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Schädliche Smartphones?

Psychiater Manfred Spitzer kritisiert einmal mehr die neuen Medien.

Smartphones machen uns nicht nur dumm, körperlich und geistig krank, sie zerstören auch die Gesellschaft. Davon zeigt sich jedenfalls Manfred Spitzer überzeugt. Der Professor für Psychiatrie an der Universität Ulm ist seit Jahren auf Mission – und bekannt für seine umstrittenen Bücher, in denen er vor den Folgen der Digitalisierung warnt. Auch diesmal geht es ausschließlich um die Risiken von Smartphones, Internet und Social Media, nicht jedoch um deren Potenziale und Vorteile. Der Best­sellerautor führt diverse Studienergebnisse auf, die seine These stützen; nicht zu seiner Ansicht passende Befunde lässt er gern unter den Tisch fallen.

Spitzers Stil ist polemisch und aggressiv: Der Psychiater attackiert nicht nur Politiker, Jugendliche und andere Wissenschaftler, sondern beleidigt in seinen Fußnoten auch pauschal Studierende und Andersdenkende. Deshalb wird seine Botschaft vermutlich vor allem jene erreichen, die Smartphones ohnehin schon kritisch gegenüberstehen.

Weniger direkte Kontakte

Dabei sind die Warnungen des Autors durchaus berechtigt, nur eben leider in Umfang und Tonfall überzogen. Hat man sich daran gewöhnt, die dramatischen Warnrufe und Spitzen gegen alles und jeden zu überlesen, gibt es in der Tat interessante Fakten zu entdecken. Die gesundheitlichen Risiken einer extremen Smartphone-Nutzung – darunter Schlaflosigkeit, erhöhte Anfälligkeit für Depressionen und Übergewicht – überraschen noch nicht wirklich, zumal sie auch auf andere Suchterkrankungen zutreffen. Spannender lesen sich die Kapitel zu den negativen Folgen für die Gesellschaft. So führt der Wissenschaftler ein allgemein geringeres Vertrauen in Fremde darauf zurück, dass wir im Alltag weniger positive Kontakte mit Unbekannten erleben als früher, da wir eher unser Smartphone konsultieren, statt jemanden nach dem Weg oder der Uhrzeit zu fragen.

Das Werk, das es in die Bestsellerlisten geschafft hat, regt dazu an, über den eigenen Umgang mit digitalen Medien nachzudenken. Allerdings stört neben der Ausdrucksweise auch der Aufbau: Die Kapitel stellen eine Mischung dar aus bereits in der »Zeitschrift für Nervenheilkunde« veröffentlichten und eigens für das Buch geschriebenen Texten. Sie lassen sich zwar in beliebiger Reihenfolge lesen, schwanken aber stark in der Qualität und passen vereinzelt nicht wirklich zum Thema.

Leider hat der Autor auf ein zusammenfassendes Schlusswort verzichtet. Das ist vor allem deshalb schade, weil man an dieser Stelle konstruktive Vorschläge von ihm erhofft. Soll der Staat den Smartphone-Konsum regeln? Wäre ein verpflichtender Unterricht zur Medienkompetenz hilfreich? Oder gar eine Enteignung aller Smartphone-Hersteller? Mögliche Lösungen bietet Spitzer nicht an.

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