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Bauanleitung für Drachen

Ein Vater-Tochter-Autorenteam beschreibt auf unterhaltsame Weise, wie man mit gentechnischen Methoden einen Drachen erschaffen könnte – und welche Probleme dabei zu erwarten sind.

Drachen gehören zu den mythischen Wesen, welche die Sagenwelt aller Weltregionen bevölkern und auch in modernen Fantasy-Geschichten nicht fehlen dürfen. Dabei hat es sie in Wirklichkeit nie gegeben. Warum das künftig nicht so bleiben muss (und auch nicht sollte), erklärt ein US-amerikanisches Autorenduo aus Vater und Tochter. Anlass für das gemeinsame Buch war ein Schulprojekt, in dem Julie Knoepfler sich mit der Frage beschäftigte, wie sich mit moderner Technologie ein echter Drache herstellen ließe. Da ihr Vater Paul Knoepfler als Professor an der School of Medicine der UC Davis in Sacramento auf dem Gebiet der Stammzelltechnologie forscht und außerdem als populärwissenschaftlicher Blogger und Buchautor aktiv ist, war die Idee für das vorliegende Buch schnell geboren.

Geneditierung auf die Schippe genommen

Gleich vorneweg: Ganz ernst sollte man den Drachenbauleitfaden nicht nehmen. Ein neuartiges Lebewesen mit Hilfe von gentechnischen Methoden zu erschaffen, ist nicht erlaubt und wohl auch gesellschaftlich nicht erwünscht, was den Autoren natürlich bewusst ist. Im Vorwort erklären sie, dass ihr Gedankenexperiment in erster Linie Kindern und jungen Erwachsenen »coole« Wissenschaft nahebringen und gleichzeitig den »Hype« um neue Geneditierungsmethoden auf die Schippe nehmen soll. So machen sich die Autoren beispielsweise ausführlich Gedanken darüber, auf welche Weise sie bei der Erschaffung ihres Drachen ums Leben kommen könnten.

Trotz des unterhaltsamen, auf Jugendliche ausgerichteten Schreibstils enthält die Drachenbauanleitung eine geballte Menge Wissenschaft, die leicht verständlich aufbereitet ist. Nachdem sich die Autoren nach einem Blick auf die verschiedenen Drachenvarianten in Europa und Asien für ein großes, fliegendes, Feuer spuckendes Exemplar entschieden haben, suchen sie im Tierreich nach passendem »Ausgangsmaterial« für einzelne Eigenschaften wie Flugfähigkeit und Feuerspucken. Ausführlich werden die Unterschiede des Flugs bei Vögeln, Flugsauriern, Fledermäusen und sogar Insekten diskutiert und Baupläne für verschiedene Flügeltypen betrachtet.

Für das Spucken von Feuer gibt es im Tierreich zwar keine Vorbilder, doch erzeugen Wiederkäuer im Pansen eine leicht entflammbare Gasmischung, die, kombiniert mit einer Zündung durch die Signale eines elektrischen Fisches, das gewünschte Ergebnis liefern könnte. Eine Alternative zum Feuerspucken wäre das Ausstoßen heißer, ätzender Gase – der Schutzmechanismus des Bombardierkäfers. Auch an den Eigenschutz des Drachen haben seine Erzeuger gedacht: Ein Schleimüberzug könnte Verdauungstrakt und Haut feuerfest machen.

Viel Platz wird den Fragen nach der Sexualität sowie der angestrebten Intelligenz des Drachen eingeräumt – hier kann Paul Knoepfler Forschungsergebnisse aus seinem Labor zur Gehirnentwicklung einfließen lassen. Immerhin soll sich das mühsam konstruierte Tier wenn möglich anschließend selbst vermehren. Weiterhin überlegen die Knoepflers, ob und wie sie ihr Haustier mit mehr als einem Kopf, Hörnern oder Kiemen ausstatten können.

Zum Abschluss folgt ein ausführliches Kapitel über die ethischen Probleme des Drachenbauprojekts, in dem unter anderem die (möglichen) Bedürfnisse des Drachen einbezogen werden. Wohin könnte ein Erfolg beim Drachenbau führen? Werden in Zukunft auch Einhörner und andere mythische Wesen unsere Welt bevölkern? Und welche Probleme bringt es mit sich, menschenartige Fabelwesen wie Elfen oder Meerjungfrauen zu erschaffen?

Ein wenig ermüdend – vor allem zu Beginn – sind die vielen Wiederholungen und Füllworte. Dennoch führt das Buch moderne Erkenntnisse und Methoden aus verschiedenen Fachbereichen zusammen und liefert wichtige Denkanstöße zur gentechnischen Manipulation von Lebewesen.

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