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Buchkritik zu »Entkorkt!«

Die katholische Kirche beauftragte 1668 den französischen Mönch Dom Pierre Pérignon, endlich die lästigen Bläschen aus dem Weißwein zu entfernen. Rund dreieinhalb Jahrhunderte später ist Champagner Luxusgut, und die Bläschen sind Thema einer Doktorarbeit. Gérard Liger-Belair veröffentlicht seine Ergebnisse in einem unterhaltsamen Buch, garniert mit faszinierenden Fotos. Nach der Promotion blieb der Autor der Region seiner Studien treu; heute ist er Professor für Physik an der Universität Reims (Champagne).

Dom Pierre Pérignon hatte nicht lange gegen den Schaum zu kämpfen; dann änderte sich der Geschmack des Adels, und der Mönch entwickelte Verfahren, den Schaum zu verstärken. Dass seine Perlen ihre Existenz aber dem Schmutz im Glas verdanken, ahnte er wohl nicht. Das gelöste Kohlendioxid entweicht entweder direkt über die Oberfläche oder sammelt sich zu Bläschen – Letzteres aber nur, wenn bereits gasgefüllte Hohlräume in der Flüssigkeit sind. Diese Einschlüsse bilden sich meist in Zellulosefasern aus Papier oder Stoff, die durch die Luft oder beim Abtrocknen in die Gläser gelangen. An den Einschlüssen sammelt sich das Kohlendioxid und steigt ab einer gewissen Menge gen Oberfläche. Belegt wird dieser Prozess durch die Aufnahmen einer Hochgeschwindigkeitskamera mit Mikroskopobjektiv. Einer Perlenkette gleich bilden sich an den Einschlüssen immer neue Bläschen – rund elf Millionen in einem einzigen Champagnerkelch. In einem chemisch gereinigten Glas hingegen entweicht Kohlendioxid lediglich direkt über die Oberfläche.

Doch das ist erst der Anfang der Reise. Liger-Belair folgt dem Lauf der Perlen mit der Kamera. Er berechnet ihre Geschwindigkeit, zeigt, wie sie sich an der Oberfläche sammeln, und erklärt, weshalb Lippenstift die Pracht zerstört. Furioses Finale bilden die Aufnahmen der platzenden Perlen.

Hilfreich für das Verständnis sind die zahlreichen Grafiken. Leider fehlen im Text die entsprechenden Seitenangaben, der Leser begibt sich notgedrungen auf die Suche.

Eine gelungene Mischung aus Physik und Unterhaltung.
  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 12/2006

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