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Städtebau im Imperium

Am Beispiel einer Fantasiestadt zeigt ein Architekt und Zeichner detailliert auf, wie römische Siedlungen entstanden.

Auf Befehl des Kaisers Augustus und mit Zustimmung des Senats und der Omenspriester entsteht im Norden Italiens eine neue Stadt: Verbonia Augusta. Die Bauherren legen einen quadratischen Plan an; Vermesser, Ingenieure und Architekten reisen an den Bauplatz – ebenso wie zahlreiche Soldaten, die Straßen schaffen, öffentliche Gebäude errichten und mit ihren Familien die ersten Einwohner stellen. Neben Wohnblöcken, den »insulae«, sowie Verwaltungsgebäuden entstehen Theater, Thermen, öffentliche Toiletten und ein Aquädukt für die Wasserversorgung. Das Ergebnis all dessen ist eine typische römische Stadt.

Vom Reißbrett zur Metropole

Nun hat es Verbonia nie gegeben, aber der Grundriss, die Baugeschichte und die Einwohner dieser quasi idealtypischen Fantasiestadt stehen beispielhaft für etliche Stadtneugründungen im gesamten Römischen Reich. Viele dieser am Reißbrett entworfenen Siedlungen entwickelten sich zu blühenden Metropolen, deren archäologische Überreste bis heute zu besichtigen sind – und von denen nicht wenige noch anderthalb Jahrtausende nach dem Ende des Imperium Romanum als bewohnte Städte existieren. Der Architekt und technische Zeichner David Macaulay hat etliche populärwissenschaftliche Bücher über antike Architektur geschrieben und illustriert. In diesem großformatigen Werk über die Fantasiestadt Verbonia erläutert er Schritt für Schritt, wie die Siedlungsplanung des Römischen Reichs funktionierte. Sowohl die kultischen, verwaltungstechnischen und architektonischen Vorbereitungen als auch die praktische Umsetzung des Städtebaus erklärt der Autor historisch fundiert und in verständlicher, klarer Sprache. Er verwendet und übersetzt die im Römischen Reich üblichen Begriffe für einschlägige technische Geräte und soziale Phänomene, setzt Fachwörter aber sonst nur sparsam ein.

Was den Band so besonders macht, sind die Zeichnungen, die jeden beschriebenen Aspekt des römischen Städtebaus illustrieren. Querschnitte, Grundrisse und Ansichten, die technische Abläufe erläutern, wechseln sich mit Darstellungen der Fantasiestadt und ihrer Erbauer ab. Die Illustrationen sind nicht koloriert, sondern im Stil von Bleistiftzeichnungen schwarz-weiß gehalten und wirken dennoch lebendig. Der Band enthält überdies acht Seiten mit Skizzen des Autors und seinen Erinnerungen an die Entstehung des Bands, der im Original erstmals 1974 erschien.

Das Buch ist ebenso kurzweilig zu lesen wie informativ. Die Illustrationen dienen nicht nur dem Verständnis, sondern sind auch überaus hübsch anzusehen. Für Menschen, die sich im Urlaub oder zu Hause schon einmal gefragt haben, woher die römerzeitlichen Ruinen stammen, ist dieser Band ein guter Einstieg. Er eignet sich für interessierte Laien jeden Alters.

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