»Die Taschen voller Steine«: Befreiung aus der Sprachlosigkeit
Donnernder Streit bricht jede Nacht über Ella herein. Die macht sich große Sorgen, denn lautstarke Konflikte zwischen ihren Eltern gehören mittlerweile zum Alltag. Auf ihre Fragen bekommt Ella keine Antworten, so dass sie aufhört, diese zu stellen. Still und leise sammelt sie stattdessen jeden Tag auf dem Weg zur Schule Steine. Denen vertraut sie ihre Sorgen an, ansonsten verstummt sie immer mehr. Bald sind Ellas Taschen jedoch so prall gefüllt mit Steinen, dass nur noch eine bleierne Schwere bleibt. Zum Glück gibt es Bruno! Der merkt sofort, dass etwas nicht stimmt, und hat seine ganz eigene Idee, wie mit diesen schweren Steinen umzugehen ist.
Ella ist mit ihrem Erleben nicht allein. Sie steht exemplarisch für viele Kinder, die unter Konflikten, häuslicher Gewalt, Krankheits- oder Todesfällen leiden. Dem kanadischen Autor Frédérick Wolfe gelingt es, die enorme Belastung und die manchmal daraus entstehende Sprachlosigkeit und Starre kindgerecht darzustellen. Die Illustrationen von Marie-Ève Tremblay veranschaulichen durch farbkontrastierte Bilder Ellas Gefühlswelt. Ellas Geschichte soll Kinder ab fünf Jahren dazu ermutigen, Wege aus der Sprachlosigkeit zu finden und ihre Sorgen zu teilen. Im angebotenen Downloadbereich finden sich wertvolle Gesprächsimpulse, um Ellas Geschichte zu reflektieren, sowie eine kleine Auswahl an Arbeitsblättern für Einzel- und Gruppenarbeiten für Kinder von fünf bis acht Jahren. Aber auch Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit dürften von den Materialien profitieren. Da ihre Zielgruppe sehr jung ist, hätte eine kindgerechte Gestaltung der Arbeitsblätter für einen noch stärker ausgeprägten Aufforderungscharakter sorgen können. Auch stolpert man hier über recht komplexe Begriffe wie »Gefühlsbarometer« oder »negative Gefühle«. Trotzdem ist dieser Band ein gelungener Impulsgeber, der Kindern dabei hilft, ihre Sorgen zu verbalisieren.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben