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»Einfach Darwin!«: Darwin als Vordenker des Tierschutzes?

Pierre Jouventin bringt die Evolutionstheorie auf den Punkt. Er beleuchtet spannende Aspekte in Darwins Denken, für Neulinge könnte sich sein Buch aber als etwas zu komplex erweisen.

Die meisten Menschen können vermutlich Charles Darwins Evolutionstheorie in ihren Grundzügen erklären. Oder etwa nicht? Hat der berühmte Naturforscher wirklich behauptet, dass der Mensch vom Affen abstammt? Und ist es tatsächlich so, dass in der Natur jeder gegen jeden kämpft und am Ende der Stärkere siegt? Der Biologe Pierre Jouventin möchte Darwins Denken und Wirken erläutern und häufige Fehlinterpretationen aufklären. Dabei beleuchtet er auch einige weniger bekannte Seiten des Forschers.

Wie bereits die in derselben Reihe beim Kosmos Verlag veröffentlichten Bücher über die Physiker Stephen Hawking und Albert Einstein ist auch dieses Werk mit seinen 152 Seiten sehr kompakt. In fünf Kapiteln erklärt der Autor unter anderem, was »Darwinismus« wirklich bedeutet und warum Darwins Evolutionstheorie oft missverstanden und sogar instrumentalisiert wurde. Das Ganze wird ergänzt durch Comic-Illustrationen, Zitate über und von Darwin sowie ein Quiz am Ende jedes Kapitels, mit dem die Leserinnen und Leser ihr Verständnis testen können – was sich als notwendig erweist.

Interessante Einblicke, nicht immer klar erläutert

Denn Darwins Werke, die vor mehr als 150 Jahren erschienen sind, sind durchaus anspruchsvoll. Jouventin gelingt es zwar, die Gedankengänge des Naturforschers sowie die Reaktionen anderer auf seine Ideen nachvollziehbar darzustellen. Dabei springt er allerdings oft zwischen Themen, was mitunter verwirren kann.

Interessant sind seine Einblicke in Darwins Persönlichkeit. Er beschreibt Darwin als empfindsam, zurückhaltend und gemäßigt. Gleichzeitig war er jedoch ein Kind seiner Zeit; so hielt er Frauen, wie damals üblich, für weniger brillant als Männer. In anderen Aspekten war Darwin seiner Zeit jedoch voraus. Jouventin bezeichnet ihn sogar als Wegbereiter des »Tierschutzes«. Auch wenn er sich nicht aktiv für Tierrechte einsetzte, stand Darwin Tierquälerei entschieden ablehnend gegenüber. Mit seiner Evolutionstheorie legte er zudem die Grundlagen für die Tierethik, indem er zum Beispiel argumentierte, dass die vermeintliche »Überlegenheit« des Menschen über Tiere nicht wissenschaftlich fundiert, sondern subjektiven Urteilen geschuldet sei. Diesen Aspekt hätte der Autor gerne noch vertiefen dürfen. Viele andere Inhalte des Buchs sind auch in anderen Biografien Darwins zu finden, die dabei teilweise tiefer in die Materie eintauchen.

Insgesamt eignet sich das Buch daher vor allem für Leserinnen und Leser, die ihr Wissen über Charles Darwin auffrischen möchten. Für Einsteiger könnte es an manchen Stellen zu komplex sein. Wer tiefer in Darwins Gedankenwelt eintauchen und diesen Pionier der Biologie im Kontext seiner Zeit erfassen möchte, sollte sich unbedingt auch die Originalwerke des Naturforschers anschauen.

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