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»Emotionales Erbe«: Viele Fälle, eine Aussage

Persönliche Schicksale mahnen zur Aufarbeitung von Traumata. Eine Rezension
Vater und Mutter betreuen Sohn und Tochter bei den Hausaufgaben

Krieg, der Verlust eines geliebten Menschen und andere tragische Geschehnisse können tiefe Narben auf der Seele hinterlassen. Wie wirkt es sich aus, wenn traumatische Erlebnisse nicht aufgearbeitet werden und das Lebensglück der nachfolgenden Generationen mitbestimmen?

Dieser Frage möchte die Psychoanalytikerin und klinische Supervisorin Galit Atlas in ihrem Buch nachgehen. Hier und da verweist sie auf wissenschaftliche Erkenntnisse oder Aussagen von Vertretern der Psychoanalyse, aber insgesamt gleicht das Buch einem Roman. Atlas verwebt Fallbeschreibungen mit ihren eigenen Beobachtungen und Gefühlen, zum Teil auch mit ihrer Lebensgeschichte. Es stellt sich die Frage: Welche hilfreichen Erkenntnisse kann die Leserschaft daraus ziehen? 

Die Autorin unterteilt das Buch in drei Abschnitte, die jeweils mehrere Fallgeschichten beinhalten: Traumata der Großeltern, der Eltern und der eigenen Generation. Mit Letzterer sind die Klientinnen und Klienten gemeint, die sich bei Atlas in Therapie befinden. Allerdings gelingt es der Autorin nicht, sich konsequent an ihre eigene Einteilung zu halten. So bespricht Atlas in einem Kapitel über die Eltern Traumata der eigenen Generation, während in einer Fallbeschreibung der aktuellen Generation das Trauma der Mutter schwerer wiegt als das der Klientin.

Trotz dieser Willkür spiegelt sich in den berührend beschriebenen Schicksalen die Kompetenz und Geduld der Therapeutin, die Problemen auf den Grund geht, um ihren Patienten zu helfen. Der Respekt vor ihrer Arbeit bleibt groß – nur die Vermittlung ihrer Botschaft hätte kürzer und wissenschaftlich fundierter ausfallen können.

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