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Mathematik überall

Von Routenplanern über Espressomaschinen bis hin zu sozialen Netzwerken: Überall ist Mathematik im Spiel.

Wofür ist Mathematik überhaupt gut? Das fragen sich zahlreiche Schüler – und finden nicht immer eine zufrieden stellende Antwort darauf. In so einem Fall sollten sie dieses kürzlich erschienene Werk des Mathematikers und Philosophen Stefan Buijsman lesen. Denn der Niederländer präsentiert darin etliche Gründe, warum es sinnvoll ist, sich mit Mathematik auseinanderzusetzen.

Das Buch beginnt mit einigen philosophischen Grundfragen: Existieren Zahlen wirklich, oder sind sie eine menschliche Erfindung? Verständlich und unterhaltsam erörtert Buijsman zwei gegensätzliche Sichtweisen darauf. Danach beschreibt er die ältesten geschichtlichen Belege für das Betreiben von Mathematik, die aus Mesopotamien stammen, und geht auch auf die antiken Griechen, Ägypter und Chinesen ein, die auf ganz unterschiedliche Weise das Fach für sich entdeckten.

Handel treiben ohne Mathematik

Buijsman schreibt zudem über Völker, die bis heute ohne Mathematik auskommen. Ein Beispiel sind die Piraha, die im Amazonasgebiet siedeln und ein Leben ohne Zahlen oder Geometrie führen. Dennoch gelingt es ihnen, Handel zu treiben und Boote sowie Brücken zu bauen.

Der größte Teil des Buchs dreht sich darum, wo uns Mathematik – ob bewusst oder unbewusst – im Alltag begegnet. Sowohl eine Kaffeemaschine als auch ein Tempomat im Auto beispielsweise basieren auf Integral- und Differenzialrechnung und können so jederzeit auf kleinste Veränderungen reagieren. Die Kaffeemaschine regelt die Temperatur der Flüssigkeit ständig nach, während der Tempomat die Geschwindigkeit des Fahrzeugs fortlaufend korrigiert. Suchmaschinen und Routenplaner dagegen arbeiten in Netzwerken, wobei Algorithmen mit Hilfe mathematischer Methoden die größten Übereinstimmungen und kürzesten Wege innerhalb der Netze bestimmen. Möchte man wiederum die Prognosen von Wahlergebnissen richtig deuten, braucht man Statistik.

Das Werk enthält zahlreiche anschauliche Beispiele, aus denen hervorgeht, dass mathematische Kompetenzen in vielen Alltagssituationen von Nutzen sind. Der Autor bezieht dabei auch bekannte Themen aus der Politik ein, etwa die US-Präsidentschaftswahl, aus denen Donald Trump als unerwarteter Sieger hervorging, oder den Cambridge-Analytica-Skandal, also die Manipulation dieser Wahl durch groß angelegten Datendiebstahl und darauf basierende, individuell zugeschnittene politische Botschaften (»Microtargeting«).

Das 210-seitige Werk eignet sich ideal für Laien, die einen kurzen Überblick über die Vielfalt handfester mathematischer Anwendungen bekommen möchten. Zu Themen, die sie näher interessieren, finden sie im reichhaltigen Literaturverzeichnis weiterführende Lektüre.

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