In der Luft erkannt
Dieses Bestimmungsbuch dreier Ornithologen beziehungsweise Zoologen möchte sowohl Hobby- als auch Profi-Ornithologen ermöglichen, die Vögel Mitteleuropas im Flug zu bestimmen. Hierfür haben die Autoren zusammen mit dem Ornithologen Hans-Heiner Bergmann und zahlreichen Fotografen sowohl Luftaufnahmen als auch Laute verschiedener Vogelarten zusammengetragen, die allesamt unter natürlichen Bedingungen entstanden sind.
Das Werk bietet zunächst einen Überblick über die Vogelanatomie und gängige Fachbegriffe der Ornithologie. Über Entenvögel, Falken, Schwalben bis hin zu den Staren beschreiben die Autoren sodann alle Familien von 468 mitteleuropäischen Vogelarten. Sie informieren über den aktuellen Status der jeweiligen Art, über Flügelspannweiten, Fluggeschwindigkeiten, Flügelschlagfrequenzen, Flugweisen und Vogelstimmen.
Bewegung und Klang
Ganz nebenbei vermittelt der Band, dass Flug nicht gleich Flug ist. Mancher Feder-, Flügel- und Muskelapparat ermöglicht eine schnelle Flucht, ein anderer wiederum einen pfeilschnellen Gleit- oder auch Rüttelflug. Letzterer dient dazu, die Lagestabilität zu erhalten, und ist beispielsweise beim Turmfalken während der Jagd zu beobachten. Die Tiere kombinieren diese verschiedenen Fortbewegungsweisen oft mit arttypischen Lauten. Rosaflamingos beispielsweise sind während des Flugs gut zu hören, geben sie dabei doch tiefe zweisilbige "Gragra"-Rufe von sich. Die Verbindung von Fortbewegung und Lauten spielt eine zentrale Rolle bei der Balz.
Fiedler, Fünfstück und Nachtigall gehen auch auf die Geräusche ein, die während des Flugs entstehen. Luftströmungen an der Schwinge während des Flügelschlages bringen beispielsweise einen pfeifenden Klang hervor. Die mit Beschriftungen ergänzten Vogelbilder sind mit QR-Codes versehen, die auf entsprechende Audiodateien mit Vogelstimmen und Fluggeräuschen verweisen.
Eine Einführung in die Flugphysik ergänzt das Werk; die Autoren erläutern hier unter anderem verschiedene Flugmanöver und klären ihre Leser über die Unterschiede zwischen Steig-, Segel- und Gleitflug auf. Demnach dient der Gleitflug dem langsamen Sinken, einhergehend mit größtmöglicher Flugdauer. Der Steigflug hingegen schließt sich einem Bodenstart an und ist durch große Flügelschlagamplitude gekennzeichnet, unterstützt von den Handschwingen. Während des Segelflugs schließlich findet ein Gleiten in aufsteigender Luft statt; Möwen etwa machen sich dabei bestimmte Thermiken zunutze.
Der Bestimmungsband ist für Ornithologen und Vogelinteressierte eine Bereicherung. Er ermöglicht nicht nur, verschiedene Vogelarten vom Boden aus zu bestimmen, sondern liefert auch wertvolle Informationen zu Körperbau, Vorkommen und Flugverhalten der Tiere.
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