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»Die Superkräfte der Vögel«: Zu Besuch bei den Helden der Lüfte

Silke Hartmann teilt ihre leidenschaftliche Begeisterung für Vögel. Sie vermittelt spannendes Wissen und wendet sich dabei vor allem an ein jüngeres Publikum.
Singender Zaunkönig vor grünem Hintergrund

»Vögel leben im Alltag so nah um uns wie kaum ein anderes Tier, und doch sind sie häufig nicht mehr als ein Hintergrundrauschen in unserem Alltag«, schreibt Silke Hartmann im ersten Kapitel ihres Buchs. Die Kommunikationsberaterin und Bloggerin möchte das ändern und andere mit ihrer Begeisterung für Vögel anstecken. Für (Hobby-)Ornithologen eignet sich ihr Buch wohl eher nicht – sie werden hier wohl nicht viel Neues entdecken. Vielmehr richtet es sich an Menschen, die zwar offen für das Thema sind, aber bisher kaum Berührung mit ihm hatten. Und so ist das Buch auch ziemlich »catchy« gestaltet: Fotos von Vögeln wechseln ab mit sprechblasenartigen Einschüben, kleinen Infoboxen und Comiczeichnungen der Illustratorin Véro Mischitz. Dadurch entsteht visuell eine lockere Mischung unterschiedlicher Elemente.

Wie ein roter Faden zieht sich die Superhelden-Analogie durch das Werk. Jedes Kapitel ist einer »Superkraft« der Gefiederten gewidmet – etwa dem Fliegen, ihrer Intelligenz oder dem Magnetsinn. Wer befürchtet, hier eine bloße Aneinanderreihung von Superlativen serviert zu bekommen, sei beruhigt. Die Autorin präsentiert einiges an spannendem Grundlagenwissen. So erfahren die Leserinnen und Leser zum Beispiel, warum Vögel singen können, ohne Luft zu holen (Feldlerchen können minutenlang ununterbrochen trällern). Und wer hat schon gewusst, dass die Hoden des Haussperlings zwecks Gewichtsoptimierung nach der Brutzeit von Bohnen- auf Stecknadelkopfgröße schrumpfen? Oder dass sich Rebhuhnküken im Ei per Vibrationen mit anderen zum Schlüpfen verabreden? Gut, ein paar Rekorde müssen sein, zum Beispiel bei den Langstreckenfliegern: So schaffte eine Pfuhlschnepfe 12 200 km in 224 Stunden – am Stück!

Der Mensch als Bösewicht

Auch gibt es immer wieder Einschübe über die Forschungsgeschichte, die mitunter recht amüsant sind. So glaubte Aristoteles vor mehr als 2000 Jahren, dass Schwalben im Schlamm von Gewässern überwintern (oder wo sollten sie sonst den ganzen Winter über stecken?). Auch räumt Hartmann mit einigen Mythen rund um die Gefiederten auf, so etwa mit der Legende, dass Elstern auf Glitzerndes stehen. Die Autorin schließt das Buch konsequent mit dem Kapitel »Gut gegen Böse«: Bei Superhelden gibt es immer auch einen großen Feind, und dieser ist im Fall der Vögel ganz klar der Mensch. Als wahrer Schurke der Geschichte ist er für die bedrohliche Dezimierung vieler Vogelarten verantwortlich. Rebhühner, Kiebitz, Feldlerche ... sie alle sind mittlerweile rar geworden.

Hartmann wechselt in ihrem Text zwischen wissenschaftlichen Fakten und persönlichen Anekdoten. Immer wieder kommt dabei ihre Begeisterung durch, die häufig in unkonventioneller Sprache durchschlägt. Das wirkt manchmal etwas flapsig, überdreht: »Vögel sind supercool«, »Krass!« Das mag nicht jedem gefallen. Trotzdem erzielt das Buch seine Wirkung, ist kurzweilig und ansprechend – vermutlich vor allem für ein jüngeres Publikum. Was schade ist: Obwohl das Buch auch eine »Liebeserklärung an die Wissenschaft« ist, fehlen leider Quellenangaben zu den verwendeten Studien. Auch mutet die Superhelden-Analogie immer wieder etwas anthropomorph an. Aber letztlich dient sie natürlich dem Zweck, die Tiere den Lesenden näherzubringen. Und es funktioniert. Am Ende der Lektüre sieht man Vögel tatsächlich ein Stück weit mit anderen Augen – und bekommt regelrecht Lust aufs »Birding«.

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