Buchkritik zu »Einstein - Sein Leben«
Der amerikanische Publizist Denis Brian hatte für sein Einstein-Buch einen günstigen Zeitpunkt getroffen: Eine Fülle von Material war erst vor kurzem zugänglich geworden, und einige noch lebende Zeitzeugen konnte Brian noch befragen. So sah sich der Autor in der Lage, "die zuvor fehlenden Mosaiksteine zu Einsteins Privatleben zusammenzusetzen" und "zum ersten Mal … fast alles über Einstein" zu erzählen.
Gemessen an dieser vollmundigen Ankündigung im Vorwort ist das Ergebnis mager. Wichtiges und Belangloses stehen bunt durcheinander – wie das so ist, wenn man die Kiste mit den gesammelten Briefen zum ersten Mal aufmacht. Häufig überwuchern die vielen Zitate die Rahmenerzählung. Was erfahren wir Neues über den privaten Einstein? Dass er mit Mileva Maric eine voreheliche Tochter hatte, von der in späteren Jahren keine Spur mehr aufzufinden war, steht schon in anderen Biografien. Über sein Verhältnis zu Frauen, das "bislang im Verborgenen geblieben" war, kann auch Brian nur wenig Erhellendes beitragen. "Zwei Ehefrauen bescheinigten ihm sein Versagen als Ehemann", er selbst scheint sich ähnlich eingeschätzt zu haben.
Nach heutigen Maßstäben müsste ein Urteil über ihn wohl deutlich milder ausfallen. Vor allem für seine späteren Jahre ergibt sich das grundsympathische Bild eines Mannes, der die Folgen seines Weltruhmes in grandios souveräner Weise bewältigte. Bei aller öffentlichen Aufmerksamkeit fand er sich nicht dazu bereit, seine Haare zu kämmen oder die üblichen Kleidungskonventionen einzuhalten. Eigentlich ein eher menschenscheuer Typ, antwortete er freundlich, humorvoll und gelegentlich sarkastisch auf die abwegigsten Fragen. Stets war er bereit seine Popularität einzusetzen, um einem Menschen zu helfen, dem Unrecht geschah.
Nach dem Zweiten Weltkrieg machten ihm viele seiner amerikanischen Landsleute zum Vorwurf, dass er zwar die Hexenjagd der McCarthy-Ära anprangerte, aber zu den unvergleichlich schlimmeren Grausamkeiten des Sowjetregimes schwieg. Einstein konterte mit der ebenso zutreffenden wie unbefriedigenden Begründung, ein Protest bei Stalin sei nicht nur aussichtslos, sondern könne die Situation möglicherweise noch verschlimmern. Hier ebenso wie bei seinem Pazifismus, den er angesichts der Nazigräuel erheblich einschränken musste, erlebt man Einstein weniger als den genialen Wissenschaftler denn als einen Menschen, der mit den moralischen Dilemmata seiner Zeit konfrontiert war – und auch keine besseren Antworten darauf hatte als seine Zeitgenossen.
Es sieht aus, als wäre wegen des insgesamt schwachen Textes bei großem Umfang dem deutschen Verlag die Liebe zu dem Buchprojekt abhanden gekommen. Er hat die Sache nicht nur fast zehn Jahre liegen lassen – die Originalveröffentlichung war 1996 –, sondern auch eine grottenschlechte Übersetzung akzeptiert. Das ist ein deutscher Text, den man nicht verschlingt, sondern mühsam herunterwürgen muss. Viele Schreib- und Satzstellungsfehler sind unkorrigiert stehen geblieben. Nur zur letzten Konsequenz, der Einstellung des Buchprojekts, konnte man sich im Jubiläumsjahr wohl doch nicht durchringen.
Gemessen an dieser vollmundigen Ankündigung im Vorwort ist das Ergebnis mager. Wichtiges und Belangloses stehen bunt durcheinander – wie das so ist, wenn man die Kiste mit den gesammelten Briefen zum ersten Mal aufmacht. Häufig überwuchern die vielen Zitate die Rahmenerzählung. Was erfahren wir Neues über den privaten Einstein? Dass er mit Mileva Maric eine voreheliche Tochter hatte, von der in späteren Jahren keine Spur mehr aufzufinden war, steht schon in anderen Biografien. Über sein Verhältnis zu Frauen, das "bislang im Verborgenen geblieben" war, kann auch Brian nur wenig Erhellendes beitragen. "Zwei Ehefrauen bescheinigten ihm sein Versagen als Ehemann", er selbst scheint sich ähnlich eingeschätzt zu haben.
Nach heutigen Maßstäben müsste ein Urteil über ihn wohl deutlich milder ausfallen. Vor allem für seine späteren Jahre ergibt sich das grundsympathische Bild eines Mannes, der die Folgen seines Weltruhmes in grandios souveräner Weise bewältigte. Bei aller öffentlichen Aufmerksamkeit fand er sich nicht dazu bereit, seine Haare zu kämmen oder die üblichen Kleidungskonventionen einzuhalten. Eigentlich ein eher menschenscheuer Typ, antwortete er freundlich, humorvoll und gelegentlich sarkastisch auf die abwegigsten Fragen. Stets war er bereit seine Popularität einzusetzen, um einem Menschen zu helfen, dem Unrecht geschah.
Nach dem Zweiten Weltkrieg machten ihm viele seiner amerikanischen Landsleute zum Vorwurf, dass er zwar die Hexenjagd der McCarthy-Ära anprangerte, aber zu den unvergleichlich schlimmeren Grausamkeiten des Sowjetregimes schwieg. Einstein konterte mit der ebenso zutreffenden wie unbefriedigenden Begründung, ein Protest bei Stalin sei nicht nur aussichtslos, sondern könne die Situation möglicherweise noch verschlimmern. Hier ebenso wie bei seinem Pazifismus, den er angesichts der Nazigräuel erheblich einschränken musste, erlebt man Einstein weniger als den genialen Wissenschaftler denn als einen Menschen, der mit den moralischen Dilemmata seiner Zeit konfrontiert war – und auch keine besseren Antworten darauf hatte als seine Zeitgenossen.
Es sieht aus, als wäre wegen des insgesamt schwachen Textes bei großem Umfang dem deutschen Verlag die Liebe zu dem Buchprojekt abhanden gekommen. Er hat die Sache nicht nur fast zehn Jahre liegen lassen – die Originalveröffentlichung war 1996 –, sondern auch eine grottenschlechte Übersetzung akzeptiert. Das ist ein deutscher Text, den man nicht verschlingt, sondern mühsam herunterwürgen muss. Viele Schreib- und Satzstellungsfehler sind unkorrigiert stehen geblieben. Nur zur letzten Konsequenz, der Einstellung des Buchprojekts, konnte man sich im Jubiläumsjahr wohl doch nicht durchringen.
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