläge, wie man die Krise als Gesellschaft besser bewältigen kann.

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