Buchkritik zu »Die Planeten«
Als mir von der SuW-Redaktion angeboten wurde, das jüngste Buch von Dava Sobel, "Die Planeten", zu rezensieren, war ich gespannt, was mich erwarten würde, denn vor etwa acht Jahren hatte mich schon einmal ein Werk dieser Autorin gefesselt und begeistert. Das Buch hieß "Längengrad" und handelte vom Ringen um praktische Methoden der Positionsbestimmung von Schiffen auf hoher See – im 18. Jahrhundert ein zentrales, lebenswichtiges Problem.
Das vorliegende Buch hat die Körper des Sonnensystems zum Thema. Also noch ein Werk, das die inzwischen unüberschaubare Flut einschlägiger Veröffentlichungen der letzten paar Jahrzehnte fortsetzt? Was macht die Lektüre aber trotz meiner anfänglichen Bedenken zu einem reinen Lesevergnügen? Ich denke, es ist der unnachahmliche Stil und die erzählerische Kunst von Dava Sobel, Wissenschaft zu vermitteln...
Zum formalen Aufbau muss wenig bemerkt werden: Der Leser wird in klassischer Weise, ausgehend vom Zentrum, in zwölf Teilen durch das Sonnensystem geleitet. Dass ihn auf dieser Reise nicht nur "nackte Tatsachen" erwarten, lassen die Artikel-Überschriften bereits erahnen, wie zum Beispiel "Genesis", "Mythologie", "Schönheit", "Mondsicht", "Science-Fiction" oder "Sphärenmusik", um einige zu nennen.
Aber bei aller Schönheit der Sprache ist die Aktualität der Information schon erstaunlich, denn sie reicht bis zum 14. Januar 2005, als "HUYGENS' eingebaute Weckuhr sämtliche Bordsysteme aktivierte, die sich daraufhin für ihren Einsatz auf Titan vorbereiteten".
Es reizt geradezu, eine kleine Auswahl der Formulierungen wörtlich wiederzugeben, die anders nicht zu vermitteln sind, die aber den Charme dieses Buches ausmachen: "... manchmal verstört mich (D. S.) der Anblick der Tiefen des Weltalls derart, dass ich wie eine verschreckte Maus in die behagliche Geborgenheit eines Nests tief im Erdreich huschen möchte." Oder: "... keinem von uns fiel auf, dass William (Herschel) mit 83.7 Jahren genauso alt wurde, wie Uranus für einen vollständigen Umlauf um die Sonne benötigt." Am Ende gesteht die Autorin "freimütig, dass die erstaunlichen wissenschaftlichen Daten, die ich hier mitteilen durfte, den Planeten nichts von ihrem tieferen Zauber nahm".
Quer durch den Text lässt Dava Sobel keine Gelegenheit aus, Bezüge zur Kunst (Musik und Malerei) und zur Mythologie herzustellen: Ihr gelingt der schwierige Spagat, Erzählkunst mit wissenschaftlicher Genauigkeit zu verbinden. Die Darstellung komplizierter Sachverhalte wie zum Beispiel in den Kapiteln "Genesis" oder der "Entdeckung Neptuns" gelingt ebenso spielerisch wie exakt. Bemerkenswert ist der umfangreiche Anhang (44 Seiten), der neben einem Glossar zu allen zwölf Kapiteln Einzelheiten nachträgt, die im laufenden Text schwer unterzubringen waren. Ein um fangreiches Literaturverzeichnis und ein Register schließen den Anhang ab. Dava Sobel ist eine wahrhaft poetische, vergnüglich zu lesende Reise durch das Sonnensystem gelungen; ich möchte das kleine Buch allen warm empfehlen, die an den Vorgängen in unserer näheren kosmischen Umgebung interessiert sind und die an der etwas "anderen Art" der Wissensvermittlung ihre Freude haben.
Das vorliegende Buch hat die Körper des Sonnensystems zum Thema. Also noch ein Werk, das die inzwischen unüberschaubare Flut einschlägiger Veröffentlichungen der letzten paar Jahrzehnte fortsetzt? Was macht die Lektüre aber trotz meiner anfänglichen Bedenken zu einem reinen Lesevergnügen? Ich denke, es ist der unnachahmliche Stil und die erzählerische Kunst von Dava Sobel, Wissenschaft zu vermitteln...
Zum formalen Aufbau muss wenig bemerkt werden: Der Leser wird in klassischer Weise, ausgehend vom Zentrum, in zwölf Teilen durch das Sonnensystem geleitet. Dass ihn auf dieser Reise nicht nur "nackte Tatsachen" erwarten, lassen die Artikel-Überschriften bereits erahnen, wie zum Beispiel "Genesis", "Mythologie", "Schönheit", "Mondsicht", "Science-Fiction" oder "Sphärenmusik", um einige zu nennen.
Aber bei aller Schönheit der Sprache ist die Aktualität der Information schon erstaunlich, denn sie reicht bis zum 14. Januar 2005, als "HUYGENS' eingebaute Weckuhr sämtliche Bordsysteme aktivierte, die sich daraufhin für ihren Einsatz auf Titan vorbereiteten".
Es reizt geradezu, eine kleine Auswahl der Formulierungen wörtlich wiederzugeben, die anders nicht zu vermitteln sind, die aber den Charme dieses Buches ausmachen: "... manchmal verstört mich (D. S.) der Anblick der Tiefen des Weltalls derart, dass ich wie eine verschreckte Maus in die behagliche Geborgenheit eines Nests tief im Erdreich huschen möchte." Oder: "... keinem von uns fiel auf, dass William (Herschel) mit 83.7 Jahren genauso alt wurde, wie Uranus für einen vollständigen Umlauf um die Sonne benötigt." Am Ende gesteht die Autorin "freimütig, dass die erstaunlichen wissenschaftlichen Daten, die ich hier mitteilen durfte, den Planeten nichts von ihrem tieferen Zauber nahm".
Quer durch den Text lässt Dava Sobel keine Gelegenheit aus, Bezüge zur Kunst (Musik und Malerei) und zur Mythologie herzustellen: Ihr gelingt der schwierige Spagat, Erzählkunst mit wissenschaftlicher Genauigkeit zu verbinden. Die Darstellung komplizierter Sachverhalte wie zum Beispiel in den Kapiteln "Genesis" oder der "Entdeckung Neptuns" gelingt ebenso spielerisch wie exakt. Bemerkenswert ist der umfangreiche Anhang (44 Seiten), der neben einem Glossar zu allen zwölf Kapiteln Einzelheiten nachträgt, die im laufenden Text schwer unterzubringen waren. Ein um fangreiches Literaturverzeichnis und ein Register schließen den Anhang ab. Dava Sobel ist eine wahrhaft poetische, vergnüglich zu lesende Reise durch das Sonnensystem gelungen; ich möchte das kleine Buch allen warm empfehlen, die an den Vorgängen in unserer näheren kosmischen Umgebung interessiert sind und die an der etwas "anderen Art" der Wissensvermittlung ihre Freude haben.
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