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Archäologie im Weltraum

Was Raumfahrt-Artefakte über die Geschichte der Menschheit verraten.

Archäologen graben in der Erde, um die Spuren alter Kulturen zu entdecken: So sieht das landläufige Bild von diesem Beruf aus. Das ist zwar nicht falsch, inzwischen gibt es allerdings auch weit über unseren Köpfen diverse archäologische Artefakte. Dazu gehören Forschungsgeräte, Flaggen und andere Dinge, die auf der Oberfläche des Monds zurückgelassen wurden, aber auch längst nicht mehr funktionierende Satelliten, abgestoßene Raketenteile, der Leichnam der Hündin Laika sowie Elon Musks roter Tesla in der Erdumlaufbahn. Für viele ist das einfach bloß Weltraummüll, denn mit jedem neuen Objekt, das im Orbit kreist, verdichtet sich die Trümmerwolke, die den noch funktionierenden Sonden, Satelliten und nicht zuletzt der Besatzung von Raumfahrzeugen gefährlich werden kann.

Doch was für die einen schlicht Müll ist, präsentiert sich den Archäologen als materielle Kultur einer ganzen Epoche – in diesem Fall der des Weltraumzeitalters, das bis heute andauert. Es begann in den 1940er Jahren mit der Erfindung der V2, des ersten Flugkörpers, der in der Lage war, in die Stratosphäre einzutreten, und mündete später in einen »Wettlauf zum Mond«, den wahrscheinlich aufwändigsten ideologischen Wettkampf zwischen den Parteien des Kalten Kriegs.

Vom All in die Vergangenheit

Die Autorin dieses Buchs, Alice Gorman, beschloss als Kind, Astronautin zu werden, nachdem sie die Live-Übertragung der Apollo-11-Mondlandung gesehen hatte. Einige Jahre später musste sie allerdings feststellen, dass die Welt – zumindest in ihrem direkten Umfeld – dafür noch nicht bereit war. Trotz guter Noten in Physik, Mathematik und Naturwissenschaften gab es sozialen Druck dahingehend, dass sie nicht Astrophysik studieren sollte. Also widmete sich Gorman ihrer anderen Leidenschaft, der Archäologie. Der Weltraum und seine vielen Rätsel ließen sie jedoch nie ganz los. Seit Jahren erforscht sie daher die Geschichte und Archäologie des Weltraumzeitalters. Ihr ungewöhnliches Interesse brachte der Australierin den Spitznamen »Dr. Space Junk« (Dr. Weltraummüll) ein.

Gorman erzählt die Geschichte der Weltraumexploration anhand materieller Hinterlassenschaften und eröffnet damit eine ganz neue Perspektive auf die menschliche Präsenz außerhalb unseres Heimatplaneten. Die verschiedenen Kapitel widmen sich unter anderem der Erdumlaufbahn, dem Mond, Raumsonden wie »Voyager« und »New Horizons« und der Zukunft der Weltraumforschung. Abschnitt für Abschnitt erklärt sie, wie die Überbleibsel von Weltraummissionen dabei helfen, eine Politik-, Kultur- und Technikgeschichte zu rekonstruieren. Dabei widmet sie sich nicht nur den Aktivitäten der großen Raumfahrtnationen, sondern auch jenen Menschen, die ganz ohne politische Agenda von der Eroberung des Weltraums träum(t)en – zum Beispiel den privaten Vereinen, die in den 1960er Jahren selbst gebaute Satelliten ins All schickten.

Nicht alle Artefakte der Weltraumarchäologie befinden sich in der Umlaufbahn, auf dem Mond oder wie die »Voyager«-Sonden unerreichbar weit weg. Viele sind hier auf der Erde, beispielsweise auf dem ehemaligen Raketentestgelände Woomera in Südaustralien. Diese Überbleibsel zeugen davon, wie sich die Weltraumforschung vom Wettstreit der Blöcke hin zur internationalen Zusammenarbeit entwickelte, aber auch davon, woher viele scheinbare Selbstverständlichkeiten unseres heutigen Lebens stammen – vom Satellitenfernsehen bis zur Wetter-App auf dem Smartphone. Ohne die Gefahr des Weltraummülls kleinzureden, plädiert das Buch letztlich auch für dessen Erhaltung als kulturelles Erbe der Menschheit.

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