Gefallener Orden
Am 18. März 1314 beteuerten zwei Männer ihre Unschuld und besiegelten damit ihren Tod auf dem Scheiterhaufen: Jakob von Molay, der damalige Meister der Templer, und sein Ordensbruder Gottfried von Charney. Als Ketzer vor einem geistlichen Gremium angeklagt, sahen sie einer lebenslangen Kerkerstrafe wegen angeblicher Ketzerei entgegen. Sie entschieden sich dagegen, indem sie ihre erzwungenen Geständnisse widerriefen, und wurden noch am selben Tag als rückfällige Ketzer verbrannt. Der Tod der beiden Männer läutete das Ende einer Ära ein: das der Tempelritter.
In vier Hauptkapiteln befasst sich der Historiker und Journalist Dan Jones mit den Templern, stellt ihr Werden und Wirken sowie ihren Niedergang dar. Er folgt dabei einer klaren, chronologischen Gliederung. Hierdurch verlieren seine Leser trotz der Detailfülle des Buchs nie den Anschluss. Jones möchte gleichermaßen informieren und unterhalten; beides gelingt ihm. Gestützt auf intensive Quellenrecherche, die er in eine lebendige Erzählung einbindet, hat er ein spannendes Werk geschaffen.
Pilgerschutz
In den ersten Episoden schildert der Autor die Anfänge des Ritterordens »Arme Ritterschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalem« im Jahre 1119. Der Orden verfolgte das Ziel, Pilger auf ihrer Reise nach Jerusalem zu schützen. Seine Mitglieder, die Tempelritter, waren in den Gründungsjahren noch auf Spenden angewiesen, gewannen jedoch schnell an Einfluss, Macht und Geld – sowohl im Nahen Osten als auch in Europa.
Bildhaft und lebendig beschreibt Jones die Rolle der Templer bei den Kreuzzügen im Nahen Osten. Er legt dar, wie die Ritter im Namen der katholischen Kirche kämpften und dabei im Prinzip die Rolle von Söldnern erfüllten. Seine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema und seine gekonnte Aufarbeitung des Stoffs vermitteln einen intensiven Eindruck von den Kreuzzügen. Seriöse Forschung und spannende Erzählung müssen sich nicht ausschließen, wie das Buch belegt.
Im letzten Kapitel untersucht Jones den Niedergang des Ordens. Einmal mehr spielten dabei materielle Besitztümer eine Rolle. Der französische König Philipp IV. begehrte Land und Geld der Templer. Deshalb beschuldigte er sie unter anderem der Ketzerei und bekam so den Vorwand dafür, den Orden zu entmachten und zu enteignen.
Jones stimmiges Werk macht den Mythos der Templer für die Leser greifbar, ohne selbst ins Mystische abzugleiten. Der Band ist sowohl für Historiker als auch für Geschichtsinteressierte lesenswert.
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