»Erfolgsfaktor Zufall«: Erfolgsgeheimnis Serendipität
Der Duden definiert Erfolg als »positives Ergebnis einer Bemühung« und »Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung«. Hat man diese etwas umständlichen Formulierungen entwirrt, klingt das vernünftig. Doch denken Sie einmal an Menschen, die es besonders weit gebracht haben. Könnte in ihrem Leben nicht auch der Zufall eine gewisse Rolle gespielt haben? So fand der berühmte französische Maler Paul Gauguin (1848–1903) nach dem Tod seiner Mutter durch seinen neuen Vormund nicht nur einen Job als Bankier. Er lernte durch den Kunstliebhaber auch die Werke vieler großer Künstler kennen, was ihn den Entschluss fassen ließ, selbst Künstler zu werden.
In »Erfolgsfaktor Zufall« setzt sich Christian Busch, der das Global Economy Program an der New York University leitet und an der London School of Economics lehrt, mit solchen Ereignisketten auseinander. Außerdem versucht er darzulegen, weshalb manche »Zufälle« gar nicht so zufällig passieren, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint.
Im Zentrum der elf Kapitel des Werks steht das Phänomen der Serendipität. Hierbei handelt es sich um unerwartetes Glück, das aus ungeplanten Ereignissen hervorgeht, wobei unsere eigenen Entscheidungen zu den positiven Wendungen beitragen. Etwas einfacher könnte man sagen: Es handelt sich um glückliche Zufälle, an denen wir beteiligt sind – beispielsweise durch gute Vorbereitung oder ein offenes Mindset.
Um den Leserinnen und Lesern dabei zu helfen, Serendipität herbeizuführen, setzt Busch auf eine Kombination aus inspirierenden Anekdoten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, vor allem aus der Psychologie. Die Forschungsergebnisse sind sehr verständlich aufbereitet und zahlreiche Beispiele amüsant zu lesen, sodass auch Menschen ohne Vorkenntnisse Freude an »Erfolgsfaktor Zufall« haben werden. Wissenschaftliche Ausdrücke wie »soziales Kapital«, ein sozioökonomisches Konzept, das die gewinnbringenden Beziehungen eines Individuums beschreibt, erklärt Busch nachvollziehbar.
Viele Formulierungen sind aus der Ratgeberliteratur hinlänglich bekannt. Manch ein Leser könnte allerdings einiger eher abgenutzter Tipps zur Kultivierung eines offenen Geistes überdrüssig werden. Auch von den häufigen Hinweisen darauf, dass die erfolgreichsten CEOs unserer Zeit die Serendipität als ihr Erfolgsgeheimnis ansehen, hat man irgendwann genug. Manche Beispiele wirken erzwungen – es entsteht der Eindruck, dass die Ereignisse auf Serendipität »getrimmt« wurden. Die praktischen Tipps zur Kultivierung von Serendipität setzen meist eine extrovertierte Persönlichkeit voraus. Menschen, die sich in sozialen Kontexten eher zurückhalten, können damit wenig anfangen. Es stellt sich die Frage: Ist Serendipität nur etwas für Extrovertierte?
»Erfolgsfaktor Zufall« hat seine Stärken besonders im wissenschaftlichen Teil und seiner guten Lesbarkeit. Leserinnen und Leser, die über den teils floskelhaften Ratgeberstil hinwegsehen, können einiges über den Zufall und seine Nutzbarmachung lernen.
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