Auf zu Miranda!
Unser Sonnensystem hat selten so gut ausgesehen. Im vorliegenden Band finden sich weit mehr als 1000 Abbildungen und Grafiken, die es dem Leser Schritt für Schritt und Planet für Planet näherbringen. Es ist ein aufwändig produziertes Buch: Neben drei Autoren – der Weltraumwissenschaftlerin Maggie Aderin-Pocock, dem Physiker Ben Bussey sowie dem Geografen Andrew K. Johnson – waren acht Berater daran beteiligt, unter Verwendung aktueller Daten der US-Weltraumbehörde NASA und der europäischen Weltraumagentur ESA. So bietet der Band vor allem eine visuelle Rundreise, informativ und unterhaltend zugleich.
Das Buch ist randvoll mit Wissen über unser Sonnensystem und trägt den aktuellen Erkenntnisstand bis zum Jahr 2014 zusammen, als es in der englischen Originalausgabe erschien. Deshalb nicht dabei: die Entdeckung von Spuren flüssigen Wassers auf dem Mars, welche die NASA im September 2015 verkündete. Mehr als 150 Missionen haben bereits mit Hilfe von Raumsonden unsere unmittelbare kosmische Nachbarschaft erkundet, fotografiert, kartiert und vermessen – und dabei spannende Erkenntnisse erbracht.
Bitte nicht barfuß gehen
Da wäre der Gebirgszug Maxwell Montes, der höchste auf der Venus, deren Oberfläche mit mehr als 450 Grad Celsius heiß genug ist, um Blei zu schmelzen. Da wären auch die Dünen auf dem Mars, die den Roten Planeten wahrlich außerirdisch-fremd und vertraut zugleich erscheinen lassen. Nicht zu vergessen die Kraterkette Enki Catena auf dem Jupitermond Ganymed. Die mindestens 13 sich überlappenden Krater sind wahrscheinlich entstanden, als ein Objekt in die Umlaufbahn des Jupiter gezogen wurde und dort zerbrach, bevor die einzelnen Trümmerteile auf dem Mond einschlugen. Erwähnenswert auch die höchsten Klippen im Sonnensystem, die den Grand Canyon weit in den Schatten stellen – "Verona Rupes" etwa auf dem Uranusmond Miranda, die rund zehn Kilometer hoch ist. Dabei ist Mirandas Schwerkraft so gering, dass ein von der Klippe herabfallender Stein erst nach zehn Minuten auf dem Boden auftrifft.
Neben den "Fokus"-Seiten, die sich solchen Phänomenen widmen und mit ausgezeichneten Computergrafiken überzeugen, beeindrucken auch die doppelseitigen Oberflächenkarten der Gesteinsplaneten sowie die schalenartige Darstellung des Aufbaus der verschiedenen Himmelskörper. Somit bietet das Werk einen umfassenden Ein- und Überblick, ist Nachschlagewerk und Bildband zugleich und lädt zum Schmökern ein. Es ist als Reiseführer durch unser Sonnensystem wärmstens zu empfehlen.
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