Wie die Antike uns prägt
Seit Jahrtausenden forscht und entwickelt der Mensch Technologien, um die Natur zu begreifen, die Umwelt zu gestalten und sich das Leben zu erleichtern. Viele Erkenntnisse und Errungenschaften, die aus der Antike stammen, bilden die Grundlage moderner Technologien, während andere untergingen.
21 Themenblöcke
In seinem Buch präsentiert der Historiker Sonnabend sowohl den Forschungsstand in der Antike als auch die Geschichte von einigen Technikdisziplinen, die heute florieren. Darunter fallen insbesondere die Gebiete Ingenieurwesen und Architektur, aber auch theoretische Grundlagenforschung.
Dazu präsentiert der Autor 21 unterschiedliche Themenblöcke, in denen er jeweils einen herausragenden Spezialisten der damaligen Zeit vorstellt. Die Kapitelüberschriften lesen sich wie das Vorlesungsverzeichnis einer modernen Hochschule: Automatenherstellung, Mathematik, Signaltechnik oder Stadtplanung, um nur ein paar zu nennen. Zugleich stellen die ausgewählten Vertreter ihrer Kunst das »Who's who« der antiken Welt mit Philosophen, Erfindern und Herrschern dar.
Die Kapitelinhalte lassen sich in verschiedene Bereiche gliedern, meist mit naturwissenschaftlich-technischem Bezug, was etwa Bauwerke wie Tunnel oder Kanäle umfasst. Erstaunlich modern erscheinen dabei die gigantischen Landschaftsgestaltungsprojekte der Antike, die bisweilen megalomane Fantasien blieben, in manchen Fällen aber auch realisiert wurden. Neben diesen manifestierten Leistungen – einige Bauwerke sind noch immer in Verwendung – enthalten die Abschnitte auch naturwissenschaftliche Untersuchungen, etwa zur Meteorologie oder Geografie. Weiterhin gibt es Passagen, die sich mit angewandten und theoretischen Studien auf Gebieten der Mathematik, (Atom-) Physik oder Kriegswesen und Landwirtschaft befassen.
Ohne eine gewisse Einschränkung hätte dieser Technik-Almanach bestimmt den Rahmen gesprengt. Der Autor begrenzt die Epoche jedoch von zirka 700 v. Chr. bis etwa 400 n. Chr. und steckt das Gebiet durch die Anrainer des Mittelmeers ab. Bei den Kulturen beschränkt er sich auf die hellenistische Welt und das Römische Reich. Seine Wahl ist dabei sehr gelungen, in seinem Werk präsentiert der Verfasser amüsante und weit reichende Beispiele.
Als Historiker bleibt Sonnabend seinen schriftlichen Quellen treu. Der primäre Fundus seiner Kapitel sind antike Texte und Bücher, nur in einem zweiten Schritt bezieht er sich auf archäologische Funde. Geschickt gelingt es ihm, die historischen Darstellungen lebendig wiederzugeben, wodurch diese gleichzeitig einen Bezug zur antiken und modernen Lebenswelt erhalten: Beispielsweise waren verkehrsberuhigte Innenstädte mit einem klugen Brandschutzkonzept in der Antike essenzielle Forderungen einer urbanen Gesellschaft. Ebenso gab es damals schon Bedenken, ob neue Technologien und Maschinen gering qualifizierte Arbeitsplätze gefährden.
Manche ausgewählten Begebenheiten dürften dem geschichtlich Interessierten bekannt sein, doch vieles ist sicherlich neu und spannend. Zugleich finden sich unter den vorgestellten Persönlichkeiten auch solche, die man nicht mit einer Expertise auf dem genannten Gebiet in Verbindung gebracht hätte.
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